Julius Hart

 

 

Was heißt eine "moderne" Poesie?

 

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Texte zur Theorie und Rezeption des Symbolismus
Diskussion: Moderne

 

Das junge Deutschland der Gutzkow, Wienbarg und Laube war es, welches mit vollem Bewußtsein zum ersten Male eindringlich an die einheimische Poesie die Forderung stellte, sich mit dem Geiste der Zeit zu durchtränken und aus ihm heraus zu dichten und zu schaffen, jedem Werke das Zeichen seines Geburtsjahres für alle Zukunft unauslöschlich aufzudrücken. Heine nannte die Gegenwart den urmütterlichen Boden des Dichters, aus welchem er, wie Antäus bei der Berührung der Erde, immer neue Kräfte gewinnt und ein ewig junges Leben.

Es war das zunächst und zumeist eine Kriegserklärung an die romantische Schule. Hier hatte die Neuentdeckung des Mittelalters mit seinen gothischen Domen, feierlichen Klöstern und kühnen Burgen, den keuschen, vom reinsten Geiste der Frömmigkeit erfüllten Marienbildern der alten deutschen Meister, vor Allem auch mit seinen Ritter-Epen, den Gesängen der Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg auf eine eigenartige Kultur hingewiesen, welche man für eine ganz und gar heimisch deutsche, ein völlig nationales Gewächs ansah. Von allen diesen Herrlichkeiten hatte der junge Goethe kaum eine Ahnung. Und es war ein großer Vortheil der Sturm- und Drangzeit, daß sie durch keine übermächtigen Ueberlieferungen und Vorbilder verwirrt wurde; der dreißigjährige Krieg hatte alle in die Vergangenheit hineinlaufenden Fäden zerschnitten, und von der deutschen Dichtung konnte man beim Auftreten der Goethe, Lenz und Klinger sagen, daß sie nicht vorhanden war. Sie wurde von Neuem geboren. Die herbe, köstliche Originalität dieser Kunst wächst vor Allem aus der keuschen Unberührtheit des allgemeinen Kulturbodens hervor. Ganz von selbst wurde man zu den besten Quellen hingeführt, zum Volk und zur Natur, auch ohne die Führerschaft Shakespeare's und des Volksliedes hätte man zu ihnen kommen müssen. Die deutsche Poesie wuchs plötzlich riesengroß empor und weckte die Begeisterung, fand das tiefste Verständniß bei der ganzen Nation, bei Reich und Arm, bei Gelehrten und Ungelehrten.

Erst als die Literatur völlig dem zauberhaften Banne der griechischen Antike verfiel, als Goethe verkündete, daß alles Heil bei den Hellenen und Römern liege, daß alle Kultur in der Bildung jener wurzeln müsse, konnte der Widerspruch nicht ausbleiben. Ohne Zweifel steckt in der Romantik ein starkes deutsch-nationales Element, und dieses führte sie auch eine Zeitlang zum Siegen. Man konnte darauf hinweisen, daß der Geist des Christenthums unsere Ideale gegenüber den antiken vertieft und veredelt hatte, daß im Germanenthum ganz andere Säfte und Kräfte liegen, andere Empfindungen und Anschauungen, als im Volk der Athener. Diese christlich-deutsche Kunst hatte im Mittelalter bereits reife Früchte und noch mehr herrliche Blüthen hervorgebracht, der Straßburger Dom, neben den Zeustempel von Olympia gestellt, dürfte nicht ganz [598] als ein Barbarenwerk angesehen werden. Die "Ilias" und "Odyssee" suchte man zum Aerger Goethe's mit dem "Nibelungenliede" abzutrumpfen, dem olympischen Heidenthume der "Weimarischen Kunstfreunde" rückte eine "neu-deutsch-christlich-katholische Kunst" auf den Leib, Fiesole's schwärmerische Marieen zogen gegen die Milesische Venus zu Felde.

Die Romantik erkannte den Irrthum des Hellenismus, oder verfiel in denselben Fehler, als sie die durch eine ebenso tiefe Kluft der allgemeinen Bildung geschiedenen Zeiträume des Mittelalters und der Gegenwart zusammenbringen wollte. Die allgemeine Erschlaffung Europas nach den Stürmen der großen Revolution und der Napoleonischen Kriege, die Tage der heiligen Allianz und der Karlsbader Beschlüsse begünstigten das Vordringen weichlich-weibischer Frömmigkeit, dämmerndes Traumleben, mark- und kraftlose Flucht vor der Wirklichkeit. Eigentlichstes Element der Romantik ist jene unbestimmte, in leisen, verlorenen Tönen schluchzende, ganz in den Fesseln subjektiver Launen und Beschränktheiten gefangene Stimmungslyrik – der Novalis, Eichendorff, Lenau, des Mystizismus und der Naturschwärmerei, der Melancholie und des Pessimismus –, welche hart an der Grenze des Dilettantismus liegt und in unserer Zeit den besten Tummelplatz der Dichterlinge bildet. Die Nachahmung des Mittelalters war so stark, daß man seine höhere Kultur aufgab, um sich in die Enge der Vergangenheit künstlich hineinleben zu können. Wie in den Tagen Kaiser Hadrian's eine antikisirende Richtung all die gewaltigen technischen Fortschritte der Plastik zu vergessen suchte, welche dieselbe in der griechischen Blütheperiode, bei den Alexandrinern, Rhodiern und Pergamenern gemacht, und dafür Gestalten schuf, so unbeholfen, steif, schwer und eckig wie die älteste Kunst noch vor der äginetischen Periode in ihrer Unfertigkeit sie bildete, so glaubte man im Beginn unseres Jahrhunderts nur dann die tiefe Glaubensinnigkeit und seelischen Ausdruck der Heiligenbilder treffen zu können, wenn man auch die Körper und Gewänder gleich den Prärafaeliten möglichst steif zeichnete. Was bei den Vorfahren leidige Unfertigkeit und Unvermögen war, versuchte man hier mit kühler Berechnung. Eine chinesische Fußverkrüppelung! Wer Volkslieder verfertigte, wollte vor Allem durch schlechte Reime und unbeholfenen Versbau glänzen. Denn die Nachahmung, der Dilettantismus kleben immer an der äußeren Erscheinung. Was diese Volkslieder in Wahrheit auszeichnet – trotz der schlechten Formen! – die tiefe Innerlichkeit, die Wahrheit des Gefühls und der Leidenschaft, darin sind sie nicht die einzigen Muster, darin ist Muster jeder echter Dichter, ob er im Osten oder Westen, bei Barbaren oder Griechen, hoch oder niedrig geboren wurde, das kann nicht nachgeahmt werden, sondern muß als Ursprüngliches vorhanden sein.

Die Romantik glaubte, die Ideale des Mittelalters der Neuzeit aufdrängen zu können. Als wäre für Schüler Kant's und Fichte's noch eine Scholastik möglich, eine naive durch keine Zweifel angekränkelte Frömmigkeit für die Nachfolger Lessing's, ein feudaler Lehnsstaat nach den Tagen der Revolution. Je mehr sie sich mit dem Geist der Neuzeit entzweite und verbitterte, je mehr sie sich in den Nebeln der Vergangenheit verlor, um so schattenhafter wurde sie. Die Wirklichkeit wich unter ihren Füßen und die Phantastik wuchs, wie die Menschen der Gegenwart durch Ritter und Burgfräuleins ersetzt wurden, so traten an die Stelle von Fleisch- und Blutgestalten märchenhafte Luftgeister. Aber so einseitige Herren regieren nicht lange. Diese ätherischen Getränke, diese Torten und diese Schaumspeisen wurden auf die Dauer dem Volke zuwider, und es sehnte sich wieder nach nahrhaftem Brote.

Hier setzte nun die Revolution des "jungen Deutschlands" ein. Stolz auf die gewaltigen Fortschritte des Geistes und der Bildung, auf die Siege der Wissenschaften, die politischen Gewinnste, stolz auf Luther und Kopernikus, Spinoza, Lessing und Voltaire, auf Mirabeau und die Girondisten, verachtete man das dunkle Mittelalter und seine Vorkämpfer, wollte man auch das goldene Gefäß der Poesie mit dem Weine der Neuzeit gefüllt wissen. Sollte nicht der Glaubenskampf eines Uriel Acosta ebenso gut wie Parcival's Suche nach dem heiligen Gral Begeisterung erwecken, war der Opfertod eines Giordano Bruno geringer als das Märtyrerthum des "standhaften Prinzen" von Calderon, sind die Helden der Gegenwart kleiner und verächtlicher, als lanzenzersplitternde Ritter? Halte sich der Dichter an der Gegenwart, forme er die Gedanken und Stoffe einer Zeit, spreche aus, was in den Herzen der Mitkämpfenden lebt, kurz und gut, er sei – modern!

Seit den dreißiger Jahren hat dieses Wort seine Geltung behalten und immer neue literarische Kämpfer um sich versammelt. Freytag und Spielhagen strebten diesem Ideale ebenso nach, wie die politische Lyrik der Herwegh und Freiligrath, es spricht auch, obgleich mit leiserer Stimme, aus den französirenden Gesellschaftsdramen der Lindau und Lubliner; ebenso geht die jüngste Bewegung von ihm aus; neben den Worten Naturalismus und Realismus, Natur und Wahrheit gebraucht man in den Kreisen der jungen Dichter und Schriftsteller keines so häufig, als das Wort "Modernität"; der Titel "Moderne Dichtercharaktere" ist nicht ohne Ueberlegung für eine Sammlung gewählt, in welcher einige Hauptvertreter des neuesten Deutschland sich ein Stelldichein gegeben haben.

Wie man sieht, ist diese Tendenz eine alte, die Jugend steht auf den Schultern der Vorfahren, und Gottschall konnte mit großem Recht "uns Revolutionären" ein Programm vom Jahre 1865 vorhalten, in welchem er für denselben Geist eine Lanze gebrochen hat. Er hätte aber auch noch dreißig Jahre weiter in die Vergangenheit zurückgehen können. Das ist eher ein Lob, als ein Tadel! Ein Beweis, daß der Forderung ein gutes Recht zu Grunde liegt, denn die Aesthetik hat die größte Wahrheit, welche sich im Einklang findet mit den Schöpfungen aller ersten Dichter, ebenso gut mit denen eines Goethe und Shakespeare, eines Molière und Calderon, wie mit den Dichtungen der Homer und Sophokles, der Kalidasa, Hafis und Lin-tai-pe.

[601] Es geht aber diesem Ausdrucke "modern" ebenso wie allen ähnlichen Schlagworten, Natur, Wirklichkeit, Wahrheit, Realismus, Idealismus und wie sie sonst noch heißen mögen. Man gebraucht sie nur zu oft als billige Phrasen, ohne ihr eigentliches Wesen zu verstehen. Man unterscheidet zu wenig den Kern von der Schale, bleibt am Stofflichen kleben, statt das Geistige zu erfassen, hängt am Wort, ohne in den Sinn einzudringen.

So kommt es, daß als geringe Frucht der jungdeutschen Aesthetik ein Zwitterding von Kunst und Wissenschaft, ein ungenießbares didaktisch-poetisches Etwas entstehen konnte, nichts Anderes nämlich als der Tendenzroman, so schoß die Tageszeitungslyrik ins Kraut, die konservativen oder demokratischen Parteilieder, in denen die Poesie als Schleppträgerin der Politik, in Rhetorgewändern prunkend einherschritt: so predigt man in unseren Tagen die Darstellung der Sitten der Gegenwart, verlangt vom Dichter die Wiedergabe unserer Kämpfe in Parlament und Kirche, hält es für eine besonders große That, wenn irgend ein Schriftsteller bekannte Persönlichkeiten unserer Zeit in leichter Verkleidung auftreten läßt, predigt in Ottaverimen und Sonetten für oder gegen die Sozialdemokraten.

Derselbe Geist spricht aus der Gottschall'schen Forderung, daß der Dichter seine Stoffe nicht aus den Zeiten vor der Reformation nehmen dürfe, da die modernen Ideen, welche noch in der Gegenwart kräftig fortwirken und unsere Herzen zu fesseln und zu erschüttern wissen, ohne Abzug und Kosten unser Verständniß finden können, erst mit den Tagen Luther's beginnen. Was wir geschichtlich als Neuzeit bezeichnen, wäre so der einzige Tummelplatz für den Poeten. Jüngst hat man, vom gleichen Standpunkte aus, versucht, diese seltsamen Schranken noch enger zu ziehen und den Grenzpfahl in die Tage der Napoleonischen Feldzüge versetzt.

Die Haltlosigkeit dieser ganz in Aeußerlichkeiten befangenen Theorien erweist die dichterische Praxis in jedem Augenblick. Mit demselben Verständniß und gleicher warmer Begeisterung nimmt das Publikum eine Darstellung des "Wilhelm Tell", wie die eines "Wallenstein" auf und wird sich wohl keinen Augenblick bewußt, daß jenes Schauspiel der Geschichte des vierzehnten und dieses nach Gottschallschem Rezept dem siebzehnten Jahrhunderte entlehnt ist. "Die letzten Tage von Pompeji" und "Ivanhoe" finden ebenso ihre Liebhaber und Leser wie irgend ein historischer Roman aus den Zeiten des siebenjährigen Krieges, ja, wäre jener Satz richtig, so müßten [602] alle literarischen Schätze der Weltliteratur, deren Alter über die Reformation hinausreicht, für uns ein todtes Gut sein, und könnten nicht mehr ästhetisch, sondern nur historisch wirken. Die Poesie schaffte alsdann für unendlich geringe Zeiträume. Ebenso wenig ist jene Forderung vom Standpunkt der Theorie aus aufrecht zu halten. Ist es wirklich wahr, daß die modernen unsere Zeit bewegenden Ideen ihre letzte Quelle in den Tagen der Reformation haben oder gar in denen der französischen Revolution, sind uns die Geisteskämpfe des Alterthums und Mittelalters wirklich ein vollkommen unklares wirres Tohuwabohu, in dem wir uns so gar nicht zurechtfinden können? Oder haben sich nicht vielmehr umgekehrt alle uns noch gewaltig erregenden und auseinanderreißenden Streitigkeiten immer wieder und von Neuem bei allen Völkern und in allen Jahrhunderten abgespielt. Hat der Kampf um Staat und Kirche erst mit Luther begonnen oder können wir ihn nicht – ja vielleicht bis in die dunkelsten Kulturanfänge, bis zum ersten Entstehen von Priesterthum und Königsherrschaft verfolgen, ist unser soziales Ringen nicht so alt wie die Menschheit? Läßt uns der Gifttod eines Sokrates so völlig ohne Rührung, weil wir seine That und die Verhältnisse nicht verstehen?

In dieser Weise können wir von ausschließlich modernen Ideen durchaus nicht sprechen. Und vielleicht wäre es überhaupt ein Unding, eine "moderne Poesie" aufzustellen? Doch nicht! In all' den genannten Fällen hat man in verkehrter, zum mindesten einseitiger Tendenz die Idee ausschließlich für das Stoffliche in Beschlag genommen. Man glaubte Alles gethan zu haben, wenn man dem Dichter vorschrieb, seine Gegenstände nur dem Leben der Jetztzeit zu entnehmen. Nach so einfachem Rezept kostet es nicht viel Gehirnschmalz, ein moderner Poet zu heißen. Man braucht nur den inbrünstigen Glauben an die alleinseligmachende Kraft dieser Anschauung zu fassen. Ja, wer gestern die Schlacht bei Roßbach besang und sich damit als homo diluvii testis, als überlebter Vergangenheitsmensch erwies, kann am nächsten Tage den Ehrentitel eines "Modernen" erringen, wenn er sich der Verherrlichung des Sieges an der Katzbach zuwendet.

Rein stofflich ist die Modernität des Tendenzromans; mag auch die Verwerthung brennender Tagesfragen und die Darstellung jüngster Parteikämpfe einer Dichtung zum großen Erfolge verhelfen und die Antheilnahme weitester Leserkreise erwecken . . . . dieser Erfolg ist nur einer des Augenblicks. Je älter solch ein Roman wird, desto mehr Staub legt sich auf ihn. Nach wenigen Lustren schon steht das Volk den Gegenständen seines Hasses oder seiner Liebe verständnißlos und gleichgiltig gegenüber, und was ihm zum Segen zu gereichen schien, wird zum Fluch. Rein poetische und ästhetische Wirkungen konnte er höchstens in dritter oder vierter Linie erzielen, vom Dichterischen ganz abseits liegende Interessen verhalfen ihm auf einige Zeit zum Sieg. Und noch mehr! Diese Tendenzromane werden allerdings das Leben der Gegenwart in den äußeren Erscheinungsformen widerspiegeln und das Volk aufklären über die gegeneinanderfluthenden geistigen Tagesströmungen, aber sie können dabei dem modernen Geiste geradezu ins Gesicht schlagen. Das finsterste Mittelalter vermag sich in diesen Zeitromanen niederzulassen, eine allem Modernen feindlichste Gesinnung darin auszusprechen. Man soll nur an das weiland berüchtigte Buch "Eritis sicut Deus!" denken. Die künstlerischen Nachtheile dieser Gattung sind überhaupt so schwerwiegender und umfassender Natur, daß es besser wäre, sie ganz aus dem Bereiche der Poesie, wie die didaktische Dichtung, zu verweisen; eine "Modernität", auf diese Weise erstrebt, führt in kürzester Weise zum literarischen Bankerott.

Die ganze Anschauung ist überhaupt nur ein neuer Beweis, wie in der Kunst Alles und Jedes aufs Innerliche, auf den aus dem Werke sprechenden Geist ankommt, d.h. auf den schaffenden Künstler. Nach seinem Ebenbilde gestaltet der Dichter, und er kopirt weder die Natur, noch die Wirklichkeit. Die ganze Welt bietet ihm nur das Material zu seinen Schöpfungen. Dieses Stoffliche ist darum für ihn ganz gleich. Ob er in der Gegenwart bleibt oder um einige Jahrtausende in der Geschichte zurückgreift, aus seinen Figuren redet derselbe Geist und dieselbe Gesinnung, mögen es Menschen in der Toga, im Panzer oder schwarzen Gesellschaftsanzug sein. Shakespeare's Römer ähneln auf das Haar seinen Engländern.

Stellt man daher an den Poeten die Forderung, dem Geiste seiner Zeit Körper und Gestalt zu verleihen, so fasse man das nicht so äußerlich auf, als solle er seine Helden und Handlungen nur der Gegenwart entnehmen; nein, es heißt nichts anderes als: Erfülle Dich selber mit ihrem ganzen Gedanken- und Empfindungsleben; was in Aller Herzen wohnt, wohne auch in dem Deinen. Schreite zur Höhe der Bildung empor, damit Du Deinem Volke ein Führer zum Besten und Edelsten sein kannst. Tritt für die Gedanken ein, welche in den Köpfen der Reinsten und Ersten wohnen. Erhebe Deine Nation und sinke nicht unter die Menge mit ihren kleinen Alltagsbedürfnissen hinab. Verleugne nicht die Fortschritte, welche der Geist unaufhaltsam zurücklegt. Schließe Dich nicht in Deinem Atelier oder Deiner Studirstube eigensinnig und grillenfängerisch von der Welt ab, um sie nur am Feiertage mit gleichgiltigem Auge anzusehen. Vergrabe Dich nicht in Büchern und Museen, baue Dir keine Märchenwelt auf, laß die Phantasie nicht in den Lüften wandeln und berausche die Seele nicht an haltlosen, nichtssagenden Schwärmereien. Der Künstler soll Wirklichkeiten schaffen, wie die Natur selbst, kein Traumleben bedeutet sein Denken und Thun. Der Dichter ist ebenso gut wie der Philosoph, wie der Staatsmann, wie der Techniker berufen, die Kulturaufgaben der Menschheit zu lösen, wie der Lehrer und Prediger die Keime des Wahren, des Guten und Schönen in allen Herzen zu verpflanzen. Wenn das Volk in seinem harten Ringen zu ihm aufblickt und ein Wort des Trostes verlangt, nach dem rechten Wege fragt oder, ermattet von der Last des Tages, sich zu erheben oder zu erquicken sucht, eine Kunst verlangt, welche in sein Herz tief hineingreift, mit der es leiden und jauchzen kann . . . muß es sich nicht enttäuscht und gleichgiltig abwenden, wenn der Künstler ihm nichts vorgaukelt, als subjektivste Phantasiegebilde; anstatt objektiv die Welt zu gestalten, nur seine ureigensten engsten melancholischen oder pessimistischen Stimmungen an den Mann bringt; wenn der Dichter sich daran genügen läßt, den bunten Farbenteppich von Märchen und Erzählungen auszubreiten und so das Publikum ansieht, wie die Amme ein Kind, welches sie in Schlaf einlullen will. Auch das ist Kunst, aber es ist eine Kunst des Luxus und des Ueberflusses, des Reichthums und des Salons. Sie zerstreut den Geist, statt daß sie ihn zwingt, seine Fähigkeiten zusammenzufassen, verweichlicht, statt daß sie stärkt, amüsirt ihn, aber erhebt ihn nicht; sie ist wie ein Kartenspiel, mit dem man die Zeit todtschlagen will. Daß die große Menge heute nur noch aus diesem Zwecke die Theater besucht und zum Buche greift, daß die idealeren Bestrebungen sich in einem fast aussichtslosen Kampfe gegen die dem Alltagsgeschmack sich beugende, nur auf Unterhaltung zielende Modepoesie befinden, liegt nicht zum wenigsten an der Dichtkunst selbst, welche weltabgewandt kaum die Gedanken und Empfindungen der Gegenwart zu berühren wagt, und dafür ganz in beschränkten Subjektivitäten zerfließt. Eine Lyrik, die alle Pindarischen Elemente ablehnt, großes Geistes- und Gedankenleben auszutönen vermeidet und statt bedeutsame leidenschaftliche Gestalten zu zeichnen, ihr letztes Heil in der Nachahmung Heine'scher Aphoristik findet und nur mehr oder weniger trübe und heitere Stimmungen und schwächliche Naturschwärmereien mit geringen Abwechselungen wiederzugeben weiß, kann dem tausendfachen Ringen und gewaltigen Kämpfen des modernen Lebens nicht gerecht werden. Sie ist nicht zeitlos, sondern verschwommen und charakterlos; der Poet sitzt, trunken von sich selbst, blind und taub, am offenen Markte, und starrt wie ein Fakir stier auf seinen Nabel nieder.

Eine dem modernen Leben abgewandte Kunst führt aber nicht nur zu der engherzigen Subjektivität dieser Stubenliteratur, sie bringt auch sonstige Irrthümer mannichfachster Art hervor. Da sind es zunächst Alterthümlichkeiten in der äußeren Gestaltung, Künsteleien und Erzwungenheiten, mit denen man die Sprache und Ausdrucksweise unserer Altvorderen nachahmt, wie es Freytag in seinen "Ahnen" versuchte. Meinhold's "Bernsteinhexe" ist wohl auf diesem Felde die ausgeprägteste Erscheinung. Mit peinlicher Genauigkeit hat sich hier der Verfasser in die Besonderheiten und Seltsamkeiten des Chronikenstils des siebzehnten Jahrhunderts verliebt, und auch nicht ganz unglückliche Versuche gemacht, einen Roman zu schreiben, wie ihn ein evangelischer Prediger des dreißigjährigen Krieges vielleicht hätte schreiben können. Der Hexenglaube, dem der Sproß des neunzehnten Jahrhunderts verfallen, konnte ihn allerdings von vornherein dazu befähigen; wir sehen hier, wie ein Dichter, der sich im starren Widerspruch zu der Bildung seiner Zeit befindet, mit wollüstiger Grausamkeit in dunkelste Abgründe verliert. Wenn er aber auch in der Form die Sprache jener Zeit sklavisch wiedergiebt, nur um einen thatsächlichen Beweis gegen die Berechtigung einer philologischen Bibelkritik zu erbringen, welche die Bücher des alten Testaments aus sprachlichen Gründen in eine spätere Zeit, als die von der alten Theologie angenommene, versetzt; so ist es wohl klar, daß eine derartige polemische wissenschaftliche Absicht mit der Kunst nichts zu thun hat. Die Poesie wird hier in den Dienst gelehrter Parteikämpfe gestellt, also didaktischer Natur. Die ihr gegebene Aufgabe kann sie niemals entscheidend lösen, und man unternimmt eine Thorheit, wie sie Lessing mit einem Plinius'schen Ausdruck verspottet: mit der Axt die Thür öffnen und mit einem Schlüssel Holz spalten. Wer in historischen Romanen und Dramen glaubt, die Personen so sprechen lassen zu müssen, wie sie zu ihrer Zeit sprachen, um das "Zeit- und Lokalkolorit" zu treffen, huldigt dem Irrglauben, als sei die Kunst jemals dazu berufen, geschichtliche Kenntnisse zu verbreiten, und würde in der folgerichtigen Anwendung seiner ästhetischen Grundsätze zu den tollsten Sachen getrieben werden, er müßte Minnesänger mittelhochdeutsch und einen Alcibiades griechisch reden lassen. Was die Macpherson, Chatterton und ähnliche Geister unternahmen, sind, künstlerisch betrachtet, nichts als Spielereien, vor denen man eine Zeit lang mit einer gewissen Neugierde stehen bleiben kann, als gut gemachten Kunststücken; aber es fehlt ihnen der tiefere Werth, weil sie nichts als sklavische Nachahmungen sind, "gelehrte" Handwerkerarbeiten, wie etwa der Zeustempel im Berliner Ausstellungspark.

Nur wenn die eigene Geisteskraft zu schwach ist, zu untergeordnet und zu bestimmbar, so daß jeder neue Eindruck das Ursprüngliche zurückdrängt und unterdrückt, sind Perioden wie die der Romantik möglich. Die Erscheinung einer originalen, eigenthümlich ausgeprägten, in sich selbst beruhenden Kunst wirkt so stark auf die schwachen Nachgeborenen, daß diese sich dem Geist jener ganz gefangen geben und in den Zustand des Dilettantismus gerathen, welcher die ihm durch Lektüre angeregte innere Bewegung und Erregung mit dem schöpferischen Drange des Künstlers verwechselt. Was dieser aus sich schöpft, schöpft jener aus der Bewunderung der Muster. Jede Zeit aber hat ihre eigene Empfindungsweise und besondere Gedankenwelt, wie sie sich aus der Fülle alles Vorhergegangenen ergiebt. Die naive Frömmigkeit und Glaubensinbrunst des Mittelalters ist der Allgemeinheit verloren gegangen; vergebens wird die religiöse Malerei unserer Zeit die Schwärmerei eines Fiesole zu erreichen suchen. Was nicht im Innern des Künstlers steckt, was ihn nicht voll und ganz beseelt und durchglüht, wie ein Feuer, wird im Ausdruck immer kalt und todt bleiben. Und nur den Laien täuscht er über diesen Mangel, wenn er sein Vorbild in den technischen Aeußerlichkeiten nachahmt.

Gewiß wird es auch auf geistigem Gebiete immer Sonderlinge geben, die in Folge besonderer Beanlagung, Erziehung und ähnlicher Einflüsse sich in ihren Anschauungen von der der Gegenwart entfernen, gar an Hexen und Dämonen einen frommen Glauben hegen. Sind es Künstler, so kann man es vom ästhetischen Standpunkte aus nicht tadeln, wenn sie dieses ihr Eigenstes gestalten. Wer aber glaubt, daß auch die Poesie eine gewaltige Trägerin der Kultur ist, daß auch der Dichter berufen ist, an der geistigen Bildung seines Volkes zu arbeiten und es nicht nur zu zerstreuen, zu unterhalten und zu vergnügen, wird solchen Erscheinungen frostig gegenüberstehen, welche dem Volke Steine reichen, wo es nach Brot verlangt.

Der moderne Künstler, so er in Wahrheit diesen Namen verdient, wird an sich selber schaffen und arbeiten, um als Mensch jenen Mustern reinster, edelster und allgemeinster Bildung gleich zu kommen, wie sie in einem Sophokles, Dante, Shakespeare, Milton und Goethe uns aufgestellt sind, oder doch die seines Landes und seiner Zeit so tief und innerlich in sich aufnehmen, wie es ein Calderon gethan. Die Werke, welche alsdann aus dieser seiner Innerlichkeit hervorfließen, werden im Volke verstanden werden, werden dasselbe hinreißen und erheben, indem sie in reinster und gewaltigster Weise seine tiefsten Empfindungen und Gedanken aussprechen, dieselben läutern und klären. Der Mensch der Gegenwart erblickt sein Bild im Spiegel der Kunst.

Hat der von der Natur wirklich begabte Dichter so die Bildung seiner Zeit in sich aufgenommen, daß diese ganz Eins mit ihm geworden, nicht flüchtig angeklebt, sondern in Fleisch und Blut ihm übergegangen ist, so daß dieser Geist in jedes seiner Werke natürlich überfließt, dann bleibt es sich gleich, ob er der Gegenwart oder der Vergangenheit seine Stoffe entnimmt. Dort wird er nicht durch die augenblicklichen Tageskämpfe in die Enge einer Partei sich hineinreißen lassen, hier kein Interesse Gegenständen abgewinnen, welche der Gegenwart als überlebte Kulturformen unverständlich bleiben müssen. Im Wandelnden sieht er das Bleibende, im Vergänglichen das Ewige, sub specie aeterni tritt ihm die Welt mit all' ihren Erscheinungen und Gestalten gegenüber.

 

 

 

 

Erstdruck und Druckvorlage

Tägliche Rundschau.
Zeitung für unparteiische Politik, Unterhaltungs-Blatt für die Gebildeten aller Stände.
Jg. 6, 1886:
Nr. 150, 1. Juli, S. 597-598
Nr. 151, 2. Juli, S. 601-602. [PDF]

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Tägliche Rundschau   online
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Werkverzeichnis


Verzeichnisse

Kaiser, Dagmar: "Entwicklung ist das Zauberwort".
Darwinistisches Naturverständnis im Werk Julius Harts als Baustein eines neuen Naturalismus-Paradigmas.
Mainz: Gardez! Verlag 1995 (= Germanistik im Gardez!, 3).
S. 252-287: Werkverzeichnis Julius Hart.

Sudhoff, Dieter: Die literarische Moderne und Westfalen.
Besichtigung einer vernachlässigten Kulturlandschaft.
Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2002 (Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, 3).
S. 633-635: Werkverzeichnis Julius Hart (selbständige Veröffentlichungen).



Hart, Julius: An die deutsche Poesie.
In: Deutsche Dichtung. Organ für Dichtung und Kritik.
1877, [Heft 1], S. 3.
PURL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6:1-58101

Hart, Julius: Gewitter.
In: Deutsche Dichtung. Organ für Dichtung und Kritik.
1877, [Heft 1], S. 4-5.
PURL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6:1-58101

Hart, Julius: Sansara. Ein Gedichtbuch.
Bremen: Kühtmann 1879.
PURL: https://hdl.handle.net/2027/uc1.$b613773
PURL: https://hdl.handle.net/2027/chi.088284701   [2. Aufl. 1887]

Hart, Heinrich / Hart, Julius: Eine neue Presse. Aufruf und Programm.
Bremen: Kühtmann 1879.
In: Werner Henske: Das Feuilleton der "Täglichen Rundschau" (betrachtet im Zeitabschnitt 1881-1905).
Bleicherode am Harz: Nieft 1940; hier: S. 167-172. [PDF]

Hart, Heinrich / Hart, Julius: Kritische Waffengänge.
Heft 1.1882 - Heft 6.1884. Leipzig: Wigand.
URL: https://archive.org/details/kritischewaffen00spiegoog
URL: https://archive.org/details/kritischewaffen00hartgoog
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/001782514
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/009956398   [Reprint 1969]
URL: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/101695/1/   [2. 1882]

Hart, Julius (Hrsg.): England und Amerika.
Fünf Bücher englischer u. amerikanischer Gedichte von den Anfängen bis auf die Gegenwart.
In deutschen Uebersetzungen.
Chronologisch geordnet mit litterarhistorisch-kritischen Notizen und einer Einleitung:
Ueber Geist und Entwickelung der englischen Poësie von Julius Hart.
Minden i. W.: Bruns 1885.
PURL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6:1-124617
URL: https://archive.org/details/englandundamerik03hart
PURL: https://hdl.handle.net/2027/uc1.a0001085026

Hart, Julius (Hrsg.): Orient und Occident.
Eine Blütenlese aus den vorzüglichsten Gedichten der Weltlitteratur.
In deutschen Uebersetzungen.
Nebst einem biographisch-kritischen Anhang.
Herausgegebn von Julius Hart.
Minden i. Westf.: Bruns 1885.
PURL: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:6:1-118396
URL: https://books.google.fr/books?id=5NSbGwAACAAJ

Hart, Julius: Oskar Blumenthal als Theaterkritiker.
In: Berliner Monatshefte für Litteratur, Kritik und Theater.
Bd. 1, 1885, Heft 4, Juli, S. 399-403.
URL: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:6:1-315081

Hart, Julius: Was heißt Nationalpoesie? Aesthetische Randglossen.
In: Tägliche Rundschau. Zeitung für unparteiische Politik, Unterhaltungs-Blatt für die Gebildeten aller Stände.
Jg. 6, 1886:
Nr. 93, 20. April, S. 369-370
Nr. 94, 21. April, S. 373-374. [PDF]

Hart, Julius: Was heißt eine "moderne" Poesie?
In: Tägliche Rundschau. Zeitung für unparteiische Politik, Unterhaltungs-Blatt für die Gebildeten aller Stände.
Jg. 6, 1886:
Nr. 150, 1. Juli, S. 597-598
Nr. 151, 2. Juli, S. 601-602. [PDF]

Hart, Julius: Der Zolaismus in Deutschland.
In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 30, 1886, Nr. 40, 2. Oktober, S. 214-216.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000059485

Hart, Julius: Zur litterarischen Bewegung der Gegenwart.
In: Litterarischer Merkur.
Mitteilungen aus dem geistigen Leben der Gegenwart und Nachrichten für Bücherfreunde über erschienene Neuigkeiten des In- und Auslandes.
Jg. 7, 1886/87, Nr. 2, 20. Oktober 1886, S. 13-14. [PDF]

Hart, Julius: Julius Wolff und die "moderne" Minnepoesie.
Berlin: Eckstein o.J. [1887] (= Litterarische Volkshefte, 3).
PURL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6:1-245367

Hart, Julius: Annette von Droste-Hülshoff.
In: Tägliche Rundschau. Zeitung für unparteiische Politik, Unterhaltungs-Blatt für die Gebildeten aller Stände.
Jg. 7, 1887:
Nr. 171, 26. Juli, S. 681-683
Nr. 172, 27. Juli, S. 685-686. [PDF]

Hart, Julius: Das Wesen der Poesie.
In: Tägliche Rundschau. Zeitung für unparteiische Politik, Unterhaltungs-Blatt für die Gebildeten aller Stände.
Jg. 7, 1887, Nr. 193, 20. August, S. 769-771. [PDF]

Hart, Julius: Eine "empirische" Poetik.
In: Tägliche Rundschau. Zeitung für unparteiische Politik, Unterhaltungs-Blatt für die Gebildeten aller Stände.
Jg. 8, 1888:
Nr. 92, 19. April, S. 366-367
Nr. 93, 20. April, S. 370-371. [PDF]
Mit Änderungen wiederholt in
In: Kritisches Jahrbuch.
Beiträge zur Charakteristik der zeitgenössischen Literatur sowie zur Verständigung über den modernen Realismus.
Jg. 1, 1889, Heft 1, Februar, S. 29-39.
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/009792953

Hart, Julius: Berlin.
In: Monatsblätter. Organ des Vereins "Breslauer Dichterschule".
Jg. 15, 1889, Nr. 5, Mai, S. 68-70. [PDF]

Hart, Julius: Homo sum! Ein neues Gedichtbuch.
Nebst einer Einleitung: Die Lyrik der Zukunft.
Großenhain u. Leipzig: Baumert & Ronge (Heinrich Ronge) 1890.
PURL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-540148
URL: https://archive.org/details/homosumeinneuesg00hartuoft
PURL: https://hdl.handle.net/2027/hvd.hnya46
S. V-XX: Julius Hart: Die Lyrik der Zukunft.

Hart, Julius: Der Kampf um die Form in der zeitgenössischen Dichtung.
Ein Beitrag zugleich zum Verständniß des modernen Realismus.
In: Kritisches Jahrbuch.
Beiträge zur Charakteristik der zeitgenössischen Litteratur sowie zur Verständigung über den modernen Realismus.
Jg. 1, 1890, Heft 2, Januar, S. 38-77.
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/009792953

Hart, Julius: Soziale Lyrik.
In: Freie Bühne für modernes Leben.
1890:
S. 1079-1082
S. 1099-1103
S. 1125-1128.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_neue_Rundschau
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/009989681

Hart, Julius: Einleitung.
In: Bruno Wille: Einsiedler und Genosse. Soziale Gedichte nebst einem Vorspiel.
Vorwort von Julius Hart.
Berlin: Freie Verlags-Anstalt Berlin (P. Maurer) o.J. [1891]
PURL: https://hdl.handle.net/2027/pst.000006830441
hier: S. III-VII.

Hart, Julius: ["Symbolismus, Phantasiekunst";
ohne Titel in der Rubrik "Kritische Rundschau über Leben und Kampf der Zeit"]
.
In: Freie Bühne für den Entwickelungskampf der Zeit.
1892, Dezember, S. 1334-1336.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_neue_Rundschau
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/009989681

Hart, Julius: Die Entwicklung der neueren Lyrik in Deutschland.
In: Pan.
Jg. 2 (1896/97), Heft 1, Juni 1896, S. 33-40.
URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pan
URL: https://bluemountain.princeton.edu/bluemtn/cgi-bin/bluemtn

Hart, Julius: Triumph des Lebens. Buchschmuck von Fidus.
Florenz und Leipzig: Eugen Diederichs 1898.
PURL: https://hdl.handle.net/2027/hvd.hny6z4

Hart, Julius: Vom Egoismus in der Litteratur.
In: Der Egoismus.
Unter Mitwirkung von Lou Andreas-Salomé [u.a.] herausgegeben von Arthur Dix.
Leipzig: Freund & Wittig 1899, S. 363-382.
URL: https://digital.ub.uni-leipzig.de/object/viewid/0000007923
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/100524130

Hart, Julius: Vorwort.
In: Neuland. Ein Buch jüngstdeutscher Lyrik.
Im Auftrag der Gesellschaft für Literatur & Kunst Neues Leben
herausgegeben von Paul Friedrich, mit einem Vorwort von Julius Hart.
Berlin: Verlag Neues Leben o.J. [1910 od. 1911]. [PDF]
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/101717904


Hart, Heinrich / Hart, Julius: Erinnerungen aus der Frühzeit der literarischen Moderne – 1880 bis 1900.
Hrsg. von Rolf F. Lang.
Berlin-Friedrichshagen: Müggel-Verlag Rolf F. Lang 2005 (= edition friedrichshagen, 10).

Cepl-Kaufmann, Gertrude (Hrsg.): Heinrich und Julius Hart. Lesebuch.
Köln: Nyland-Stiftung 2005 (= Nylands Kleine Westfälische Bibliothek, 10).

Hart, Heinrich / Hart, Julius: Lebenserinnerungen.
Rückblicke auf die Frühzeit der literarischen Moderne (1880 – 1900).
Hrsg. und kommentiert von Wolfgang Bunzel.
Bielefeld: Aisthesis Verlag 2006 (= Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Bd. 18; Reihe Texte, Bd. 5).

 

 

 

Literatur: Julius Hart

Brandmeyer, Rudolf: Poetiken der Lyrik: Von der Normpoetik zur Autorenpoetik. In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Hrsg. von Dieter Lamping. 2. Aufl. Stuttgart 2016, S. 2-15.

Bunzel, Wolfgang: Einführung in die Literatur des Naturalismus. 2. Aufl. Darmstadt 2011 (= Einführungen Germanistik).

Chevrel, Yves: Le modernisme et l'héritage du naturalisme. In: Neohelicon 29,1 (2002), S. 45-55.

Dupke, Thomas: Der Julius-Hart-Nachlass in der Handschriftenabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund. In: Literatur in Westfalen. Beiträge zur Forschung 5. Hrsg. von Walter Gödden. Bielefeld 2000, S. 239-245.

Fulsås, Narve / Rem, Tore (Hrsg.): Ibsen in Context. Cambridge u. New York 2021.

Gottschall, Rudolf: An die Leser. In: Blätter für literarische Unterhaltung. 1865, Nr. 1, 1. Januar, S. 1-2.
PURL: http://digital.slub-dresden.de/id390927252

Gottschall, Rudolf: Eine literarische Revolution. In: Blätter für literarische Unterhaltung. 1886, Nr. 23, 10. Juni, S. 353-355.
PURL: http://digital.slub-dresden.de/id390927252

Jurt, Joseph: La réception littéraire transnationale: Le cas de Zola en Allemagne. In: Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte 20 (1996), S. 343-364.

Kirchbach, Wolfgang: Was kann die Dichtung für die moderne Welt noch bedeuten?! Berlin 1888 (= Litterarische Volkshefte, 6).
URL: https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/titleinfo/4872349
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/100505254

Reents, Friederike: Stimmungsästhetik. Realisierungen in Literatur und Theorie vom 17. bis ins 21. Jahrhundert. Göttingen 2015.

Schneider, Lothar L.: Realistische Literaturpolitik und naturalistische Kritik. Über die Situierung der Literatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die Vorgeschichte der Moderne. Tübingen 2005 (= Studien zur deutschen Literatur, 178).

Stöckmann, Ingo: Der Wille zum Willen. Der Naturalismus und die Gründung der literarischen Moderne 1880 – 1900. Berlin u.a. 2009 (= Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte; 52).

Stöckmann, Ingo: Naturalismus. Stuttgart u.a. 2011 (= Lehrbuch Germanistik).

Sudhoff, Dieter: Die literarische Moderne und Westfalen. Besichtigung einer vernachlässigten Kulturlandschaft. Bielefeld 2002 (= Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, 3).

Völker, Ludwig: "Alle Erneuerung geht von irgendeiner 'Prosa' aus". Die lyrische Moderne und der Naturalismus. In: Deutsche Dichtung um 1890. Beiträge zu einer Literatur im Umbruch. Hrsg. von Robert Leroy u.a. Bern u.a. 1991, S. 203-235.

Wolff, Eugen: Die jüngste deutsche Litteraturströmung und das Princip der Moderne. Berlin: Eckstein 1888 (= Litterarische Volkshefte, Nr. 5).
URL: https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/titleinfo/4872282

 

 

Literatur: Tägliche Rundschau

Dussel, Konrad: Deutsche Tagespresse im 19. und 20. Jahrhundert. Münster 2004.

Henske, Werner: Das Feuilleton der "Täglichen Rundschau" (betrachtet im Zeitabschnitt 1881 – 1905). Bleicherode am Harz 1940.

Pöhls, Joachim: Tägliche Rundschau 1881-1933). In: Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Heinz-Dietrich Fischer. Pullach bei München 1972 (= Publizistik-Historische Beiträge 2), S. 349-363.

Stöber, Rudolf: Deutsche Pressegeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 3. Aufl. Konstanz u. München 2014.

Streim, Gregor: Feuilleton an der Jahrhundertwende. In: Die lange Geschichte der kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Hrsg. von Kai Kauffmann. Berlin 2000, S. 122-141.

 

 

Dokumente zum Kontext

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Silberblicke aus der Lyrik unserer Tage.
Leipzig: Rühle 1882.
URL: https://archive.org/details/neuerdeutscherp00moltgoog
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/006628249

Muncker, Franz: Zur neuesten deutschen Lyrik.
In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
I: 1884, Nr. 263, 21. September, S. 3882-3884
II: 1884, Nr. 268, 26. September, S. 3954-3956
III: 1884, Nr. 329, 26. November, S. 4858-4860
IV: 1886, Nr. 64, 5. März, S. 937-938
V: 1886, Nr. 75, 16. März, S. 1098-1099
VI: 1886, Nr. 115, 25. April, S. 1691
VII: 1886, Nr. 117, 28. April, S. 1714-1715.
URL: https://digipress.digitale-sammlungen.de/calendar/newspaper/bsbmult00000002

Baumbach, Rudolf: Lieder eines fahrenden Gesellen.
Leipzig: A. G. Liebeskind 1885.
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Weddigen, Otto: Die deutsche Lyrik der Gegenwart.
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Schütze, Paul: Ein moderner Minnesänger.
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Zolling, Theophil: Zola's neuer Roman.
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Ziel, Ernst: Lyrische Novitäten.
In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 27, 1885, Nr. 15, 11. April, S. 229-231.
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Wollerner, S.: Realismus und Poesie.
Eine Studie zur Litteraturgeschichte der Gegenwart.
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Mitteilungen aus dem geistigen Leben der Gegenwart und Nachrichten für Bücherfreunde über erschienene Neuigkeiten des In- und Auslandes.
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Buchwald, Otto: Das Unerquickliche.
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URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
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Gottschall, Rudolf: Gedichte und Dichtungen.
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1885:
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Nr. 41, 8. Oktober, S. 645-650.
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Ziel, Ernst: Lyrische Novitäten.
In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 28, 1885, Nr. 49, 5. Dezember, S. 358-360.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
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Wollerner, S.: Die Verflachung der modernen Lyrik.
In: Das Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes.
Jg. 55, 1886:
Nr. 10, 6. März, S.145-149
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URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/008893442
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Magazin_für_die_Literatur_des_Auslandes

Amyntor, Gerhardt von: 1885 er Lyrik.
In: Das Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes.
Jg. 55, 1886:
Nr. 18, 1. Mai, S. 281-283
Nr. 19, 8. Mai, S. 297-300.
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/008893442
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Magazin_für_die_Literatur_des_Auslandes

Bulle, Oskar: Streifzüge in die neueste Lyrik.
In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 29, 1886, Nr. 19, 8. Mai, S. 297-300.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
URL: mit Lücken https://catalog.hathitrust.org/Record/000059485

Ernst, Otto [d.i. Otto Ernst Schmidt]: Das Elend der modernen Lyrik.
In: Das Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes.
Jg. 55, 1886, Nr. 23, 5. Juni, S.355-358.
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/008893442
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Magazin_für_die_Literatur_des_Auslandes

Bulle, Oskar: Die Dichtung der Zukunft.
In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 31, 1887, Nr. 13, 26. März, S. 203-204.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000059485

Fokke, Arnold: Die realistische Strömung in unserer Literatur.
In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 32, 1887:
Nr. 31, 30. Juli, S. 69-71
Nr. 32, 6. August, S. 89-92.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
URL: mit Lücken https://catalog.hathitrust.org/Record/000059485

Halbe, Max: Moderne Lyrik. [Rezension zu: Karl Henckell: Strophen. Zürich 1887.]
In: Die Gesellschaft. Monatsschrift für Litteratur und Kunst.
1887, Oktober, S. 828-829.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gesellschaft_(Literaturzeitschrift)
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000544187

Zolling, Theophil: Deutsche Naturalisten.
In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 32, 1887, Nr. 47, 19. November, S. 324-327.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000059485

Harden, Maximilian: Die Wahrheit auf der Bühne.
In: Der Kunstwart.
Jg. 1, 1887/88, Heft 15, [5. Mai 1888], S. 201-204.
URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstwart
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/007925046

Schlaf, Johannes: Die Anfänge der neuen deutschen Literaturbewegung.
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Der Zeitgeist, Nr. 25; Beiblatt zum "Berliner Tageblatt", 1902, Nr. 312, 23. Juni, S. *2-3.
Der Zeitgeist, Nr. 28; Beiblatt zum "Berliner Tageblatt", 1902, Nr. 351, 14. Juli, S. *2-3.
Der Zeitgeist, Nr. 31; Beiblatt zum "Berliner Tageblatt", 1902, Nr. 390, 4. August, S. *3.
URL: zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/27646518


Mahal, Günther (Hrsg.): Lyrik der Gründerzeit.
Tübingen: Niemeyer 1973 (= Deutsche Texte, 26).

 

 

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