Paul Fritsche

 

 

Moderner Sturm und Drang.

Eine kritische Studie.

 

Text
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Literatur: Fritsche
Literatur: Kyffhäuser-Zeitung
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Motto:   Wir rufen dem kommenden Jahrhundert.  
— —                            
      Der Geist des Künstlers wiegt mehr als
das Werk seiner Kunst.            
                  J. M. R. Lenz.

Vorbemerkung.

Frei weg von der Leber will ich sprechen, – wie's meine Art ist! – und ich weiß, meine Worte werden auf fruchtbaren Boden fallen . . .

Wohlgemerkt! Hätte Deutschland eine Presse aufzuweisen, die jedem Großen, Schönen liebreich entgegenkäme, selbst wenn es mit dem jeweiligen Parteistandpunkte nicht durchaus vereinbar, hätte unsere Presse Kritiker, die unparteiisch kritisieren könnten, so brauchte ich nicht zur Feder zu greifen, um eine Arbeit der Gerechtigkeit zu vollbringen! Ich würde es dann nicht thuen, weil ich ja auch zu dem Kreise gehöre, dem Recht wiederfahren soll und 's ist stets eine mißliche Lage, sich zum Advokaten eigener Sache aufzuwerfen, wenn man nicht dazu gezwungen war, – so aber muß ich das thuen, was ich unter bestehenden Verhältnissen nicht lassen darf!

Für die Leser wird's freilich eher ein Gewinn sein, daß gerade ich, der sich zu den modernen "Stürmern und Drängern" rechnet und zu ihnen gerechnet wird, einige kritische Bekenntnisse über ihren "Sturm und Drang" mitteile; – der Kritiker wird ja der beste sein, der seine Autoren liebt und die intimsten Regungen ihres Herzens mit Verständnis wahrnimmt! Hinwiederum kann's möglich sein, daß mir andere, vielleicht fehlervolle Seiten unserer Bewegung unsichtbar bleiben, – ich stehe ja inmitten der Bewegung! Nun, wer meine Studie mit Aufmerksamkeit liest, wird, durch mitgeteilte Proben angeregt, gewiß zu den Werken selber greifen und wer Interesse für diese Schöpfungen gewinnt, besitzt auch eigenes Urteil genug, um von mir nicht erkannte Schwächen – und solche sind da! – aufzufinden.

Sollten mir bornierte Kritiker, Litterarhistoriker und sonstige "-iker" Überschätzung meiner künstlerischen Freunde, auch Selbstüberhebung vorwerfen, so – thut das ja nichts! Es wird nicht ausbleiben, daß man naserümpfend sagt: "Die jungen Kerle phantasieren sich in einen Sturm und Drang hinein!" . . Nun, es wird auch nicht ausbleiben, daß man schließlich sein Naserümpfen zurücknimmt und eine begeisterte Visage aufsteckt. Das war, das ist immer so, das wird immer so sein! Bei großen künstlerischen Revolutionen giebt's ein umgekehrt' Geschrei: erst brüllt man "Kreuzigen!" und dann jubelt man "Hosianna!" . .

Und dann??? . . .

Hier die Titelangabe der hauptsächlich in Betracht kommenden Werke; (sonstige Hinweisungen und Aufschriften unter dem Texte.):

"Moderne Dichter-Charaktere". Herausgegeben von Wilhelm Arent. Mit Einleitungen von Hermann Conradi und Karl Henckell. – – "Berliner Bunte Mappe." Herausgegeben von Eugen Düsterhoff. – Beide opera sind Berlin 1885, in Kommission der Kamlah'schen Buchhandlung erschienen. . . .

Wenn ich in nachfolgender Studie öfters vom "Wir"-Tone in die "Ich"-Schreibweise springe, so bringt dies meine eigentümliche Stellung zu dem zu behandelnden Stoffe mit sich . . .

Frankfurt a. O., im Juni 1885.

Paul Fritsche.      

 

*   *   *

 

[303] "Wir rufen dem kommenden Jahrhundert!"

Mit diesem stolzen und doch bescheidenen Lenz-Worte stürmen wir auf das litterarische Blachfeld, beginnen wir den Kampf gegen die durch und durch verseuchte Litteratur unserer Tage, gegen das Konventionelle, Frivole, Dumm-Unschuldige, Kleine, Gemeine, gegen Kliquen- und Parteilitteratur, gegen den breitspurigen, alles Große, Erhabene mit seiner Dumpfheit erstickenden Dilettantismus, den Kampf gegen die Herrschaft des Mammons, gegen den Materialismus und vielen anderen "-ismus", überhaupt gegen jede engherzige Selbstsüchtigkeit, – somit gegen jedes Götzentum!

Also stellen wir uns in bewußte Feindseligkeit zu unserem modernen Kulturleben, zu jener Kultur, die auf dem Weg ist faul und morsch bis in's tiefinnerste Mark zu werden, die einer greisen, schlampigen Hure gleicht, welche sich nur im flackernden, trügerischen Gaslichte sehen lassen kann, um wenigstens noch den Anschein von Jugend und Frische zu erwecken . . Diese Dirne ist geschminkt, trägt falsche Waden, Zähne und Haare, auf ihrer Visitenkarte steht "Kultur", ihr wirklicher Name heißt aber "Lüge" ! ! !

Dies Weib wollen wir entlarven und der "Wahrheit" zum Rechte, zur Herrschaft verhelfen, jener armen Jungfrau, die getreten und verstoßen wird und in verborgenen Gäßchen umherschleichen muß, – verkannt, verfolgt, verachtet, verlacht! . . . Juchhei, es lebe die Lüge, sie ist bequem und bringt 'was ein!! . . . .

Wir treten also nicht nur in litterarischer Beziehung reformierend auf, sondern auch in kultureller und die Verhältnisse liegen so, daß wir revolutionär erscheinen, nein, – sind! Das ist am Ende selbstverständlich! Jede Reformation ist eine Revolution – gegen das Niedere, Böse!

Schwüle genug war's, nun ist das Gewitter da! Das mußte so kommen! Die laue Windstille gebärt den Sturm, geistige Unnatur, Impotenz geht zuletzt mit Stürmern und Drängern schwanger . . . . .

Wir wissen genau, was wir wollen, überschätzen uns nicht, aber wir unterschätzen uns auch nicht! Wir stehen erst am Beginn einer gewaltigen künstlerischen Renaissance, (aus welcher ein allgemein besseres Kulturleben erwachsen wird), wir geben viel Unvollkommenes, nach uns kommen gewiß Stärkere, Titanen, wir rufen erst das Kommende herbei, – sind wir nicht bescheiden? Aber jene Späteren stützten sich auf uns, welche wir einst die Ersten gewesen sein werden, die wir zuerst alte Vorurteile und Schranken niederbrachen, einer höheren, wahrhaftigeren Auffassung riefen, – wir sind stolz!

Wir rufen dem kommenden Jahrhundert! . . .

Uns strahlt aber noch ein ander' Wort, auch der Seele des titanischen Jünglings entströmt, dessen Charakter ein "abgeklärter" Goethe "seltsam indifinibel" nennt und der trotz alledem und alledem ihm gleich geworden, wenn nicht die Krallen des Schicksals ihn gar zu fest gepackt. Wir erwählten sein erlösendes Wort:

"Der Geist des Künstlers wiegt mehr als das Werk seiner Kunst!"

Dies sei die Auriflamme, unter solchem Banner wollen und müssen wir siegen! Mit diesem Wahrspruch werden wir eine große, erhabene, intime, heilige Poesie schaffen, eine durchaus nationale, aus den Tiefen germanischen Herzens fließende Poesie. Sie wird im Leben sein wie der Quell in der Wüste, – der wandermüde Mensch wird dürstend, labelechzend zur Quelle pilgern, Erquickung <und> Kraft zu trinken. Und die sprudelnde Quelle wird befruchtend wirken, in der Oede wird die grüne Oase aufblühen, d.h., die Kunst wird wieder der Menschheit das werden, was sie sein soll, . . in der Wüstenei des Tagelärms der lieblich winkende, ersehnte Poet, der uns die Oede vergessen läßt und uns ein Eden däucht, – nein, auch ist! . . .

Werden wir das Ziel erreichen? Ich glaub' es nicht! Wir sind nur die Vorarbeiter, die Wegbereiter, in uns gährt es zu sehr, wir sind ja Stürmer und Dränger. Aufbauen werden wir, aber doch mehr zerstören, – letzteres ist vor allem unsere Pflicht! Bei uns heißt es kämpfen, kämpfen und wieder kämpfen gegen finstere Elemente, die dem sonnigen Lichte die Bahn verwolken! Dieser furchtbare Kampf ist ein hervorragendes Zeichen des modernen Sturmes und Dranges . . .

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  "Wir sind echte Söhne der zerriss'nen Zeit,
Mit Menschen und Gott, mit uns selber entzweit, –
Wir sind nicht von Jenen, die mit heil'gem Singen
Ihrem Volke Frieden und Liebe bringen,
Wir sind von Jenen, die wenig auferbau'n,
Wir sind erst vom Tage das Morgengrau'n.
Uns're Lieder, sie gleichen noch Rutenhieben,
Man wird sie fürchten, man kann sie nicht lieben!
Nach uns wird kommen der Dichter-Prophet,
In seinen Liedern Heilands-Odem weht,
Aus seiner Harfe rauschen himmlische Töne, –
Da schweigt auf Erden der Not Gestöhne!
In der Menschheit Busen wogt der Schall,
Bringt der Sünden unzählbares Heer zu Fall . . . .
Er reinigt die Seelen von irdischer Bürde.
Befreit den Menschen zur Menschenwürde! . . ." *)
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Doch wie freudig entsagen wir dem Glücke, das unsere Nachfolgenden besitzen werden! Nur durch unsere Aufopferung kann das leuchtende Ziel erreicht werden! Dies erhebt uns, giebt uns Kraft zu gewaltigstem Ringen!

Wir rufen dem kommenden Jahrhundert!

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"Doch weiter, ihr Brüder, durch Nacht und Grauen!
Wenn wir das Ziel auch niemals schauen,
Eine große Hoffnung wappnet uns fest,
Diese Hoffnung uns niemals verzagen läßt, –
Die sündig-dumpfen, leid-düsteren Pfade,
Wir eb'nen sie kommender Seelen-Gnade!" **)
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Es ist selbstverständlich, daß sich unsere Schöpfungen allmählig vervollkommnen werden, aber immer wird es in uns gähren, so daß wir nie ganz reife Früchte zeitigen können. Was schadet das? – Der Geist des Künstlers wiegt mehr als das Werk seiner Kunst! . .
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Sturm und Drang!

Wer diese Worte liest oder klingen hört, wird sofort an die Stürmer und Dränger des 18. Jahrhunderts denken und so er von uns modernen Stürmern und Drängern weiß, wird er unwillkürlich Vergleiche anstellen, nach Ähnlichkeiten suchen, um zu sehen, ob wir das sind, für das wir uns ausgeben; sein Maßstab ist der historisch-kritische und ist berechtigt. Doch auch ohne jede Näherung zu jenen Vollmenschen verflossener Litteraturepoche hätten wir im Gegensatz zur heutigen Litteratur das Recht, ja die Verpflichtung, uns Stürmer und Dränger zu taufen; das wird auch jedermann einsehen, so er unsere Schöpfungen prüft. Aber Vergleiche lassen sich vortrefflich anstellen und so ist unser Recht der Zuneigung ein zweifaches.

Man glaube aber nicht, daß im Credo unserer Vorgänger Alpha und Omega unseres künstlerischen Glaubensbekenntnisses enthalten, daß sie in jeder Beziehung unsere Vorbilder, – durchaus nicht! Es trennen uns wiederum weite Verschiedenheiten, ja, hier und dort sind sie uns sogar unsympathisch, – ich werd' es beweisen! . . . .

Von dem Bewußtsein ausgehend, daß unsere neuzeitlichen Klassiker in ihren späteren Schöpfungen teils den hellenischen, teils den romantischen Idealen zu viel des nationalen, volkseigentümlichen Elementes geopfert, von der Überzeugung und dem Instinkte beherrscht, daß eine Anlehnung an die eigentliche Romantik ein Unding wäre und uns in ein Meer der Welt[304]schmerzelei stürzen müßte, in dem wir elend ersöffen, in ein Wolkenkuckuksheim tragen würde, von dem wir den Rückweg nicht mehr fänden, von der Überzeugung ausgehend, daß die Ideale der jungdeutschen Richtung *) nicht die unseren sein können, (teilweise sind sie auch schon erfüllt), knüpfen wir an die gigantische, intime, lebensprühende Sturm- und Drangperiode an.

Vor allen Dingen imponieren uns diese Kraftmenschen als solche, mit ihrem grandiosen Protestgefühl gegen Konventionelles, diese Jünglinge und Männer mit ihrer Löwenhaftigkeit im gesellschaftlichen und intimen Verkehr. Wie winzig nehmen sich dagegen unsere Salonmenschen aus, die jedes Ding mit ihrer Scheere zurechtschneiden und Krähen für Adler ansehen! O, selten ragen aus dem modernen Dickicht engverworrener Vorurteile Menschen hervor, die noch Kraft – und den Mut! – haben, Charaktere zu sein! Wie müßen uns jene Sturm-Charaktere imponieren, **) uns, die wir streben, auch Charaktere zu werden und nicht nur dichterische! – – Im Gegensatz zur charakterlosen Modelitteratur sind wir schon Charaktere! . . . .

Dann die Geistes-Verwandtschaften, welche sie uns so lieb machten, daß einige Mitglieder unseres Kreises sich intim mit ihrem Leben und Schaffen befaßten: so mein Freund Wilhelm Arent mit Reinhold Lenz, (auf Arents "Reinhold Lenz. Lyrisches aus dem Nachlaß" komme ich noch nachher zu sprechen . .), Georg Gradnauer mit Klinger ***); ich selbst habe mich, durch meine frühere Laufbahn als bildender Künstler auf ihn gewiesen, eingehend mit Maler Müller und anschließend mit der ganzen Periode abgegeben.
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Durch Klopstock, Lessing, Wieland, Rousseau vorbereitet, beginnt es in den jungen unbefriedigten Gemütern zu gähren. Geniale Jünglinge, von wenigen älteren Männern umgeben, vereinigen sich zu einem festgegründeten Bunde, ohne sich äußerlich zu verpflichten; allmählich erkennt man den jungen Goethe stillschweigend als Mittelpunkt an . . . . Wie bei uns! Nur mit dem Unterschiede, daß wir uns nicht "genial" nennen können und wollen, sondern "talentvoll"; letzteres aber sind wir in jedem Falle, – das werden uns auch unsere Gegner zugestehen müssen! Auch erkennen wir niemand als Leiter unserer Bewegung an, vielleicht schwingt sich Einer bedeutend über seine Genossen empor, – dann werden wir ihn nicht nur stillschweigend als Führer anerkennen! Noch ist unsere Bewegung zu jung, um schon einen die Gesamtheit mächtig überragenden Führer gezeitigt zu haben; jene Genossen, wie z.B. Heinrich und Julius Hart, Kirchbach, die schon mehr zu den "Berühmten" zählen, gehören zu den "Gemäßigten", könnten also nie Führer des modernen Sturm und Dranges sein! Ihre längere litterarische Laufbahn kommt bei ihrer, in gewisser Hinsicht herrschenden Stellung auch in Betracht . . . . Unsere Pfadweiser und Vorbereiter sind von den Deutschen <Dranmor>, <Lingg>, Grosse, Schack, Hamerling und wenige Andere.

Der erste Sturm und Drang warf Errungenschaften verfloßener Generationen um, brach mit allem Konventionellen, allen Vorurteilen, leider häufig auch mit allen Urteilen, wollte von keiner Autorität hören, ließ am Ende aber auch keine Regel mehr gelten! . . Wir stürmen gegen die Generation der "Epigonen", wir wollen wieder intime Selbständigkeit aufbauen, protestieren gegen unsere sogenannte "Kultur", im Besonderen gegen den Wahnwitz, daß ein moderner Poet entweder in klassischen oder romantischen Fußstapfen wandeln müsse. Wir sind aber milder, wissen uns trotz allem Drang und Sturm mehr zu zügeln – dies wird unser Glück sein! Es wird uns bewahren vor zu frühzeitigem Untergange unseres künstlerischen Ichs, das nur in Verbindung mit Drang und Sturm wahrhaftig bleiben kann; wir werden in späten Jahren nicht zum "klassischen Magenbitter" greifen müssen, um unser dichterisches Leben aufzuwärmen, – wir werden auf der Bahn des aus nationalem Blute geborenen Sturm und Dranges weiterschreiten, die Verbindung mit der Nation erwerben, innigst erhalten und so den kommenden Sonnentag vorbereiten, dessen Morgenrot unsere Poesie bildet! . . .

Natur! Natur! ist der Aufschrei der ersten Stürmer und Dränger; auch wir rufen so, aber doch ist die beiderseitige Auffassung verschieden. Wir stehen heute im Gesause des sozialen Lebens, können und wollen uns nicht so der Naturschwärmerei hingeben, der einst die Dränger und Stürmer des 18. Jahrhunderts huldigten und zwar so stark, daß die ganze Richtung zuletzt in Sentimentalität und Weinerlichkeit ausartete. Wie ein Mädchen mit seiner ersten Puppe, so hätschelt und tätschelt Werther mit seinem Herzchen herum. Friedrich Heinrich Jacobi's Roman "Allwill" ist nur ein Herzensroman. In Millers "Siegwart" vergießt alles, von der Erde an bis zum Mond, Thränen, Thränen und wieder Thränen.

Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt!

Uns ist es gar nicht möglich, so einseitig den Gefühlen zu leben! Die Kontraste haben sich bis zum Haß zugespitzt, rechts und links wimmert und kreischt das soziale Elend, das Edelste und Reinste wird unterdrückt und da heißt es mannhaft kämpfen, das Herz durch's Hirn regulieren . . .

Liebesleidenschaft der historischen Stürmer und Dränger schafft in ihren Hochmomenten entzückende Liebeslieder, durch Studium der Volkspoesie beeinflußt in volkstümlicher Weise. Unsere moderne erotische Poesie wird größtenteils einen herberen, weiteren Hintergrund haben, sie wird mehr vom sozialen Leben beeinflußt. Liebesleidenschaft soll in jeder Poesie die Basis für gesunde Sinnlichkeit bilden, – dort artete sie zum Taumel aus und führt über den sinnlich-glühenden Heinse, der die Fäden bis zu den <Romantikern> fortspinnt, zur vollständigen Emanzipation des Fleisches bei den Jungdeutschen. Vor solchen Auswüchsen wird uns, hoff' ich, das Bewußtsein bewahren: Streiter zu sein für keusche Wahrheit, Menschenrechte und – Rechte des letzten Standes!

Wir proklamieren gewiß wie jene Stürmer und Dränger die Würde der Menschheit, sind aber gezwungen, markanter die Würde des letzten Standes zu betonen, den "gewisse" Kreise als nicht zur Menschheit gehörig zu achten scheinen! Hier ist der Punkt, wo wir vor allem zeigen, daß wir moderne Dränger und Stürmer sind, Kinder <unserer> Zeit! Hier streiten wir am gewaltigsten und unser Ruf dröhnt hier wieder und wieder: "Nächstenliebe!" . . Was helfen alle kaiserlichen Botschaften und Staatsgesetze? Sie können die Revolution nicht abwenden, wenn nicht der Geist des Staatsleibes "Gesellschaft" ein neuer wird! Und hier ist unser Motto: "Die soziale Frage ist eine Herzensfrage, ihre [305] Lösung heißt Nächstenliebe!" *) . . Dumpfe, jeder höheren Auffassung unzugängliche Köpfe nennen uns letzter Eigenschaft wegen "sozialdemokratisch". – Jene Herrlein gucken durch Brillen und darauf sitzt dicker Staub orthodox-konservativer, junkerlicher, pfäffischer oder sonstiger Vorurteile und so sehen sie nicht oder wollen sie nicht in unseren Liedern die Freudigkeit sehen, mit der wir für Thron und Reich einstehen; instinktiv aber fühlen sie, daß unsere Wahrheit ihrem Muckertum feindlich ist, also – verketzern sie uns! – Wehe über euch Thoren, die ihr das Herz der Wahrheit verschließt!

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  "So wisset denn, im Volke gährt es,
Es will gerecht behandelt sein!
Verweigert ihr's, – wie lange währt es?
So nimmt es sich sein Recht allein!
Dann wirft es ab die schwere Bürde,
Das Hungerdasein: Arbeitsknecht;
Dann nimmt es sich die Menschenwürde.
Nimmt mit Gewalt sein Menschenrecht! . . **)
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Ein deutliches Merkmal der ersten Sturmperiode ist ihre mystisch-christliche Richtung, eine Richtung, die man gothisch-christlich nennen könnte. Wir Modernen haben von solcher Richtung nicht ein Teilchen, und wenn Jenen die Bibel göttliche Offenbarung war, so ist sie uns Ausdruck des Volksgeistes, Volkspoesie, – letztere ist ja in gewissem Sinne auch göttliche Offenbarung! Wir Modernen haben fast alle nicht die Auffassung, daß die christliche Religion höchste Form aller religiösen Gefühle ist und glauben auch hier an einen Fortschritt, wie auf jedem andern Gebiete. Jenen war das Christentum Religion, uns ist es Mythologie! Jesus Christus ist für uns die historische, gott-begeisterte Persönlichkeit. Unsere Religion ist reinste Menschlichkeit ohne jede dogmatische Färbung, wir sind Pantheisten und zu dieser Höhe wollen wir auch das Volk heraufführen. Unser Sturm und Drang ist tief religiös, freilich in anderem als ganggäbigem Sinne, – das aber glaube man: "Wir unterschätzen nicht die Unzulänglichkeit menschlicher Erkenntnis und wir werden niemals aus bloßer Streitsucht das angreifen, was uns selbst einst das Heiligste gewesen; denn auch wir haben vormals zu dem persönlichen Gott des Christen- oder Judentumes emporgeblickt, – gewiß inniger als die Meisten von denen, deren Gebet nur gedankenloses Lippenwerk ist – und nur in schwerem Ringkampf mit uns selbst und mit den Schranken des Lebens haben wir uns losgesagt von dem alten Glauben! ***) . . .

National war der Sturm und Drang des vorigen Jahrhunderts ganz und gar: Man begeisterte sich für germanische Baukunst, sammelte emsig und liebreich Volkslieder, brachte das Zeitalter Luther's und Hutten's zu Ehren, studierte die Sprache Luther's und Dürer's Bildwerke; der größte germanische Dichter, Shakespeare war die Sonne ohne Flecken für den damaligen Drang und Sturm. Fremde Litteraturen machten natürlich damals, wie auch heute, ihren mächtigen Einfluß geltend. Der nationalen Seite unserer Vorgeborenen ist auch ein sozialer Beigeschmack nicht abzusprechen . . .

Heute müssen wir naturnotwendig national vom Scheitel bis zur Sohle sein, – wir sind ja Geisteskinder der Jahre 1870-71, ein einiges Vaterland umschließt uns, deutsche Flaggen wehen auf allen Meeren, fremde Erdteile müssen unserem Handel, unserer Industrie dienen. Wir stehen einem in politischen, kommerzialen Angelegenheiten wahrhaft erwachten Volke gegenüber, – das ist gut! aber wir haben kein litterarisches, künstlerisches, ideales Publikum mehr, – das ist böse! Das Ideale, Künstlerische ging im Wirbelwinde der politischen Gährung unter, die reine Kunst fand keine Heimstätten mehr und trotz aller Lebendigkeit unserer öffentlichen Zustände sind diese leer, krank. Das gesellschaftliche Leben aber, welches nie den idealen Zug entbehren darf, ist dieses Mangels wegen schon herabgesunken zum theatralischen Schein, Flitter, zur Lüge und Frivolität! Unser ist die Aufgabe, jedes Ideale in die alten Rechte einzusetzen. Mammonismus und andere dunkle Mächte haben Gewinn dabei, wenn Deutschland in künstlerischer Beziehung im Schlafe bleibt, – schwer wird der Kampf sein, aber wir werden den Sieg davon tragen und dann wird auf allen Gebieten ein reines, hohes Leben erblühen, unserem Volke und allen Nationen zum Heile! Auch auf den Gebieten bildender Kunst und Musik machen sich Reformbestrebungen geltend, wenn auch schwankender und schwächer. Unseren Nachfolgenden aber wird es gelingen, das Werk zur relativen Vollendung zu führen, die modernen Konflikte zu versöhnen! Also Reform des nationalen, künstlerischen Geistes, – verwechsele man aber unsere Forderung "national" nicht mit chauvinistisch-patriotisch! "Auf sozialpolitischem Gebiete ist die völlige Ineinsschmelzung des patriotischen Nationalsinnes mit einem freien, umfassenden Weltbürgertum das berechtigte Ideal unserer Tage geworden, ähnlich, meine ich, soll es sich mit der gesamten geistigen Aus- und Durchbildung verhalten . . ." *)

Natürlich! Wir, die wir jetzt stürmend und drängend vorgehen, sehen das Ziel klar vor Augen, stehen aber zu tief in den Konflikten, um es je erreichen zu können. Was verschlägt's?! . . . .

Charakteristisch für die Kraftgenies des vorigen Jahrhunderts ist, daß sie ihren schriftstellerischen Beruf für nichts hielten, verachteten; lebendige Thaten wollten sie vollbringen.

Die Zeiten ändern sich!

Ihre Mißachtung des Nur-Gelehrtentums ist selbstverständlich und harmonieren wir darin mit ihnen. Was ist alles irdische Wissen ohne jenen Funken göttlicher Flamme, die in ihrer höchsten Erscheinung Poesie ist?

Die Zeiten ändern sich und wenn wir so viele Ähnlichkeiten mit dem ersten Drang und Sturm haben, so lassen sich diese eben dadurch charakterisieren, daß in uns auch "Sturm und Drang" lebt, daß auch in uns das aus dem Borne germanischer Natur quillende Wahrheits- und Freiheitsgefühl die treibende Kraft ist . . . Die Kluft, die uns von jenen trennt, wird mit dem Wörtchen "modern" bezeichnet. Jene sind dahingegangen, andere Richtungen folgten und vor allen – lernten wir! Auf politischem Gebiete auf den Feldern der Wissenschaften, der Industrie fanden kolossale Umwälzungen statt; die That ist schließlich dem Geiste vorausgeeilt und wurde zur rohen Kraft, die Technik der Kunst und letztere wurde fade Künstlerei, die Naturwissenschaft der Philosophie erbärmlicher Materialismus ist das Resultat, – heut stehen die Konflikte kraß gegenüber! So befinden wir uns in einer Periode der geistigen Negation, kommen damit in eine Periode der Gedankenfäulnis, die, wenn nicht Umkehr stattfände, zur Fäulnis der Nation führen müßte!

Weit genug sind wir schon! . .

Man wolle meine Anklage nicht durch die Phrase zu entkräften suchen, daß unsere Kunst täglich noch Herrliches schaffe, – ei was, einzelne Erscheinungen sind's, dazu noch vom Fluche der Klassikermanie der "Gebildeten" niedergedrückt unter dem mastfetten Dilettantismus leidend!

Nun stehen wir auf, eine Horde junger Stürmer, die Riesenstärke in sich fühlen und wollen reformieren! Für uns gilt es, den zweifelschwangeren modernen Menschen mit ewigen Idealen zu versöhnen, ihm solche wieder zu verkünden. Freilich werden wir mehr alte Götzen stürzen müssen, als neue offenbaren können, doch auch wer morsche Tempel einreißt, um Platz für feste zu schaffen, gehört zu den Bauleuten! Es [306] gilt, die junge, durch Naturwissenschaft erschlossene Weltanschauung poetisch zu verklären, die Formen wieder mit einer Fülle neuen Lebens zu beseelen.

Was eine frühere Kulturepoche bewunderte, für "unerreichbar" hielt, kann uns heute nicht durchgehends maßgebend sein . . . "Vorwärts!" heißt die Losung! Jeder Stillstand ist Rückschritt! Für die Ewigkeit schaffen ist, Nachfolgenden Gutes geben, was sie weiter verwerten; im landläufigen Sinne hat noch niemand für die Ewigkeit geschaffen, wenn's hoch kommt, für einige Jahrhunderte. Oder will man mir einreden, daß die alten <Griechen> und Römer in ihrer Gestalt mit der heutigen Menschheit intim verbunden sind? Nein! Die Wahrheit, die sie gaben, ist in späteren Schöpfungen verwertet, – so weben alle Generationen am "ewigen Weltgedichte"! Wer will's mir denn beweisen, daß heute unser Nationalgedicht das "Nibelungenlied" ist? Heut' ist es der "Faust"! Doch auch er wird es nicht immer bleiben! 1000 Jahre sind im Kreise der Zeiten ein Nichts, für uns . . .!!! Da ändert sich viel, sehr viel! . . . . . Der Geschmack der Zeiten ist unbestimmbar und unberechenbar, unsere Pflicht ist, dem unserer Zeit eine geistig-sittliche Gesinnung zu geben. Die fehlt ihm heute! Der lebendigen Wirkung ihrer Kunst auf spätere Geschlechter gehen alle Künstler, – am wenigsten der Plastiker! – verloren, als Träger ihrer künstlerischen Idee wirken sie alle noch, von Homer bis zum jüngsten Altmeister Wagner herab!

Wir sind's zufrieden, wenn wir, das Gute verflossener Perioden aufnehmend, unseren Zeitgenossen relativ Gutes geben, was nächste Zeiten benützen . . .

Es ist entschieden das Größte, inmitten seiner Tage zu stehen und in ihrem Leben die ewige Wahrheit zu suchen. Noch viel zu sehr hält sich unsere junge Generation vom sozialen, öffentlichen Leben fern, strebt dem Ideal eines rein theoretischen Lebens nach, – nun, das muß anders werden! Dann wird auch unser ganzes Kulturwesen aufblühen, sich verjüngen!

Bezeichnend ist, was Emerson in "Letters and social aims" sagt; "Der Maßstab und Prüfstein des poetischen Genies ist die Fähigkeit, die Poesie aus dem alltäglichen Leben herauszulesen, die heutigen Verhältnisse dichterisch zu schmelzen, nicht Scott's oder Shakespeare's alte Fabeln wieder aufzuwärmen, sondern die des neunzehnten Jahrhunderts und der bestehenden Nationen in allgemeine Symbole <umzusetzen>. Es ist leicht die Mythologie der Griechen oder der katholischen Kirche darzustellen, das Feudalschloß, die Kreuzzüge, das Märtyrertum des mittelalterlichen Europa's. Aber es gehört ein freier und mächtiger Gedanke dazu, um nachzuweisen, wie derselbe schöpferische Trieb in unseren eigenen Häusern und öffentlichen Versammlungen thätig ist. . Das Leben braust täglich um uns und findet doch so schwer einen, der ihm Worte leiht. Dieses Verständnis für die Mitwelt ist eine Transsubstantiation, eine Verwandlung des täglichen Brods in heilige Symbole, und jeder Mensch wäre ein Dichter, wenn seine geistige Verdauung vollkommen wäre. Der Prüfstein des Dichters ist die Macht, den vorbeiziehenden Tag mit allen seinen Neuigkeiten, Freuden und Sorgen, wie er sie empfindet, festzuhalten und zu einer göttlichen Ursache emporzuheben, . . . . Dann grünt der dürre Zweig in seiner Hand, und er selbst fühlt sich beruhigt und erhoben."

"Dem Dichter gehört Politik, Ökonomie, Fabrik- und Börsenspiel, ebensogut wie Herzen und Sonnenuntergang, denn alle diese Dinge in der rechten Ordnung aufgefaßt, sind poetisch. Der Hauptzweck der Poesie ist, die Menschen über das richtige Prinzip des Lebens aufzuklären. Das Leben soll nicht gewöhnlich sein, sondern ein in jedem Teile vollendetes schönes Bild darstellen, der alte vergessene Glanz des Weltalls soll wieder für uns aufgehen. Und wenn einmal das Leben den Polen der Natur treu ist, so werden uns die Ströme der Wahrheit im Liede umrauschen."

Ich weiß, viele meiner Freunde werden dies gern unterschreiben, einige aber werden noch zusetzen: "Wir lassen's auch gelten, wenn der Dichter in vergangene Zeiten zurückgreift, 's kommt nur darauf an, was er zu geben hat und wie er's sagt!" Beide Anschauungen sprechen sich in folgenden Vierzeilern aus:

"Kein rückwärts schauender Prophet,
Geblendet durch unfaßliche Idole,
Modern sei der Poet,
Modern vom Scheitel bis zu Sohle!
" *)

Der zweite ist mein Eigentum und zugleich mein Leitstern:

"Der Künstler ist ein Bürger aller Zeiten
Und Gottes Schöpfung heißt sein Vaterland,
Doch muß er stets ein Sohn der eig'nen Zeit,
Mit ganzer Seele Kind der Heimat bleiben
!" **)

. . . Unsere Dichtung wird einem dreischneidigen Schwerte gleichen!

Wir werden nichts vermänteln, bedecken, sondern unerbittlich wahrhaftig sein! Unsere Stellung als künstlerische Revolutionäre ruft in uns das Satyrische hervor; schwachen Seelen wird die Wahrheit in unserer Beleuchtung oft "zu wahr" sein. Sind wir deshalb Realisten? – Nein, o nein, wir wollen Idealisten sein und sind es, wenn auch unsere Mittel oft sehr realistische sein werden! Der gemeine Verstand verwechselt zu oft Realismus mit Naturalismus, Wahrheit mit Wirklichkeit. Echte Künstler sind stets Idealisten! Inmitten der Welt die auf Belebung wartenden Keime des Schönen, Guten als Keime der wahren Kultur erkennen und diese stillen Kräfte fördern, heißt Idealist sein! Idealisten sind nicht Leute, die sich der Welt abkehren "und eine andere erträumen, indem sie sich Ideale machen, die nicht sind, und wenn sie aus dem Traum erwachen, verfallen sie in Schwermut und Verzweiflung. Nein! Die wahren Idealisten erkennen vielmehr das Ideale in der Welt; sie erschauen durch die vergänglichen Wirklichkeiten die ewigen Ideen, wie sie sich in den edelsten und reinsten Bestrebungen und in den, unter vielem Schutt verborgenen Wahrheiten dieser Welt als wirkende Willensmächte offenbaren. Die edelste, reinste und mächtigste irdische Offenbarung dieser idealen Kultur ist die ideale Kunst, das Kunstwerk selber. Wenn alle Stützen des Mutes den Idealisten sinken wollen, – hier ist das Heroenbild, an dessen Altar sie sich wieder aufrichten, wo sie den Glauben an das Ideale wieder gewinnen können. Daran lernen sie nicht nur die Wahrheit selber zu erschauen, sondern auch es ernst zu nehmen mit ihr und ihrem Dienste: der Förderung und Verstärkung aller Keime idealer Kultur ringsher in der unkünstlerischen Welt." ***)

. . . . Unsere litterarische Bewegung gab sich zuerst in der Lyrik machtvoller kund, mit lyrischen Schöpfungen traten wir zuerst geschlossen auf und man höre! gerade auf unsere Lyrik setzen wir größte Hoffnungen, die der Kunst ungetreuen Kreise zurückzugewinnen! Ich will das nicht weiter auseinandersetzen, der Erfolg wird beweisen, daß wir richtig vorgehen! Jeder Poet wird in seiner Lyrik am intimsten sein, hier zeigt sich sein dichterisches Leben in den Hoch[307]momenten. Auf dramatischen und epischen Gebieten wird ein geschlossener Vorschritt zur Zeit auch nicht ausbleiben.

Vom Herzen Deutschlands, von Berlin ging unsere litterarische Revolution aus, – wie das heute naturnotwendig so geschehen mußte! –, nicht wie im vorigen Jahrhundert aus der äußersten Peripherie deutscher Lande. *) Zentrum der Bewegung ist selbstverständlich Berlin, **) darum gruppieren sich Wien, Magdeburg, Hannover und verschiedene einzelne Orte.

Der Sturm und Drang des 18. Jahrh. wurde durch schon erwähnte Fehler frühzeitig zu Grabe getragen, er währte von 1767–1781; unser moderner Drang und Sturm ist gesunder und sein Kampf gegen die allgemeine Korruption moderner Kultur und Litteratur wird ihn lebensstark erhalten, bis seine Krystallisierung zu echt germanischer, idealer, aus der Zeit herausgewachsener Kunst gelungen!

Wenn ich sage, daß in unserem großen Ringe einzelne Genossen gemäßigter, andere radikaler auftreten, so ist das erklärlich.

[315] Die Genossen, welche den Poeten à la mode zuerst den Fehdehandschuh hinwarfen, sind die

Brüder Hart.

"Eine Schule zu bilden liegt uns fern, Realismus, Naturalismus, Idealismus und alle sonstigen "Ismen" haben als <Schulembleme> keinen anderen Wert, als das "I-anertum" für die Persönlichkeit. Wir unsererseits kennen nur eine Poesie, die Poesie des Genies, des Talentes und nur einen Feind, die Mittelmäßigkeit, den sich vordrängenden Dilettantismus. Die Poesie des Genies war zu allen Zeiten realistisch und doch auch idealistisch, sie atmete von jeher Wahrheit, Quellfrische und Natur, sie wandte sich stets an den ganzen, gesunden, ringenden Menschen, an alles das, was in uns zur Höhe, was in die Tiefe strebt. Die Arbeit der Mittelmäßigkeit aber sucht heute, wie früher den Tagesbeifall des Unreifen und Verlebten, des Salons und des Kaffeekränzchens, sie war immer Spielerei, Mache und Lüge, von außen geleckt, zierlich, moralisierend, im Innern faul, unsittlich, kraftlos und hohl." *)

Ja, es liegt diesen Männern heute so fern, eine Schule zu bilden, wie vor einigen Jahren, als sie mit ihren "Kritischen Waffengängen" **) den zündenden Blitz in die Stickluft unserer Litteratur schleuderten. Sie können und wollen aber auch nicht der jungen Richtung Führer sein, sie achten die Selbstständigkeit des Talentes zu hoch und ein Führer wird und muß sich ja die Individualität des Geführten dienstbar machen . . .

Ich glaub' übrigens, es wird gut thun, wenn wir alle dahin streben, nie eines Führers bedürftig zu sein und uns alle bestreben, wahre "Führer der Nation" zu werden! Ich hoffe, es wird so! . . .

Lag es den Harts von jeher fern, irgend eine "Schule" zu bilden, so waren sie es doch, die den meisten der modernen Stürmer und Dränger die Augen öffneten, sie zum Bewußtsein ihrer künstlerischen Selbstständigkeit brachten und so verehren wir die "Waffengänger" als das, was sie in Wahrheit sind, nämlich "Lootsen der jungen Richtung". Die Schiffe der jüngeren Poeten haben sie gleichsam aus dem gefährlichen <Klippenfahrwasser> der Modelitteratur sicher hinausgeführt in das offene, erhabene, freie Weltmeer der hochheiligen Poesie und nun – "sei Dein eigener Kapitän und segele Deinem Ziele zu!" – –

Ihre innige Beschäftigung mit der Weltlitteratur bewahrte ihnen den jugendlichen klaren Blick; sie erkannten die Hohlheit der pompös auftretenden Mode-Dichterei! Diese weltlitterarischen Studien gaben ihrer eigenen Poesie auch den großen Charakter; wenn die Harts Maler wären, würden sie jedenfalls tiefsinnige Farbendichtungen al fresco malen. Die Brüder, – deren litterarisches Schaffen getrennt gar nicht denkbar ist und deren Dichter-Physiognomien sich zum Verwechseln ähnlich sind, – bevorzugen mit Recht das Studium der Propheten des alten Bundes; die religiösen freien Rhythmen der Harts erinnern mich stets an die Psalmen und Gesänge des alten Testaments, sie sind gedankenschwer, tiefernst und strömen aus brünstigem Herzen. – – Ich will aus ihren Schöpfungen einige Strophen herausgreifen; hier von Heinrich Hart ein aus weltmüder Seele entsprungenes Lied: †)

            [316] Müde.
  "O, bange Stunden, wo alles Qual ist
Und was empfunden, verrucht und schal ist,
  Bald möcht' in Thränen das Aug' zerfließen,
Bald trotzig Wähnen das Herz verschließen.
  Müde zu hassen, müde der Liebe –
Ach könnt' ich fassen, was ewig bliebe".

Aus einem, an seinen Bruder gerichteten Gedichte entnehme ich die Anfangsstrophen; das bez. Poem beweist, wie eng verwachsen das Geistesleben beider Männer ist:

  "Aus einem Stamm entsprossen,
Von einer Erde genährt,
Auf Leben und Tod Genossen,
Von einer Glut verklärt –
So stehen wir beieinander
Schulter an Schulter gelehnt,
So führen wir aus selbander,
Was jeder von uns ersehnt.

  Ohne Dich, Du lodernd Feuer,
Erstarrte mir Hirn und Blut, –
Aus der Hand sänk' mir das Steuer,
Spräch' mir Dein Mund nicht Mut,
Ja, wir gehören zusammen,
Wie Wind und Wellenschlag,
Wie Himmel und Sternenflammen,
Wie der Wald und der schäumende Bach." *)
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Ein Werk von, – nach dem "Vorgesang" zu urteilen, – ungeheurer Bedeutung ist Heinrich Harts im Entstehen befindliches "Lied der Menschheit". Das Epos wird in einer Reihe von ideal zusammenhängenden Gesängen, deren jeder eine in sich abgeschlossene Erzählung umfaßt, die Entwickelung der Menschheit von ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart herauf, darstellen. Eine genialische Idee! Oft klagten Einsichtige: "Hätten wir doch einen Poeten, der es verstände, die Ergebnisse moderner Naturwissenschaft zu verklären, mit dem gegen diese Ergebnisse sich sträubenden Gefühl unseres Volkes zu versöhnen!" – Nach meinem Dafürhalten ist Heinrich Hart ein solcher Poet! Auch bin ich überzeugt, daß sein Epos jenes Geschwätz total vernichten wird, welches besagt, ein modernes Epos wäre ein Ding der Unmöglichkeit, diese Kunstform hätte abgewirtschaftet. Dieser Blödsinn ist genau so wenig wert, wie der Unsinn Henrik Ibsens über das Versdrama! Vervollkommnen muß sich jede Form im Laufe der Zeit, absterben kann sie nie, – sie ist ewig, wie der Geist, dem sie entblüht! . . . Uebrigens will ich ein Stück aus dem Schlusse des Vorgesanges hersetzen; man wird sehen, wie der Dichter sein Volk liebt!:

  "Volk, das ich liebe, Volk an dessen Kraft
Ich glaube, du der Menschheit Blut und Saft,
Du grüne Eiche, schwellend von Geäst,
Dein Haupt trinkt Himmelsglanz, gen Ost und West
Streckst du die Arme, erzgeschmiedet drückt
Dein Fuß des Erdreichs Kern, kein Sturmwind rückt
Zur Seite dich um einer Spanne Raum,
Durch deine Blätter rauscht ein Frühlingstraum,
Aus deinem Wipfel klingt es wie Geläut
Es kommt ein Morgen, der die Welt erneut
Volk, das ich liebe, alles was ich bin,
Bin ich durch dich, so nimm als Opfer hin
Mein armes Lied, vielleicht mit tausend Reben
Wird es in deiner Seele aufwärts streben."
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Ist Heinrich Hart durchgehends etwas herber, ernster als sein Bruder, so besitzt dieser wieder mehr eine stolze Prächtigkeit, eine farbengesättigte Glut der Schilderung. Ich gebe von Julius Hart zwei höchst charakteristische Proben; hier einen Ausschnitt aus der freien <Rhythme>: "Zu Gott!":

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
  "Ich aber erkannte Dich
In dunkler Thränennacht,
Als Sehnsucht in mir schwoll,
Und mild wie ein Thautropfen
In dürres Laub,
Fiel in meine Seele
Dein Erkennen.
  Ich bin entbrannt in Liebe zu Dir,
Ich lodre wie die Sonne,
Ich glühe wie ein Schwert
In sausenden Feuern.
  Empor, empor durch den Dampf,
Der Lüfte finstern Graus!
Flügel! Flügel!
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Julius Harts "Auf der Fahrt nach Berlin" ist so recht ein Meisterstück moderner Lyrik; das wird jedermann einsehen, der den Schluß liest:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
"Vorbei, vorüber! und ein geller Pfiff!
Weiß fliegt der Dampf, . . . ein Knirschen an den Schienen!
Die Bremse stöhnt laut unter starkem Griff . . .
Langsamer nun! Es glänzt in Aller Mienen!
Glashallen über uns, rings Menschenwirr'n, . . . .
Halt! Und "Berlin!" Hinaus aus engem Wagen!
"Berlin!" "Berlin!" Nun hoch die junge Stirn,
Ins wilde Leben laß Dich mächtig tragen!

Berlin! Berlin! Die Menge drängt und wallt,
Wirst Du versinken hier in dunklen Massen . . .
Und über Dich hinschreitend stumm und kalt,
Wird Niemand Deine schwache Hand erfassen?
Du suchst – Du suchst die Welt in dieser Flut,
Suchst glühende Rosen, grüne Lorbeerkronen, . . .
Schau dort hinaus! . . . Die Luft durchquillt's wie Blut,
Es brennt die Schlacht und Niemand wird Dich schonen!

Schau dort hinaus! Es flammt die Luft und glüht,
Horch, Geigenton zu Tanz und üpp'gem Reigen!
Schau dort hinaus, der fahle Nebel sprüht,
Aus dem Gerippe nackt herniedersteigen . . .
Zusammen liegt hier Tod und Lebenslust,
Und Licht und Nebel in den langen Gassen – – –
Nun zeuch hinab, so stolz und selbstbewußt,
Welch' Spur wirst Du in diesen Fluten lassen?" *)

 

*   *   *

 

Oskar Linke.

Es ist bedauerlich, wenn Oskar Linke seine Dichtung immer mehr und mehr mit antiken Stoffen durchtränkt; – ich sage ja: "Der Dichter ist ein Bürger aller Zeiten!" und stelle mich gewiß nicht auf die Seite jener Collegen, die nur moderne Stoffe gelten lassen, aber man darf sich auch nicht wie Linke ganz in die antike Zeit einwühlen wollen! Er wird dadurch seinem Volke schwer näher kommen können! Die antiken Versstrophen nähme man noch hin, – sie werden doch als freie Rhythmen empfunden! Im Hinblick auf unsere accentuierende Prosodik sind z.B. deutsche Hexameter ein Unding! Der Genius der Sprache führt unseren lieben Linke einfach irre und wenn letzterer glaubt, antike Strophen zu schaffen, schreibt er in Wirklichkeit freie Rhythmen nieder; freilich wäre es zu seinem Besten, wenn er letzteres bewußt thäte! Wenn Linke z.B. schreibt:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
  "Unter uns vom perlenden Thau des Aethers
Wonnesanft umschmeichelt, erblüh' den Enkeln,
Welche fromm wie wandelnde Blumen leben,
     Bilden und Schaffen!
  Aber ihr, o glückliche Länder, denen
Wir den fernher leuchtenden Port gewiesen,
Weiht dann uns manch' schäumendes Glas, Dankthränen
     Himmlischer Freude!"

so sind diese Strophen nur für's Auge da. Das deutsche Ohr empfindet:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
  "Unter uns
Vom perlenden Thau des Aethers wonnesanft umschmeichelt,
Erblüh' den Enkeln,
Welche fromm wie wandelnde Blumen leben,
Bilden und schaffen!
Aber ihr, o glückliche Länder,
Denen wir den fernher leuchtenden Port gewiesen,
Weiht dann uns manch' schäumendes Glas,
Dankthränen himmlischer Freude!"

[317] Vorstehende Strophen bilden den Schluß von "Atlantis"; echt germanisch in Form und Geist ist der Poet in folgendem Liede:

            Capriccio.
  "Ich bin so krank und müde,
Mein Herz sehnt sich nach Ruh',
Ich schlösse gern die Augen
Für alle Nächte zu.

  Nur möcht' ich hin und wieder
Sanft streifen mit der Hand
Ein weiches Blumenantlitz
Das mir noch unbekannt." *)

 

*   *   *

 

Karl Bleibtreu

.

Ein kraftsprudelnder Vollmensch, dieser Bleibtreu! Als Lyriker eigenartig, durchaus männlich! Zarte Liedertöne findet er auf seiner Lyra selten, fast immer entrauschen ihr leidenschaftliche, kampfmutige Weisen. Seine "Stimmungsbilder" gemahnen mich an Kataraktgebrause, wie's die tiefe Stille norwegischer Hochlande durchbricht, oder auch an den Gesang des Nachtwindes im Haideröhricht. Knapp, streng die Form und die umfaßt Gedanken, einem tiefblickenden Geiste entsprungen. Bewegt sich Bleibtreu auf historischem Gebiete, so wird er stets einer unendlich hohen Auffassung Raum geben. Zur Satire ist er wenig geschaffen, – er kann nicht sticheln, schlägt lieber mit Keulen darein! In seine Poesie muß man sich erst hineinleben, vieles wird zuerst zu hartkantig, manches gesucht erscheinen, – am Ende wird man aber von einer unerschöpflichen Fülle neuer Ideen männlicher Gefühle. Freilich hatte Bleibtreu das seltene Glück, seine Anschauungen durch Reisen nach Norwegen, England, Schottland, Siebenbürgen erweitern und vertiefen zu können . .

            Die Rose der Poesie.
  "Saadi, Persiens Sänger, singt einmal:
Ich griff ein Stückchen Erde auf im Thal,
Das war von wonnevollem Duft umflossen.
"Bist Moschus oder Ambra?" – ""Von Natur
Bin ich gemeine Erdenscholle nur;
Doch eine Rose ist aus mir entsprossen,
Hat ihre süße Kraft durch meinen Staub ergossen.""

  Das ist der Dichter: Mensch, wie andere auch,
Verklärt, geläutert von der Muse Hauch.
Ohn' Duft der Poesie ist Staub das Leben.
Wundert euch darum nicht, wenn der Poet
Nicht niedern Erdenlüsten widersteht.
Aus Staub kann nur die Rose sich erheben
Und reinstes Fühlen ist dem Sünder nur gegeben
!" **)

Um unsere Studie nicht zu sehr auszudehnen, enthalte ich mich, weitere Proben Bleibtreu'scher Lyrik zu bieten; vorstehendes Gedicht gab ich hauptsächlich der beiden Schlußzeilen wegen, – man sollte diese in goldener Schrift an alle Wände unserer Gotteshäuser malen!

 

*   *   *

 

Eine seltene Erscheinung ist

Wilhelm Arent.

.

"Ein noch nicht in sich geschlossener, aber ganzer Dichter! Und ein ganzer hauptsächlich deshalb, weil er kein Gefühl erkünstelt, kein Poem forciert – weil er nur dann singt, wenn die mystischen Geister da drunten in den tiefsten Tiefen seiner Seele sich rühren und regen, Gefühle und zündende Gedanken gebären." †) Arent trat zuerst mit seinen "Liedern des Leides" auf, die teilweise in den "Gedichten" wieder abgedruckt wurden. Dann aber sprang er mit einer litterarischen That in die Oeffentlichkeit, zeigte durch sie, wie heute auch noch geniale Lyrik geschaffen, wie richtig und gedankenlos die Tageslyrik ist, die sich mit jedem jüngeren Poeten, auch wenn er Herrlichstes leistet, mit billigen Phrasen abfindet und ihn womöglich auf die Klassiker verweist. Arent veröffentlichte pseudonym: "Reinhold Lenz. Lyrisches aus dem Nachlaß. Aufgefunden von Karl Ludwig." Der Hauptwert des Buches liegt nicht darin, daß Arent sieben, für "Goetheana" gehaltenen Gedicht als unverkennbare "Lenziana" feststellt, auch nicht in den sonstigen großen Vorzügen, sondern darin, daß Arent viele seiner eigenen Gedichte als "aus dem Nachlaß gefunden" einschiebt und die Täuschung geschickt verdeckt, so daß die hochgelahrte, wohlweise Kritik tüchtig 'reinfällt! Eine rühmliche Ausnahme bildete nur der Kritiker der "Berliner Morgenzeitung", welcher am 2. Nov. 1884 schrieb: "Uebrigens halte ich nicht sämtliche Gedichte, welche Ludwig zum ersten Male veröffentlicht, für lenzisch, er hat sich bei verschiedenen durch Anklänge an den lenzischen Gemütston täuschen lassen und manches für echt gehalten, was ohne Zweifel modernen Ursprungs ist. Es ist hier jedoch nicht der Ort, auf diese Frage näher einzugehen."

Die eigentliche moralische Ohrfeige, welche die Kritik bei dieser Gelegenheit bekommen, liegt ja nicht darin, daß sie die Täuschung nicht entdeckte, – die beregten Gedichte sind ja reine Gefühlslyrika! – sondern in dem Umstande, daß sie bei Veröffentlichung jener Schöpfungen unter dem simplen Namen des wahren Autors letzterem "gute Ratschläge" erteilt oder ihn völlig totgeschwiegen hätte. – – Arent vergöttert seinen Liebling Lenz und hat seinen Zweck, für ihn Propaganda zu machen, durch seine famose Mystifikation völlig erreicht; aufgedeckt wurde letztere im "Schalk" durch Arents intimen Freund Bleibtreu. Als die moralische Seite der Pseudo-Nachlaßedition von den erbosten Reingefallenen angegriffen wurde, antwortete der Pseudo-Lenz sehr richtig: "Was Geister vom Range eines Macpherson (Ossian), Chatterton (Rowley Ballads), Pfeiffer (Goethes Sesenheimer Liederbuch), Daumer (Hafis), Steinmann (Heines Nachlaß) wagten, habe ich mir einfach auch erlaubt."

Drucken wir hier eins jener Pseudo-Lenz-Gedichte ab; es greift in des Menschenbusens tiefste Tiefen:

  "Stunden giebt's in diesem Leben,
Jedem zugeloost,
Wo er müd' und matt vom Streben
Hinsinkt ohne Trost.

  Aus dem Grabe sieht er schweben
Tote Schuld und Wahn,
Und er kann sich nie vergeben
Was er je gethan.

Seinem Lenzbuche hat Arent auch viele seiner freien Rhythmen einverleibt und entwickelt er in <diesen> eine wahre Meisterschaft; leider schreibt er dieselben (wie die Meisten unseres Kreises) unrichtig nieder. Um eine andere Seite Arent'scher Poesie zu kennzeichnen, ist folgendes Gedicht vortrefflich geeignet:

    Des Jahrhunderts verlorene Kinder.
  "Ein freudlos erlösungheischend Geschlecht,
Des Jahrhunderts verlorene Kinder,
So taumeln wir hin! weß Schmerzen sind echt?
Weß Lust ist kein Rausch? wer kein Sünder? . . .

  Selbstsucht treibt Alle, wilde Gier nach Gold,
Unersättlich Sinnengelüste,
Keinem Einzigen ist Mutter Erde hold –
Rings graut nur unendliche Wüste!

  Chaotische Brandung <wirr> uns umtost;
Verzehrt von dämonischen Gluten,
Von keinem Strahl ewigen Lichts umkost,
Müssen <wir> elend verbluten . . ."

Um Arents bisherige dichterische Physiognomie, – seine Entwickelung schreitet in anderer Richtung vorwärts, wie vorstehendes Poem beweist! – mit wenigen Strichen zu zeichnen, [318] genügt es, daß Urteil der "Breslauer Ztg." über seine Gedichte herzusetzen: "In diesen Liedern ist alles Musik, alles Duft und das geheime Weben und Wirken der Natur findet elementaren Wiederhall; tiefe Sehnsucht nach Ruhe, die von allem Schmerz erlöst, nach dem Aufgehen des Ichs in der Gottheit, bildet wieder den Inhalt, welcher sich in die weiche, oft traumartige Form leicht und gefällig schmiegt. Die Außenwelt, sofern sie nicht Natur heißt, scheint für den Dichter kaum vorhanden zu sein, sein ganzes Leben ist Empfindung, nicht Thun, Traum, selten Kampf; seine Melancholie, sein Pessimismus, der aus vielen Gedichten spricht, deutet auf innere Qualen hin, aber nur dann und wann wird er zum lauten Aufschrei, zumeist verklärt er sich zum sehnsüchtigen Ruf nach Erlösung."

In "Aus tiefster Seele", sowie in der "Berliner b. Mappe" finden sich Poesien von heißer Sinnlichkeit durchglüht; – aha, die Prüden verhüllen schon das Haupt! Sie haben aber kein Recht, zu verurteilen, "denn nicht einen Tribut an den herrschenden Tagesgeschmack, an den kitzelsüchtigen Gaumen gewisser Cliquen und Halbweltenthusiasten, bedeuten diese durch und durch dichterischen, durch flüssige Rhythmik, originelle Gedankenverschlingung, blendende Bilderpracht in die höhere Kunstsphäre gehobenen Poesieen: sie sind ein Ausfluß der Persönlichkeit, eine Bezeugung des künstlerischen Ich's, die schließlich gar nicht hinweggedacht werden kann bei einer originellen, ringenden, gährenden, nach dem Bleibenden, Constanten, inbrünstig suchenden Dichternatur." *)

 

*   *   *

 

Arno Holz und Oskar Jerschke.

.

"Einst schlug mein Herz wie eine Nachtigall! Doch ach! nun gleicht es einer Thränenurne!" singt Arno Holz von sich und er hat Recht! Als er 1883 mit seinem Liederbüchlein "Klinginsherz!" **) auftrat, wandelte er in Geibels Bahnen und Niemand konnte ahnen, daß er schon nach 2 Jahren ein so selbständiger, durchaus moderner Poet sein würde. Im Frühlinge 84 kam bei Oskar Parrisius in Berlin die Sammlung "Deutsche Weisen" heraus: Holz und Jerschke vereinigten sich hier und gaben ihre Poesien in einer Form, die scheinbar uns glauben macht, alle diese Lieder wären einer Kehle entsprungen. Es ist wahr, die unzertrennlichen Dichterfreunde wandeln in diesem Buche in gleichen Geleisen, ein genauer Beobachter jedoch wird mit Unterstützung von "Klinginsherz!" und des Jahrganges 83 der "Kyffhäuser-Ztg." die Lieder Jerschkes von denen Holz' trennen können; mit ziemlicher Gewißheit würd' ich die Arbeit vollbringen, wenn solche Klauberei nicht Sache "späterer Litterarhistoriker" wäre. Die Sammlung bietet mancherlei: Studentengesänge voller deutsch-nationaler Begeisterung, lustige Schelmenlieder à la Julius Wolff, freilich machen sie auch den forcierten Eindruck wie die Wolff'schen Produkte, doch auch tief-innigste Liebeslieder und auch – soziale Klänge! Hier baute sich schon die Brücke zum heutigen Schaffen der Dichter. Arno Holz hat sich nur zur Zeit ein wenig verrannt und ist in seinen künstlerischen Ansichten zu extrem modern, dabei auch einseitig geworden. Modern sind ja Strophen wie folgende:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
  "Das Militär wirft sich in Drillichhosen
Und übt sich schwitzend im Paradeschritt,
Als ging's kopfüber gegen die Franzosen,
Und krampfhaft schleppt es die Tornister mit!
Und blitzt der Exercierplatz dann exotisch
Wie ein gemaltes Farbenmosaik,
Dann wird die Schusterjugend patriotisch
Und lautauf spielt die Regimentsmusik."
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Aber auch nur modern! Poetisch ist solche Bravourreimerei nicht! Gefühl ohne Begebenheit giebt stets Poesie, (nämlich reine Gefühlslyrik), Begebenheit ohne daß sie vom Gefühl verklärt wird, niemals! Von der inneren Unwahrheit des Poems "Ein Tagebuchblatt," dem folgende Strophen entnommen, muß Arno Holz schließlich am gründlichsten überzeugt sein:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
  "Ich war ein träumerischer Junge,
Las Cicero und Wilhelm Hauff
Und trug das Herz auf meiner Zunge
Und spießte Schmetterlinge auf."
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Nun sollen wir von solchem Jungen, der noch Schmetterlinge aufspießt, 3 Strophen darauf glauben, daß er tiefsinnige Gedanken hat, wie ein 22jähriger Poet sie wohl haben kann:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
  – – – "Natur Natur!
In alten Büchern steht geschrieben,
Du bist ein Weib, ein schönes Weib;
Ich bin ein Mensch und muß Dich lieben,
Denn diese Erde ist Dein Leib!"

  Weh jenem bleichen Nazarener!
Er stieß Dich kalt von Deinem Thron!
Ich aber bin so gut wie Jener
Der Gottheit eingebor'ner Sohn!

  Ich will nicht mönchisch Dich zergeißeln –
Her Deinen Freudenthränenwein!
Ich will Dein Bild in Feuer meißeln,
Und Vollmensch wie ein Grieche sein!"
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Was Holz hin und wieder sündigt, wiegt nichts gegen seine ergreifenden Schöpfungen, wie z.B. "Meine Nachbarschaft"; "Ein Andres". In der Wahl des Stoffes, im Realismus des Ausdrucks ist er dem Hannoveraner Henckell verwandt, letzterer jedoch liebt einfache, volkstümliche Reime, Holz das Gegenteil. – – –

Oskar Jerschke stand früher auf mehr gläubig-christlichem Standpunkte, auch er hat sich zur freieren Auffassung emporgeschwungen, sein Opus "Religion" beweist es am besten:

  "In jahrtausendfachem Ringen
Flammt des Glaubenshasses Glut,
Blütenprächtige Länder düngen
Sich mit heißem Priesterblut.

  Aber hoch in seliger Ferne,
Weit von allem Wahn der Welt,
Baut sich aus dem Gold der Sterne
Wunderbar ein Altarzelt.

  Und es wandelt still und leise,
Von dem ewigen Licht umkreist,
Durch das Sonnenall der weise,
Dogmenfreie, ewige Geist."

In seinen jüngsten Schöpfungen entwickelt Jerschke eine glänzende Rhetorik.

Elsaß-Lothringen ist Jerschkes zweite Heimat zu nennen und giebt er schon in den "Deutschen Weisen" seiner Liebe zu dieser Heimat herzgewinnenden Ausdruck, so beweist er uns in seinen "Elsässischen Liedern," daß einst sein Name unter jenen klingen wird, die man lobt, wenn man von der Germanisierung der wiedergewonnenen deutschen, doch arg verwelschten Lande spricht:

  "Wir haben Dich wieder erstritten
In wettender Völkerschlacht,
Geweint um Dich und gelitten
Und Opfer um Opfer gebracht.

  [319] Nun lassen wir Dich nimmer
Und halten Dich fest in der Hand,
Bist wieder Deutsch auf immer,
Flurherrliches Wasgenland!
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

 

*   *   *

 

In den "Dichter-Charakteren" finden wir noch einen Poeten vertreten, den man, wenn er überhaupt zu den modernen Stürmern und Drängern gerechnet werden kann, der gemäßigten Rechten zuweisen muß.

Ernst von Wildenbruch

ist zu bekannt und ist unnötig, viel Worte über ihn zu sagen. Als Lyriker und Dramatiker ist er zu romantisch, oder wenn er soziale, moderne Stoffe behandeln will – noch unwahrscheinlicher als in seinen historischen Dramen. Zwei Flammen aber leuchten durch Wildenbruchs Poesie und geben ihr eine Glut, die nicht über Tag verflackern wird, sondern lange fortglühen und segenspendend wirken: Wildenbruch faßt seinen Dichterberuf, als ernstes, heiliges Priesteramt auf und liebt sein Deutschland über alles! . . . .

Dies wären die Berliner; zu den Wienern gehören:

Fritz Lemmermeyer. Joseph Winter. Friedrich Adler.
Richard Kralik und Oskar Hannsen.

Den Oesterreichern mangelt das soziale Element nicht, doch tritt ihr deutsch-nationales Wesen mehr in den Vordergrund, hauptsächlich bei Friedrich Adler.

Adler lebt in Prag und steht inmitten der Kämpfe zwischen Deutschen und Czechen; er beginnt dann auch ein Lied "Den Deutschen in Oesterreich", aus jeder Zeile weht uns heißer Schlachtodem entgegen:

  "Laßt laut die Töne klingen,
Wie mächtig dröhnend Erz,
Aufschreckend sollen sie dringen
In jedes schwanke Herz;
Dem Schwerte gleich soll's wettern
Das Wort gewaltigen Streichs,
Das Kampflied soll erschmettern,
Der Deutschen Oesterreichs!"
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Friedrich Adler besitzt die Macht, mit wenigen Worten Stimmung hervorzurufen; unvergleichlich schön sind z.B. <in> dieser Beziehung die beiden Schlußzeilen dieses Poems:

            Am Morgen.
  Trüb der Morgen und kalt.
Ueber die Wiesen schweifen
Feuchte Nebelstreifen;
Auf den Bergen ringsum
Liegen Wolken geballt,
Grau und stumm.
Mühsam gegen die dunkeln Schatten,
Halb wagend, halb zagend,
Sendet die Sonne den matten,
Bebenden Strahl.
Nieder in's Thal
Rötlich bricht
Hier und dort unsicheres Licht . . .
Kämpfen muß die herrlichste Glut,
Die hehrste Feindin irdischer Fehle:
  Mut, Mut,
  Arme, ringende Menschenseele!

 

*   *   *

 

Fritz Lemmermeyer ist diese Gabe auch zu eigen!

            Wolkenbild.
  Düstergraue Wolken
Ragen trotzig auf,
Felsen gleich.
Naht mit Brausen Sturmessausen,
Fährt in's Wolkengebirg.
Und die Berge zerbrechen,
Und die Felsen zerschellen – –
Sah's und dacht' des Menschenlooses!

Lemmermeyer ist durch und durch Schopenhauerianer: seine Poesie natürlich ein Spiegelbild seiner Seele! . . Nach meiner Anschauung wird Lemmermeyer nicht als Lyriker, wohl aber als Romandichter größte Bedeutung gewinnen.

 

*   *   *

 

Joseph Winter that mit seinem "Abend im Prater" einen Griff in's volle Menschenleben und wo er's packte, war es interessant, d.h. weil er's verstand, auch interessant zu geben! Seine erotische Poesie ist tief gedankenvoll:

            Schlummerlied.
  Langsam ihr funkelnden Sterne der Nacht,
Schreitet dahin im Reigen.
Rauschender Wind nun wehe sacht,
Wiege dich sanft in den Zweigen.
Denn die Liebste hat kosensmüd
Schlummernde Lider geschlossen.
Rosenfarbe heimlich erglüht,
Ist auf ihr Antlitz gegossen.

  Ihr zu Füßen mein Leben ruh't,
Wonniges Lauschen und Sinnen!
Ferne hör' ich die heilige Flut
Dieses Daseins verrinnen.
Wunderseligen Wiederhall
Weckt mir das ewige: Werde!
Und ich segne mein Heim, das All,
Und den Staub dieser Erde.

 

*   *   *

 

In der reinen Lyrik liegt Kraliks Kraft und doch kann er mir als Lyriker nicht gefallen; – warum nicht? Erstens macht er mir zu viele Anleihen bei den Lyrikern aus der ersten Glanzzeit deutscher Litteratur, bei den Minnesängern; zweitens behandelt er die Form neuerdings doch gar zu leichtsinnig und drittens verflüchtigt er sich in Schnellproduktion.

Zu seinen reizendsten Liedern gehört eines, das mit den Versen beginnt:

"Ein Bote komm' ich her zu Dir; bin ausgesandt in Treuen.
Ich sage, was man mir gebot, ich hoff', es soll Dich freuen.

Der mich gesandt, der gab mir auf, daß ich Dir sicher sage,
Er komme selber zu Dir her, eh' siebenmal es tage."
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Klingt das nicht, als wenn's vor 600 Jahren gedichtet wäre und nur in's Hochdeutsche übertragen? – – Ich bin kein Formenklauber und wenn ich Kraliks originelle Behandlung von Rhythmus und Reim in seinem, in Wien berühmten Gedichte "Tarantella" bewundere, so verdamme ich aber auch die lüderliche Form in seinen beiden Gedichtsammlungen *) durchaus! Uebrigens könnte er sich bestreben, moderner im Stoffe zu sein, oder es kommt bald die Zeit, wo Kralik gar keinen Anspruch mehr hat, unser Genosse genannt zu werden auch größere Selbstkritik ist nötig, lieber Bruder in Bragor!

 

*   *   *

 

Oskar Hannsen, (kein geborener Oesterreicher,) ist in den "Dichter–Charakteren" durch sehr unreife Schöpfungen vertreten, in der "B. B. M." zeigt er sich schon viel ausgeprägter als Schüler des großen italienischen Pessimisten Leopardi. Im "Sommernachtstraum" erinnert er an Hamerlings üppigste Phantasie-Orgien im "Ahasver in Rom." "Philosophische Reflexionspoesie" heißt die Aushängefirma der meisten Lieder Hannsens:

  [320] Welke Blüten, dürre Aeste . . .
  Welke Blüten, dürre Aeste,
Rings ein Sterben, ein Vergehen – –
Still mein Herz, es ist das Beste,
<Daß> auch wir einmal verwehen.

  Finde darin Dein Ergeben,
Daß das Leid nicht ewig dauert,
Allen Schmerzen, diesem Leben
Endlich Tod die Thür vermauert.

 

*   *   *

 

Karl <Henckell>, Alfred Hugenberg, Erich Hartleben.

Henckell, *) eine geniale, vielseitige Natur, ist der Bedeutendste der Hannoveraner! Ihm gelingt das innige Liebeslied so gut wie der schmetternde, zornsprühende, soziale Gesang, der religiöse Psalm so gut wie die satyrische Dichtung. Auf seiner Lyra schlummert jeder Ton! Selbstverständlich steht Henckell auf einer höheren Warte, als auf den Zinnen der Partei – und doch läßt er sich von seinem heiligen Dichterzorn zum Tendenzgedichte, wie z.B. "Die Mantelnähterin" **) entflammen. Lobenswert ist sein Bestreben, nicht exotisch schillern zu wollen, volkstümlich durch und durch will er auch in der Form sein! Mit einer Kraft, wie sie nur noch Arent besitzt, meistert er die Form der freien Rhythmen; (der freie Rhythmus, – für Dilettanten der "Stein im Wege", für Poeten der wahre Prüfstein, – wird von fast allen Genossen mit Vorliebe gebraucht).

        Ruhe, meine Seele!
  Nicht ein Lüftchen regt sich leise,
Sanft entschlummert ruht der Hain;
Durch der Blätter dunkle Hülle
Stiehlt sich lichter Sonnenschein.
Ruhe, Ruhe, meine Seele,
Deine Stürme gingen wild,
Hast getobt und hast gezittert,
Wie die Brandung, wenn sie schwillt! –
Diese Zeiten sind gewaltig,
Bringen Herz und Hirn in Not –
Ruhe, ruhe, meine Seele
Und vergiß, was Dich bedroht!

An dieser Stelle sei erwähnt, wie mir Herrigs Ansicht, unsere Bewegung zeitige nur längere Gedichte und er suche vergeblich kleine Lieder, wie sie die historischen Dränger und Stürmer schufen und in welchen sie all ihrem Leid, ihrer Freude entzückende Worte gaben, mehr wie – "unbegreiflich" erscheint! Hat denn Hans Herrig Arents und Henckells Lieder nicht gelesen??? . . .

Ich muß mir versagen, von Henckells sozialen Dichtungen Proben zu geben; diese Studie kann und soll nur skizzenhaft sein! – –

 

*   *   *

 

Hugenberg und Hartleben sind äußerst talentvolle Anfänger, haben aber noch zu wenig Selbständigkeit und würde mir ihre Charakterisierung heute noch nicht gelingen. Beide haben sich wohl den jungen Schiller zum Vorbilde gewählt. Hartleben hat leider auch die Manie, um seine freien Rhythmen ein antikes Gewand zu schlagen. Hugenberg hat das Ziel und das Wesen unserer Bewegung erkannt:

            Es tagt . . .
  Es tagt! Es tagt! Schon wogt's im Nebelmeer!
Die neue Welt, die kämpfend wir ersehnen,
Wirft ihre Purpurstrahlen vor sich her:
O, grüßet sie mit heiligen Freudenthränen!

  Nicht ohne Fehl ist diese neue Welt,
Nicht ohne Schuld und ohne tiefe Schmerzen,
Doch ist ihr Geist von stolzer Kraft geschwellt
Und frisches Leben glüht in ihrem Herzen.

  Was sie mit gold'nen Siegeskränzen ehrt
Bist Du, o zwangbefreiter Mut der Jugend
Und was sie liebt und laut im Liede lehrt,
Es ist die frei gewordene, schöne Tugend.

 

*   *   *

 

            Wohin Du horchst . . .
  Wohin Du horchst, vernimmst Du den Hilferuf
Der Not! Wohin Du blickest, erschrecken Dich
    Gerung'ne Hände, bleiche Lippen,
    Welche des Todes Beschwörung murmeln!

  Wohin Du helfend schreitest, versinkt Dein Fuß
Im Kot der Lügen. – Selbstischer Dummheit voll –
    Schreit dort ein Protz nach "Ordnung", ihm ja
    Füllte der "gütige Gott" den Fleischtopf.

  "Reformation," so heulen die Pfaffen rings.
"Es muß die Kirche wieder im Geisterreich
    Als Herrin thronen: ihre Lehren
    Scheuchen das Sorgen um weltlich Wohlsein!"
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

So lautet der Anfang eines Poems von Hartleben.

 

*   *   *

 

Johannes Bohne, Hermann Conradi, Georg Gradnauer.

Das sind auch die rechten Stürmer und Dränger, diese Magdeburger! Leben, glühendes Leben in jeder Zeile! Bohne und Conradi ähneln sich sehr; Gradnauers "Messiaspsalmen" sind zu subjektive Kunstwerke, als daß sie allein den Maßstab für die Beurteilung abgeben könnten, – sie lassen ahnen, was der noch so junge Poet erreichen kann! Ein höchstes Ziel! . . . .

Was für mannhafter Stolz lebt in diesen Zeilen Bohnes:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
  Der Gott, der uns nicht straucheln läßt,
Der hinan uns führt, so sicher und fest
Vorbei am Abgrund, auf steinigtem Pfad,
Ist der Gott der Freiheit, der Gott der That,
Das ist der Gott, der strafet und lohnt,
Der uns im eig'nen Busen wohnt,
Er, der im Kampf uns aus eigener Hand
In Wetter und Sturm sich erhub und erstand.
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

 

*   *   *

 

Bohnes und Conradis social-religiöse Lieder donnern wie Meeresbrandung; das ist Poesie für starke Seelen. Conradi singt:

  Es liegt die Welt in Sünden,
Das Heiligste ist feil –
Aufreckt sich wie der schwarze Tod
Das Laster wollustgeil!
Es werfen seine Flammen
Den Brand in jede Brust –
Im Triumphatorwagen rauscht
Durch alle Welt die Lust!

  Und Keiner hebt die Keule,
Zu morden das Pestgezücht!
Und Keiner schreit nach and'rem Heil
Und bangt vor dem Gericht!
In wilden Wollustschauern
Liegen wir staubbesä't
Und stammeln an schwellender Dirnenbrust
An die Venus ein Gebet:
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Hier ein ganzes Lied:

            Anathem!
In flammender Empörung
Sprech ich der Lüge Hohn:
Und wenn Du tausend Nacken beugst
Und tausend Sklavenseelen säugst
Mit feilem Judaslohn:
Ich trotze Deinen Jochen!
Ich hab' den Bann zerbrochen –
Ich hab' mich freigesprochen
Ich bin der Freiheit Sohn!

 

*   *   *

 

Gradnauers "Messiaspsalmen" sind ganz subjektive Schöpfungen, die nie in's Volk dringen werden und die wieder [321] nur ein Poet vollständig würdigen kann! Riesenhaft kämpft der Dichter mit der Sprache, d.h. die bestehende poetische Ausdrucksweise ist ihm zu unvollkommen, sein Geist verlangt gebieterisch neue Formen; derartige Thatsachen sind ja in der Kunst stets gute Erscheinungen. Man sehe sich nur den Schluß vom ersten Psalm genau an:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
Und also zerthauen die eisharten Krusten,
Die mich umstarren mit ertötender Kälte,
Namenlosen Jubels schwell' ich empor in die strömenden Lüfte,
Wachse hinauf in des Aethers allweite Zonen.
Losgestreift aus den stumpfumzirkenden Engen ichsüchtiger Selbstheit,
Fühle ich mich, in seligster Wonne erschauernd,
Zusammengegossen mit dem Alles im Schoße des Weltalls
Umfassenden Wesen der Allheit!

Der zweite Psalm schließt:

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
Ein mattes Nebelmeer umwallt mir die schwindelnden Sinne,
Und aus ihm lösen sich geheimnißvolle Schattenbilder,
Die immer schärfer, klarer zu deutlichster Gestaltung mir sich festen.
Und was im Wandel fliehender Zeiten Großes erstanden,
Alles erscheint mir wie wiedergeboren,
Umschwebt mich zu wundergewaltger Erhebung.
Prometheus, nimmermüder Kämpfer
Wieder falsche Scepter tragender Götter Frevelmuth,
Und Moses, Heiligthumserwecker,
Von des Dornbuschs flammenden Feuern Geweihter,
Und Jesus Dich, der Du in entsagender Hehrheit
Schwerster Leiden bittere Früchte gekostet,
Euch Alle schau' ich in staunenbefangener Seele,
Von des heiligen Weltgeists Riesengriffe erfaßt.
An der Pfort' des Herzens stocket des Blutes
Strömung, gehemmet von seligem Schreck.
In Wonneklarheit flammt es mir durch die Seele,
Der ewige Geist des Alls durchschüttert sie mit seinem Läutrungsbade;
Zerreißen fühl' ich alle irdschen Bande,
Ich fühl's, ich weiß's, ich bin geweiht und bin gesalbt,
Bin auserkoren, auferweckt zum Heile;
Und mag der Dornenkranz mit seinen Stacheln
Mir noch so tief die Stirn zerfurchen,
Und jedes Leidens blut'ge Qual sich auf mich thürmen
Ich weiß, ich weiß, in mir erstanden ist ein neues Licht,
Und dieses Lichtes goldner Fackelbrand,
Bald leuchtet hin er durch die schattendunklen Lande,
Bis daß er niederflute in die Tiefe aller Seelen.
Zu neuen Sonnen soll die Menschheit wandeln,
Den Ausgang weis' ich aus des Elends Grüften,
Und künd' all' ihren Geschlechtern, verschmachtend im Joche,
Von neuem die Lehre, die heilige Satzung,
Durch der Liebe Erhebung, des Mitleids Gral
Aus des Elends Jammer empor sich heben,
Ich bringe des Friedens mildlächelndes Antlitz,
Ich komme, ich nahe, zu befreien zu erlösen!!!

 

*   *   *

 

Karl August Hückinghaus.

Eine Gestalt, die dem Lyriker Lemmermeyer sehr ähnlich sieht! – Hückinghaus lebt in Remscheid, gehört also zu Jenen, die weniger in die vier großen Kreise hineinpassen. Von ihm gebe ich die zwei ersten Strophen eines Poems "Sehnsucht":

Mich faßte der Sehnsucht Fieber,
Ich hebe mein Haupt vom Pfühl –
Es geht durch die stille Kammer
Der Sommernacht Odem schwül –
Mir ist, als müßtest du kommen,
Du, die mir die Seele genommen
Und die mir das Herz berauscht, . .
Mich faßte der Sehnsucht Fieber,
Ich hebe mein Haupt vom Pfühl.

Ich starre in's tiefe Dunkel
Mit Augen, glutentfacht,
Mir ist es, als müßte mir wallen
Deiner Locken braundunkele Nacht
Um meine brennenden Wangen
Als müßte mich weich umfangen
Dein lilienweißer Arm;
Mich faßte der Sehnsucht Fieber,
Ich starre hinaus in die Nacht.
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

Hermann Eduard Jahn.

Von Jahn kenne ich nur die sieben Gedichte, die in den "Dichter-Charakteren" enthalten und der letzten Publikation des Dichters "Verwehte Blätter" entnommen sind, – kann deshalb wenig über den Dichter sagen! Die sieben Gedichte beweisen aber, daß Jahn ganz zu uns gehört! Der Poet lebt in Leipzig. . .

            Der Arme.
Die Armut gab ihm dieses Leben
Zur Armut und zur blassen Pein –
Im Kothe war einst seine Wiege
Und wird sein Sterbebett auch sein.
Vom ersten Schrei verdammt zur Dummheit
Und ausgeschlossen von dem Licht –
Für ihn erschien ja der Erlöser,
Der milde Gott der Künste, nicht.
Mit Stumpfheit durft er nur verkehren,
An Roheit war er festgebannt,
Er stank nach Schnaps und kaute Tabak –
Roh wie sein Kittel der Verstand.
Und seine Lippen lernten fluchen,
Stets blieb er stumpf, stets blieb er dumm –
Die langen Jahre hast'ger Arbeit
Die drückten seinen Rücken krumm;
Und kraftlos wurden seine Hände
Und betteln mußt' der arme Mann – –
Daß selbst ein ganzes ems'ges Leben
Kein ruh'ges Sterben geben kann!

 

*   *   *

 

Wolfgang Kirchbach.

Zur Abwechselung werde ich jetzt mal einen Kritiker zu Worte kommen lassen, den ich als Lyriker nur bedingt schätze und der viel zu sehr in alten Geleisen einhertrollt, wenn man dann diese Worte mit meinen bisherigen Ausführungen vergleicht, so wird's einen Vers geben, d.h. an dieser Stelle, unsere Richtung wird durch einen, ihr sehr Fernstehenden gleichsam bestätigt. Alfred Friedmann schrieb bei Gelegenheit einer Besprechung der Kirchbach'schen "Ausgewählten Gedichte":

"Kirchbach ist keine verschwommene Figur, er ist eine Individualität, und eine jede solche hat Sympathieen und Widersacher. Die Lyrik Lenau's, <Eichendorff's> ahmt er nicht nach und es ist nicht die seine. Von Lenz und Liebe singt er nicht viel, und seine Jugendlieder fließen nicht wie der Quell, der vom Berge kommt; sie reflektieren schon die Ufer, an denen sie vorüberströmen, absichtlich. Aber wenn Reflexion auch nicht das erste Erfordernis zu einem guten lyrischen Gedicht ist, so ist es Gedankenlosigkeit gewiß noch weniger. Und reich an starken, neuen und guten Gedanken sind die vorliegenden Lieder und Gesänge, die stets auf der Fährte nach Ungewöhnlichem, Ungesagtem, auch Absonderlichem zu sein scheinen. Kirchbach möchte gerne neuen Wein in die alten Schläuche gießen, nun ist der neue Wein des 19. Jahrhunderts aber noch nicht ausgegohren und die alten Schläuche, die manchmal nach der Bockshaut riechen, die verbrauchten Formen, genügen ihm auch gar oft nicht mehr. Dadurch erscheint Wolfgang Kirchbach so recht ein Werdender, halb im Goethe'schen Sinne, da die Gegenwart ihm nichts recht machen kann, weil er mit ihr fertig ist; der Werdende will erst der Zukunft dankbar sein. Seine Sprache ist kräftig und markig, das Gedicht die "seligen Faune" enthält sogar zopfig-barocke Worte, deren sich weder Bernini, noch Johannes Scherr zu schämen brauchten. Auch in den besten Gedichten will mir hier und da ein Ausdruck, eine Wendung nicht recht behagen; es ist aber die abgeschmackteste, bornirteste oder hämischste Art von Kritik an einem großen Gemälde, das Einem Achtung abnöthigt und vielfachste Freude gewährt, nach der Weise jenes Athenischen Flickschusters den Schuhriemen zu tadeln, den zu lösen diese <Weisen> im Reiche der Drohnen nicht würdig sind." *) – – –

"Sie übersehen, wertester Herr," ruft man mir entgegen, "daß Wolfgang Kirchbach zu den "Gemäßigten" gehört, wie [322] Sie vorhin erwähnten!" . . . Richtig, richtig! Nun, Sie verzeihen! 's ist wahr, ich weiß nicht, ob Friedmann auch so günstig über das demnächst erscheinende neueste Werk von Arno Holz, über das "Buch der Zeit" urteilen würde!?

 

*   *   *

 

Wenn ich, mich dem Schlusse der Studie nähernd, einige Worte über mich selbst sage, so sollen sie harmlosen Inhaltes sein. Mich zu kritisieren, überlasse ich meinen Kollegen, – Selbstkritik ist ja eine schöne Sache, doch muß sie geheim vorgenommen werden und bleiben! . . . Demnächst wird von mir ein Gedichtbuch unter dem Titel "Bekenntnisse" herauskommen und enthält dies Lieder und Episch-Lyrisches aus meiner ersten künstlerischen Periode; wenige Nummern datieren aus jüngerer Zeit. Damals lag ich noch im Banne der Form: nicht immer konnte ich mich durchaus urwüchsig, intim geben, meine künstlerischen Anschauungen hinderten mich daran! Wenn ich mich auch manchmal aufbäumte, ich blieb ein "Epigone"! . . . Langsam, Schritt für Schritt ging ich vorwärts: Arno Holz verdanke ich vieles, er machte mich im Frühling 84 mit seinen Ideen, die noch heute wesentlich dieselben sind, bekannt und – allmählich erwachte ich! Im Winter 84 war ich zum modernen, sozialen Poeten ausgereift, ich begann mein Lied "Es werde Licht!" und im Vorlenz 85 wurde ich durch Gradnauer in den modernen Sturm und Drang eingeführt. – Man wird sich ein Urteil bilden können, wenn ich folgende Beispiele meiner modernsten Poesie gebe; – aus "Es werde Licht!":

–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
Heut' will ich ganz moderner Dichter,
Will Proletarierdichter sein,
Heut' ruf' ich euch als Sittenrichter
Ein "Richtet recht!" in's Herz hinein.
Scherzt nicht bei frohen Prachtgelagen
Vom Pöbel, der es "so" gewohnt, –
Ihr kennt ja kaum vom Hörensagen
Das Elend, das euch stets verschont!
Euch fallen ja bei müß'gem Lungern
Noch reiche Renten in den Schoß!
Kennt ihr die Schreckenskunde: "Hungern!"?
Das Jammerstöhnen; "Obdachlos!"? . .
Ihr stolzt einher in Sammtgewändern,
Verschleudert Tausende für Tand,
Verhäßlicht euch mit bunten Bändern
Und schließt der Armut Herz und Hand!
Ihr schläft auf weichen Flaumenkissen
Und fährt vier Pferde lang, – juchhei! – –
O, schlägt euch niemals das Gewissen,
Fühlt ihr euch ganz von Sünden frei?
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –
Auf Posten Jeder und der Sieg ist euer!
Wer legt die Hände schlaff in seinen Schoß?
Auf! Säumet nicht! Sonst wird das Ungeheuer,
Der soziale Notstand riesengroß!
Dann wachsen mächtig seine mächt'gen Glieder
Und schrecklich drohend reckt es die Gestalt,
Streckt bettlerleere Riesenfäuste nieder
Und beutegierig kennt es nur Gewalt!
Die stille Maske wird vom Haupte fallen, –
Da steht der giftgeschwoll'ne Höllensohn!
Zeigt tückisch seine wutverkrampften Krallen,
Sein Hauch gebärt die Revolution!!!
Dann heult es heiser durch der Städte Gassen
Und spottet jeder Menschlichkeit Gebot,
Vertierter Menschen gräuelschwang're Massen,
Sie brüllen viehisch: "Schlagt die Bürger tot!"
Des Landmanns Pflug, den schmieden sie zur Lanze,
Zu Kugeln gießen sie der Löffel Blei,
Die Straßenquadern türmen sie zur Schanze,
Entfesseln Mörder, geben Diebe frei!
Feind jeder Ordnung, kennen sie kein Schonen:
Sie brechen wild des Gottes Hochaltar!
Von ihrem Anprall stürzen Königskronen
Und in den Kot stürzt, was das Beste war!
–   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –   –

In einer Reihe ideal zusammenhängender Bilder will ich in "Es werde Licht!" ein großes Gemälde unserer Zeit und der, in ihr pulsierenden bösen und guten Mächte liefern; ich werde bitten, drohen, verspotten, warnen und soll das Lied ein Blitz sein, der mit seinem Donnern und Knattern weiteste Kreise aufweckt, – vielleicht zündet er auch!

Hier noch ein abgeschlossenes, kürzeres Poem:

            Nun, was verschlägt's!?
Kein Loos so schwer, als ein Poet zu sein
Im wirren Volksgewühl! – Oft packt mich Ekel
Vor all' der Sünde; – – stöhnend frag' ich mich:
Was helfen meine Lieder-Mene-tekel?
Es ist umsonst! . .

So manches Mal will mir mein Kämpfertum
Wahnvoll und fruchtlos und vermessen scheinen, – –
Dann such' ich Thränen, – bleibe thränenleer!
Ich bin zu hart geworden, um zu weinen!
O, tiefste Qual! – –

Doch nein! Sei stark, mein Herz! – Was will ich denn
Mit meinem Schicksal hadern? Ruhe heischen,
Wo Millionen Herzen auf der Welt
Erlösungsdürstig nach Erlösung kreischen? . .
Es darf nicht sein!

Kühn will ich stehn, ein Rufer in der Schlacht,
Ein grimmer Gegner aller sünd'gen Mächte!
Und stürz' ich todeswund, – nun, was verschlägt's?!
Ein Opfer mehr im riesigen Gefechte!
Ein Opfer mehr! – –

 

*   *   *

 

Im Laufe der Zeit wird unser Sturm und Drang viele Anhänger gewinnen, – das muß so sein! – schon jetzt weiß ich jüngere Poeten, die mit Leib und Seele zu uns stehen, aber weder selbständig auftraten, noch in den beiden, in der "Vorbemerkung" genannten Sammlungen vertreten sind: letzteres ist auch der Grund, weshalb ich ihre Namen dieser Studie nicht einverleibe. – – Ein späterer und vielleicht Berufener wird gewiß diese skizzenhafte Studie weiter ausbauen! . . Ich bin's zufrieden, wenn meine Genossen anerkennen: "Ja, du hast uns Anregungen gegeben!" – Noch besser wär's, wenn meine Studie tiefer in's Publikum dränge, – es würde ihm und uns zum Heile gereichen! . . . .

Jedermann aber, der diese Arbeit liest und die ihr einverleibten Poesien auf sich wirken läßt, wird, so er ehrlich ist, – und sollte er auch unserer Richtung feindseliger gegenüber stehen! – bekennen müssen: "Die Geister erwachen!"

Nun, Ullrich Hutten, deine Worte will ich nochmals hinschreiben und mit ihnen mein gegenwärtig Tagewerk schließen:

"Hallo, die Geister erwachen!"

 

 

[Die Anmerkungen stehen als Fußnoten auf den in eckigen Klammern bezeichneten Seiten]

[303]   *) Aus meinem noch nicht veröffentlichten Gedichte "Erkenntnis".   zurück

[303]   **) Aus meinem Gedicht "Erkenntnis".   zurück

[304]   *) Spätere Erscheinungen bis zur Jetztzeit, ausgenommen wieder unsere zeitgenössischen Vorarbeiter, kommen überhaupt nicht in Betracht, da sie nur die Ausläufer jener drei ersten Richtungen sind und sich schon so überlebt haben, daß sie nur noch als zwergichte Mittelmäßigkeiten ihr Dasein fristen, ihre greisenhafte Physiognomie mit dem Flitter verfaulter Jahrhunderte scheinbar auffrischen und – der Teufel hol' sie! – künstlerischer Schöpferqual bar den Litteraturmarkt mit kaninchenhafter Fruchtbarkeit überschwemmen. Die verluderte Kritik ist ihr Bundesgenosse und Beider Opfer unser armes Volk, welchem Geschmacklosigkeit und rohes Unverständnis eingeimpft wird. In solcher Epoche konnte es nur möglich sein, daß Leute wie Träger, Wolff, Baumbach, Ebers, Dahn, Rittershaus, Lindau, Blumenthal und andere Schwätzer für "erlauchte Geister" der Nation galten, ja, leider noch gelten! Doch schon stehen wir geschlossen zum Kampfe auf gegen diesen Ekel!
        "Und wahrlich, niemand wird uns schrecken,
        Der auf dem Thron der Mode sitzt,
        Wir greifen zum derben Eichenstecken, –
        Der Modekerl vom Throne flitzt!"   zurück

[304]   **) Wir nehmen sie natürlich in ihrer reinen Periode.   zurück

[304]   ***) Das Manuskript der sehr wertvollen Arbeit ging leider durch unglücklichen Zufall verloren.   zurück

[305]   *) Motto meines demnächst erscheinenden sozialen Liedes "Es werde Licht!   zurück

[305]   **) Aus "Es werde Licht".   zurück

[305]   ***) Georg Gradnauer in Nr. 42. 1884, der Zeitschrift "Menschentum".   zurück

[305]   *) Georg Gradnauer in Nr. 2, 1885, "Menschentum".   zurück

[306]   *) Arno Holz in Nr. 36, IV. Jahrg. "Kyffhäuser-Zeitung".   zurück

[306]   **) "Universum" Februarheft 1885.   zurück

[306]   ***) Nach Richard Wagner. Ich bin kein Wagnerianer, kann's nicht sein, weil ich von Musik zu wenig verstehe, folglich auch vom Musikdrama, aber das wollte ich doch an dieser Stelle erwähnen: Wagner hat 9 Bände gesammelter Schriften hinterlassen; diese Tatsache, von Anti-Wagnerianern nach berüchtigtem Muster totgeschwiegen, ist für jeden Kunstjünger doch zu wichtig, um nicht überall, wo's nur angeht, erwähnt zu werden.   zurück

[307]   *) Hamann, = Ostpreußen; Lavater, = Schweiz.   zurück

[307]   **) Wo auch die Mehrzahl der Magdeburger und Hannoveraner wohnt.   zurück

[315]   *) Aus dem "Geleitworte" zum 1. Stück der "Berliner Monatshefte".   zurück

[315]   **) Bei Otto Wiegand in Leipzig.   zurück

[315]   †) Durch Raumbeschränkung gebunden, kann ich nicht immer die charakteristischen Proben geben. Was ich mitteile, wird aber dennoch vollauf genügen und jedermann wird die Wesenheit unserer Dichtung erfassen können. Um einen Poeten ganz zu würdigen, muß man seine Schöpfungen in ihrer Allheit nehmen!   zurück

[316]   *) Wunderbar schöne Dichtungen enthält H. Harts "Weltpfingsten". Bremen, bei Kühtmann.   zurück

[316]   *) Um Julius Hart ganz als Lyriker würdigen zu können, kaufe man sich "Sansara", bei Kühtmann in Bremen erschienen.   zurück

[317]   *) Gesammelte Gedichte erschienen von Linke unter dem Titel "Blumen des Lebens".   zurück

[317]   **) Bei Steinitz und Fischer in Berlin erschien eine Gedichtsammlung unter der Aufschrift "Lyrisches Tagebuch."   zurück

[317]   †) Hermann Conradi in der Einleitung von Arents "Aus tiefster Seele."   zurück

[318]   *) Conradi in der Einleitung zu "Aus tiefster Seele."   zurück

[318]   **) Im November 1883 von der Augsburger Schiller-Stiftung preisgekrönt.   zurück

[319]   *) "Roman" und "Büchlein der Unweisheit," bei Konegen in Wien.   zurück

[320]   *) Veröffentlichte das prächtige "Poetische Skizzenbuch," bei Bruns in Minden i.W.   zurück

[320]   **) Wahrscheinlich erhielt der Dichter zu diesem Poem die Anregung von Thomas Hood: "Lied vom Hemde."   zurück

[321]   *) In Nr. 13, IV. Jahrg. "Deutsches Dichterheim."   zurück

 

 

 

 

Erstdruck und Druckvorlage

Kyffhäuser-Zeitung.
Wochenschrift für alle Hochschulen-Angehörige deutschen Stammes und deutscher Zunge.
Jg. 4, 1885:
Nr. 37-38, 22. Juni, S. 302-307
Nr. 39, 30. Juni, S. 315-322. [PDF]

Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck (Editionsrichtlinien).
Die Signierung der Anmerkungen ("P.F.") wird nicht wiedergegeben.

Dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (Berlin) danke ich für die Bereitstellung der Druckvorlage und für die Genehmigung der Veröffentlichung.

 

Zeitschriften-Repertorium

 

Buchausgabe 1885/86

 

 

 

Besprochene Gedichtbände

 

 

 

Werkverzeichnis

Fritsche, Paul: Nachruf an Emanuel Geibel.
In: Kyffhäuser-Zeitung (Organ der deutschen Studentenschaft).
Wochenschrift für alle Hochschulen-Angehörige deutschen Stammes und deutscher Zunge.
Jg. 3, 1884, Nr. 31, 28. April, Beiblatt, S. 1. [PDF]

Fritsche, Paul: "Dichtungen und Balladen" von Ernst v. Wildenbruch.
In: Kyffhäuser-Zeitung (Organ der deutschen Studentenschaft).
Wochenschrift für alle Hochschulen-Angehörige deutschen Stammes und deutscher Zunge.
Jg. 3, 1884, Nr. 33, 12. Mai, S. 343-345. [PDF]

Fritsche, Paul: Moderner Sturm und Drang. Eine kritische Studie.
In: Kyffhäuser-Zeitung.
Wochenschrift für alle Hochschulen-Angehörige deutschen Stammes und deutscher Zunge.
Jg. 4, 1885:
Nr. 37-38, 22. Juni, S. 302-307
Nr. 39, 30. Juni, S. 315-322. [PDF]

Fritsche, Paul: Die moderne Lyriker-Revolution.
Frankfurt a.O.: Waldow 1885/1886. [PDF]
Nachwort datiert: 15. Dezember 1885.

Fritsche, Paul: Mein Herzenstestament. Liedercyklus.
Zürich: Verlags-Magazin (J. Schabelitz) 1887. [PDF]

Fritsche, Paul: Bilderbuch eines Schwermütigen.
Anhang; Fliegende Blätter.
Stolp i.P.: Hildebrandt 1888. [PDF]


Peters, Gustav W. (Hrsg.): Leipziger Anthologie.
Gedichte ehemaliger Leipziger Studenten seit 1870.
Festgabe zum 500 jährigen Jubiläum der Universität Leipzig.
Leipzig: Merseburger 1909.
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/100683925
S. 82-88: Gedichte von Paul Fritsche. [PDF]

 

 

 

Literatur: Fritsche


Bio-bibliographische Daten zu Fritsche

Braakenburg, Johannes J. (Hrsg.): Carl Bleibtreu, Revolution der Literatur. Tübingen 1973 (= Deutsche Texte, 23).
S. 169: biographische und bibliographische Daten zu Fritsche.

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. 6. Aufl. Bd. 2. Leipzig 1913.
S. 291-292: Art. Fritsche, Paul.
URL: https://archive.org/details/lexikonderdeutsc02bruoft
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/001169618

Fränkel, Ludwig: Art. Fritsche, Paul. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 49. Leipzig 1904, S. 154-156.
URL: https://archive.org/details/allgemeinedeutsc49lili
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/007708723

Walther, Peter (Hrsg.): Musen und Grazien in der Mark. Teil 2: Ein historisches Schriftstellerlexikon. Berlin 2002.
S. 89: Art. Fritsche, Paul.

Welten, Oskar: Paul Fritsche †. In: Das Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes. Jg. 57, 1888, Nr. 47, 17. November, S. 738-739.
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/008893442
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Magazin_für_die_Literatur_des_Auslandes



Baumann, Christiane: Brückenschlag und Finale: Die Programm-Anthologie Moderne Dichter-Charaktere im Kontext der frühnaturalistischen Formationsphase der 1870er Jahre. In: Studia niemcoznawcze 56 (2015), S. 261-294.

Brandmeyer, Rudolf: Poetiken der Lyrik: Von der Normpoetik zur Autorenpoetik. In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Hrsg. von Dieter Lamping. 2. Aufl. Stuttgart 2016, S. 2-15.

Brauneck, Manfred u.a. (Hrsg.): Naturalismus. Manifeste und Dokumente zur deutschen Literatur 1880 – 1900. Stuttgart 1987.

Bunzel, Wolfgang: Einführung in die Literatur des Naturalismus. 2. Aufl. Darmstadt 2011 (= Einführungen Germanistik).

Chevrel, Yves: Le naturalisme peut-il être considéré comme un mouvement moderniste? In: Revue de Littérature Comparée 66 (1992), S. 387-395.

Chevrel, Yves: Probleme einer komparatistischen Literaturgeschichtsschreibung – am Beispiel des Naturalismus in den europäischen Literaturen. In: Germanistik und Komparatistik. DFG-Symposion 1993. Hg. v. Hendrik Birus. Stuttgart 1995, S. 466-480.

Fähnders, Walter: Avantgarde und Moderne 1880 – 1933. 2. Aufl. Stuttgart u.a. 2010 (= Lehrbuch Germanistik).
S. 35-41: Revolution der Lyrik?

Häntzschel, Günter: Die deutschsprachigen Lyrikanthologien 1840 bis 1914. Sozialgeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts. Wiesbaden 1997 (= Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München, 58).
Vgl. S. 264-274 ('Moderne Lyrik').

Lamping, Dieter: Das lyrische Gedicht. Definitionen zu Theorie und Geschichte der Gattung. 3. Aufl. Göttingen 2000.
Vgl. S.144-148.

Mahal, Günther: Wirklich eine Revolution der Lyrik? Überlegungen zur literaturgeschichtlichen Einordnung der Anthologie 'Moderne Dichter-Charaktere'. In: Naturalismus. Bürgerliche Dichtung und soziales Engagement. Hrsg. von Helmut Scheuer. Stuttgart u.a. 1974 (= Sprache und Literatur, 91), S. 11-47.

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Dokumente zum Kontext

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