Text
Editionsbericht
Literatur
Lyrische Poesie (Lyrik), der vollendete Ausdruck einer Empfindung
oder Anschauung im höchsten Wohlklange der Sprache. Ihr Charakter ist
idealisirte Darstellung (Objektivirung) bestimmter subjektiver Gefühle
(als des Stoffes) in der Totalität einer vollendeten ästhetischen Form.
Die L. P. ist unter allen Arten der Poesie am geeignetsten für die Begleitung
der Tonkunst, mit der sie in den frühesten Zeiten immer Hand in Hand ging,
daher auch ihr Name, von der begleitenden Lyra. Begeisterung wird bei dem lyrischen
Dichter (Lyriker) in vorzüglichem Grade vorausgesetzt.
Dadurch entstehen große, erhabene, ungewöhnl. lebhafte Vorstellungen,
Bilder und Gefühle, die sich dem Gedicht selbst mittheilen und lyrischer
Schwung genannt werden.
Der Ton des, dem lyrischen Gedichte eigenen subjektiven Gefühls, kann als
Ton der F r e u d e bis zur höchsten
Steigerung derselben in der tiefsten Wehmuth, nach sehr verschiedenen Graden des
Schwunges dieses Gefühls, schattirt werden. Diese Schattirungen in dem Tone
des ausgedrückten Gefühls bestimmen den Charakter der einzelnen
Untergattungen der lyrischen Form. Diese sind: Lied, Ode, Hymne,
Dithyrambus, Kantate (lyrische Gedichte im engern Sinne); Elegie, Heroide
(lyrisch-elegische Gedichte); das lyrische Lehrgedicht (lyr.-didakt.
Gedicht, s. Lehrgedicht).
Was das Metrum der lyr. Gedichte betrifft, so werden 2 oder mehr Verse
zu Systemen oder Strophen (s.d.) verbunden, deren Anordnung bei
hohem Schwunge frei und kühn zu seyn pflegt. Doch bleibt, bei aller
Mannichfaltigkeit der Strophen, Einheit des Rhythmus in der Mannichfaltigkeit
der Form Gesetz. Wie die trochäischen Rhythmen sich mehr zum gelassenen
Gange des Liedes eignen, so entsprechen die [1472] daktylischen und choriambischen
mehr dem feierlichen Aufschwunge der Ode; päonische und andere kühnere
Rhythmen bleiben für Hymnen u. Dithyramben. Was in der L. n P. von den Dichtern
der einzelnen Völker geleistet worden ist, s.u. den Nationalliteraturen.
Erstdruck und Druckvorlage
Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände.
In Verbindung mit Staatsmännern, Gelehrten, Künstlern und Technikern
herausgegeben von J. Meyer.
Neunzehnter Band. Zweite Abtheilung.
Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia: Bibliographisches Institut 1852, S. 1471-1472.
Ungezeichnet.
PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10797961-1
URL: https://books.google.fr/books?id=6rBGAAAAcAAJ
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(Editionsrichtlinien).
Meyers Konversations-Lexikon online
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Meyers_Konversations-Lexikon
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