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Literatur: Schmidt
Literatur: Die Grenzboten
Zu den heiligsten Errungenschaften unserer glorreichen Revolution rechnet das junge Geschlecht die neue Poesie, welche sich lediglich mit den Ideen und den Thaten der Freiheit beschäftigt, welche keiner andern psychischen Begründung bedarf und befähigt ist, als der Versicherung, daß sie da sei; welche siegt, indem sie erscheint, die zu lästern, nicht mehr einen Mangel an Geschmack, sondern eine Verderbniß der Gesinnung verräth. Und zu den gefährlichen Werkzeugen des Absolutismus und der Reaction wirft sie die vormärzliche Kritik, jene Kritik, welche den Maßstab des Schönen an die Schöpfungen der Phantasie legte, in die dunkle Kammer, wo man die Folterwerkzeuge der willkürlichen Gewalt aufbewahrt, zum Schrecken der Nachwelt und zu Frommen eines bessern Geschlechts.
Die Märzpoesie ist älter als der März, sie ist eigentlich eine Tochter der vormärzlichen
Kritik. Als Gervinus vor zehn Jahren von seinen Studien über die Entwicklung der deutschen
Dichtkunst das Facit zog, fand es sich, daß unsere Nation gerade so viel Kraft darauf
ausgegeben habe, als zu ihrer Verwendung stehe, und daß sie damit aufhören müsse, falls
nicht alle übrigen Lebensfunctionen versiegen sollten. Handeln wäre die Losung des Tages,
und wenn die Kunst noch einen Platz in der neuen Bewegung behaupten wolle, so müsse sie
sich nützlich erweisen; sie müsse, da sie selbst keine That sei, zur That wenigstens
auf[6]muntern. Die politische Satyre sei die einzige zweckmäßige Form der neuen Dichtung.
War es nun dieser Rath, oder lag es in der Natur der Sache, in dem stillen Zauberschloß der Poesie wurde es auf einmal laut wie in einem Feldlager. Die Flöte wich der Trommel und der Querpfeife, und selbst wenn man die alten Ländlermelodien nicht lassen konnte, so wurde ein neuer, heroischer Text eingeschwärzt. Das Lied ermunterte sich selber, nicht mehr Lied zu bleiben.
Laßt, o laßt das Verseschweißen!
Auf den Amboß legt das Eisen,
Eisen soll der Heiland sein.
Die Poesie wird immer nur der heimlichen Welt des Gemüths einen Ausdruck geben. Es war auch mit der neuen Janitscharenmusik nicht anders. Wer sich von dem Lärm der Pauken und Trompeten nicht übertäuben ließ, konnte recht wohl die Melodie des alten Sehnsuchtswalzers wieder herauserkennen. Sonst hatte sich das junge Herz darüber gequält, ob es denn auch dem lieben Schatz mit den kastanienbraunen Locken gefallen, ob es denn hoffen dürfe, eines schönen Morgens an der Seite, oder wenn es bescheidener war, zu den Füßen der Angebeteten in dem Entzücken befriedigter Liebe schlagen zu dürfen; jetzt fragte es sich zwischen Hoffen und Bangen, ob es denn auch wohl groß genug sei, in den lebhafteren Regungen des Tages vernehmlich zu bleiben. Dem alten Bild der "ersehnten" Geliebten wurde ein neues Costüm angepaßt; man drückte ihr einen Lorbeerkranz in die dunkeln Locken, warf ihr einen blutrothen Shawl über die weißen Schultern, gab ihr ein Theaterschwert in die Hand, und taufte sie: die Freiheit.
Freiheit, die ich meine,
Die mein Herz erfüllt,
Komm mit deinem Scheine,
Süßes Engelbild.
Die jungen Liebhaber glaubten ihren Beruf vorzüglich dadurch bethätigen zu müssen, daß
sie gegen die alten Poeten der Nacht, der heimlichen Liebe und des Mondscheins eine
gründliche Verachtung an den Tag legten. Sie übersahen dabei, daß der Gegenstand, auf
welchen sich Empfindungen beziehn, den Werth derselben nicht bedingt; daß Bilder vom
"Völkerfrühling," von dem "brechenden Sonnenauge der Freiheit," von dem "blutigen
Morgenroth der Zukunft," durch die angedeutete Beziehung auf große Begebenheiten,
die man zu erwarten habe, noch keine innere Kraft, Fülle und Lebendigkeit gewinnen;
daß ein Lied nicht durch seinen Hintergrund, durch die Anspielungen auf etwas außer
ihm Liegendes, sondern durch die Macht und Intensivität der Empfindung getragen wird,
und daß diese Kraft sich in subjectiven Beziehungen eben so mächtig entwickelt, als
in dem Hinblick auf allgemeine Angelegenheiten, ja daß die letzteren erst dann einen
lyrischen Ausdruck verstatten, wenn sie sich in einer subjectiven Beziehung
dar[7]stellen;
sie vergaßen eben so – denn ihre Tendenzen gingen über das bloße Gedicht hinaus – daß
man im Drama eine Person noch nicht dadurch zum Helden macht, daß man ihr lyrische
Reflexionen über die Vortrefflichkeit des werdenden Jahrhunderts in den Mund legt,
oder daß man sie kurzweg den Heldentod für die Freiheit sterben läßt, daß die dramatische
Größe vielmehr nur in der entwickelten, vollständig zur Erscheinung gekommenen Kraft liegt,
welche der Geist in dem Conflict mit seinen sittlichen Voraussetzungen aufwendet. Sie
vergaßen vor allen Dingen, daß es ein seltsamer Widerspruch ist, wenn man unaufhörlich,
mit dem Aufwand alles historischen Pathos, dessen man fähig ist, deklamirt: es sei nicht
Zeit zum Deklamiren, sondern zum Handeln.
Es kam der große Tag, an welchem die Sehnsucht zur That wurde. Der Schwung der Märzrevolution zerriß in der ersten heftigen Bewegung das Gewebe nicht nur der Restaurationspoesie, welches schon von der jungen Dichtergeneration als unhaltbar bezeichnet und verspottet war, sondern der Poesie überhaupt. In Zeiten politischer Aufregung ist es nirgend anders gewesen. Die deutsche Revolution hatte aber das Eigenthümliche, daß sie an lyrischem Pathos, träumerischem Wesen, trüber und unklarer Sehnsucht mit den Gedichten ihrer Propheten wetteifern konnte. Sie ist jetzt vorüber; die Abdankung ihres Geschöpfes, des Reichsverwesers ohne Reich, war ihr letzter Act; die somnambulen Visionen haben, wie es sich geziemt, in der Burleske ihr Ende gefunden. Die politischen Bestrebungen, die scheinbar aus den Märztagen entsprangen, sind nichts anders, als die natürliche Fortsetzung der vormärzlichen Entwicklung; namentlich das von Preußen angestrebte, engere Bündniß, das mit den Ideen der märzlichen Volkssouveränität in keiner Verbindung steht. Aber wenn die Illusionen jener Tage aufgegeben sind, so ist ihre Geschichte nicht an uns verloren gegangen, und was wir in ihr gelernt haben, wird in der neuen Poesie zur Geltung kommen.
Denn eine neue Kunst ist es allerdings, in der wir die alte Zeit begraben wollen,
aber der Gegensatz ist nicht jener äußerliche, wie ihn die jungen Enthusiasten in
wohlfeiler Abstraction begreifen. Nicht die Ersetzung der Liebesempfindungen durch
Freiheitsempfindungen in der Lyrik, der Anekdoten aus dem Privatleben durch Anekdoten
aus Revolutionszeiten im Drama, macht die Wiedergeburt der Poesie. Der Götzendienst
wird darum nicht besser, wenn man einen neu aufgeputzten Fetisch auf den Altar stellt.
Vielmehr muß die Regeneration eine innerliche sein.
Als das wesentliche Kennzeichen der Restaurationspoesie, in deren Verwerfung wir mit den Märzpoeten vollkommen einig sind, nur daß wir ihre eignen Schöpfungen mit in den Kreis ziehn, bezeichnen wir: Mangel an Inhalt, den sie durch Ueberspannung, Mangel an künstlerischer Form, den sie durch ein spielendes Virtuosenthum zu verdecken sucht. Diese Schwächen erscheinen uns nicht als die Unvollkommenheit eines werdenden Geistes; aber auch nicht als das Zeichen [8] wirklicher Blasirtheit. Daß sie das Letztere nicht sind, zeigt der große Schwung, den die deutsche Wissenschaft – und nicht blos die alexandrinische des Sammelns – in unserm Jahrhundert genommen hat; zeigt die große Liebe, die wir in den wechselnden Schicksalen unserer Revolution ausgegeben haben; zeigen endlich einzelne Erscheinungen der Kunst, auf die wir noch zurückkommen.
Der Grundfehler liegt vielmehr darin, daß die deutsche Kunst sich in den Reichthum der
gegenständlichen Welt nicht zu finden wußte, und im Dilettantismus stecken blieb. Weil
es mit der deutschen Politik derselbe Fall war, kamen wir darin auch nicht weiter, und
die Wissenschaft, die es ernst nahm mit ihren Studien wie mit ihren Principien, war der
einzige Boden der geistigen Entwickelung.
Die Kunst der Restauration war einmal inhaltlos. Ihre Quelle war die Romantik, welche
mit der oberflächlichen Universalität einer halben Bildung die Pagoden von Japan, die
Vasen von Pompeji, die Heiligenbilder der rheinisch-byzantinischen Schule und die
neumodischen Abstractionen in einem großen Raritätenkram aufspeicherte, und sich in
kindischem Behagen an diesen bunten Bildern ergötzte, ohne für irgend eines derselben
die Liebe mitzubringen, ohne welche kein Studium und keine Kunst gedeiht. Wo das Auge
von Masken aus aller Herren Ländern übersättigt ist, kann nur noch die vollendete
Unnatur es reizen und die echten Virtuosen der neuen Schule, Hoffmann u.s.w. beschworen
alle Teufel, Hexen, Gespenster – alle die zwecklosen Combinationen von Thier- und
Menschenleibern aus der Unterwelt herauf, welche der phantastische Pinsel eines Breughel,
Hieronimus Bosch, Jakob Callot einem auf ähnliche Weise verwilderten Zeitalter dargestellt
hatte. Der Mangel an Gestaltungskraft – der übrigens bei der Nothwendigkeit, die
irrationelle Fülle überlieferter Vorstellungen durch Analyse, durch Kritik zu überwinden,
wohl zu begreifen und zu rechtfertigen ist – führte, wenn man dennoch gestalten wollte,
zur Lüge und zur Unnatur. Man stellte sich, weil man zu faul war, die Wirklichkeit mühsam
zu erforschen, eingebildete, unmögliche Aufgaben, die aber zu ihrer Lösung einen Virtuosen
verlangten, wie z.B. Arnim die Gestalt jenes Bärenhäuters, der halb todt halb lebendig
ist, und in welchem das lebendige Fleisch in das todte einwächst. Oder man heftete sich
wie eine Schlingpflanze, in einfach ironischem Gegensatz an das Bestehende, und verfolgte
seine einzelnen Bewegungen mit trägem Spott, ohne sich die Mühe zu nehmen, sie als Totalität
zu begreifen. So Immermann in seinem Münchhausen, Epigonen, Gutzkow in seinen Romanen. Das
Höchste glaubte man erreicht zu haben, wenn man beides – die phantastische, außerweltliche,
gespreizte Poesie und die Prosa der Ironisirung alles Wirklichen in einander verflocht.
Heine ist darin Vorbild geblieben; kein späterer hat ihn erreicht. Oder man hielt sich
an das einfache Virtuosenthum; man construirte sich aus gelehrten Reminiscenzen und
eignen Phantasien eine eigne, der Wirklichkeit so fern als möglich stehende
[9] Welt, ein
Ideal des Herzens – am liebsten den Orient, wie Freiligrath und viele Andere. Oder endlich
man begnügte sich mit der Deklamation gegen dieses ganze Unwesen, das man durch den
einfachen Ausdruck des Mißvergnügens zu überwältigen glaubte. Das letztere war der Fall
der Märzpoeten; sie concentrirten ihre Empfindungen gegen die Zerstreutheit des Zeitalters,
und das war ihre Berechtigung; aber ihre Concentration hatte keinen Inhalt als eben jene
Unzufriedenheit, und darin standen sie mit dem Zeitalter auf gleichem Boden.
Die Kunst der Restauration war ferner principlos. Die Romantik hatte sich an so vielerlei
einen Glauben aufzuschwatzen gesucht, daß sie zuletzt an gar nichts glaubte. Heine gefiel
sich darin, alles zu lästern, was den Menschen heilig ist; jetzt soll er sich mit dem lieben
Gott wieder ausgesöhnt haben. Kein Wunder, denn sein Atheismus war ja immer nur die Caprice
eines eiteln Dilettanten. Den Mangel einer festen Haltung, ohne die keine Kraft besteht,
suchte man durch eine gewaltsame Ueberpannung, durch einen künstlichen Opiumrausch zu ersetzen;
weil man herzlos war, erfand man raffinirte Herzensgeschichten; weil man die Sprache der Natur
verloren hatte, stammelte man in wunderlichen Interjectionen der Empfindung, deren
vermeintliche Tiefe nur in der vollkommenen Unklarheit lag, und wenn man aus der
abstracten Innerlichkeit Stimmungen heraufbeschwor, die Niemand verstehen konnte,
weil sie außer allem vernünftigen Zusammenhang lagen, so schielte man doch in jedem
Augenblick nach den Mienen eines verehrungswürdigen Publikums, dessen Geschmack für
das Originelle, d.h. Sinnlose man eigentlich zu kitzeln bemüht war. An dieser
schlechten Coquetterie ist z.B. Gutzkow zu Grunde gegangen. Die Märzpoeten machten
es mit dem Princip wie mit dem Inhalt; sie sangen sich vor: mit Empfindsamkeit ist
es nichts, das frivole Spiel des sentimentalen Atheismus kann das Herz nicht
erwärmen, der Mensch muß einen Glauben, eine Ueberzeugung, ein sittliches Princip,
eine Religion haben, die alten sind todt, also ein neues Evangelium, Hurrah der
Freiheit und es lebe die Revolution! Und wer diese Religion nicht anerkennt, ist
ein Verräther oder ein Dummkopf. Berechtigt in ihrer Empfindung, waren sie in der
Ausbildung derselben ebenso principlos als ihre Gegner; denn der willkürlichen
Versicherung, daß man eine Religion haben müsse, läßt sich eben so gut eine andere
entgegenstellen. Statt zu beweisen, d.h. in lebendiger Anschaulichkeit darzustellen,
was sie glaubten, lästerten sie auf die Ungläubigen, und es fehlte ihnen zum zweiten
Mahomet nur eine Kleinigkeit: das Feuer und der Beruf dieses Propheten.
Wenn die Kunst ohne Inhalt und ohne sittliches Princip in der Irre umherwankte, so
war es eine unabweisbare Folge, daß sie auch keinen entsprechenden Ausdruck fand.
Sie war formlos. Die Sophistik, mit welcher man alle sittlichen Bestimmungen so
lange hin- und hergewendet hatte, bis nicht nur das natürliche Gefühl für Recht und
Unrecht, sondern auch die Empfindung für das
[10] Schickliche bis auf den Grund verkehrt
war, brach auch jene geistige Energie, die allein im Stande ist, einen Gedanken, einen
Plan, einen Zweck festzuhalten und in künstlerischer Fülle auszubreiten. Der liederliche
Charakter der Faustliteratur verräth nicht weniger Barbarei des Geschmacks als sittliche
Impotenz. Jener geistreiche Dilettantismus, der nur so lange sich in seiner Höhe fühlte,
als er unzugänglich war, der das Volk verachtete, weil er auf es einzuwirken nicht
verstand, machte aus der Wissenschaft ein Gewebe poetischer Einfälle, aus der Kunst
eine Mosaik philosophischer Reminiscenzen. Durch diese Verwirrung der Grenzen wird
der Zweck der Kunst, zu gestalten, ebenso vereitelt als der Zweck der Wissenschaft,
zu denken. In der ewigen Unruhe des Zweifelns, des Suchens, der Begierde und der
Furcht, verschwammen die Charaktere ins Unbestimmte, und die Bewegung des sittlichen
Gedankens verlor ihren gemessenen Lauf. – Von dieser Seite eröffnete sich den
Märzdichtern der erfolgreichste Wirkungskreis, allein sie verstanden ihn nicht zu
benutzen, denn der neue Geist verlangt eine neue Form, und sie hatten nur die
Reminiscenzen der alten Schillerschen Schule. In der Kunst so wenig als in dem
öffentlichen Leben führt ein Weg in eine bereits überwundene Weltanschauung zurück.
Wenn ich also das Facit aus dieser Rechnung ziehe, so heißt die Formel, durch
welche eine Wiedergeburt der deutschen Poesie allein bewirkt werden kann: Aufheben
des Dilettantismus; freilich nicht allein in der Kunst, sondern auch im Leben und
im Denken. Ich bemerke gleich bei dieser Gelegenheit, daß die erste Phase unserer
Revolution auf den Ernst der Kunst keineswegs günstig einwirken konnte, denn sie
war nichts anderes, als ein ins Große getriebener politischer Dilettantismus,
eine Herrschaft der Phrase, wie sie in dem Maß noch selten in der Geschichte aufgetreten
ist. Daher ist die eigentliche Märzpoesie, die mit der politischen Bewegung Hand in Hand
ging, noch viel haltloser, trüber, unsittlicher, als selbst jene Kunst, über welche sie
sich durch den Schwung einer neuen Begeisterung zu erheben glaubte. Seit der Zeit hat
sich die bittre Nothwendigkeit in das Reich der politischen Träume eingeführt, und
nun es Ernst wird, ziehn sich die Dilettanten allmälig von einem Felde zurück,
dessen sie nicht mehr mächtig sind. Wer jetzt das Wort führen will, von dem erwartet
man, daß er von der Sache etwas verstehe.
Diese Sammlung, die im Gegensatz zu der Zerstreutheit der vorigen Jahre deutlich
genug hervortritt, war nothwendig, wenn die Kunst einen Inhalt gewinnen sollte.
Denn an Gegenständen hat es nie gefehlt, es kam nur darauf an, daß der Dichter
sich auf einen bestimmten concentrirte, und ihm Liebe genug zu Theil werden ließ,
um ihn eines ernsthaften Studiums zu würdigen. Ein erfreuliches Zeichen der
Sehnsucht nach Realität, nach ursprünglichem, festem Leben war der Erfolg unserer
jungen idyllischen Poesie. Bei den Dorfgeschichten von
[11] Berthold Auerbach, Jeremias
Gotthelf u.s.w. gewöhnte man sich wenigstens daran, mit Menschen umzugehen,
die noch eine andere Beschäftigung hatten, als die Lectüre der Modejournale
und die Fabrik von Sonetten an Blaustümpfe; eine festere, concretere Bestimmtheit,
als die vorübergehende Tendenz einer poetischen Doctrin. Man gewöhnte sich daran,
die Charaktere, die man bisher nur in liederlich genialer Skizze entworfen, in
breiter äußerlicher Explication zu verfolgen. Daß in dieser, mit harter Arbeit
wiedererkämpften Naivität viel bewußtes lag, war nicht zu vermeiden, da man den
häßlichen Gegensatz beständig vor Augen hatte. – Nicht minder charakteristisch,
obgleich der Poesie ferner liegend, war die neue Wendung der kritischen Wissenschaft.
Von den leeren Hirngespinsten des subjectiven Idealismus hatte schon Hegel die
Philosophie entfernt, er hatte große Aussichten nach allen Seiten hin eröffnet,
und den analytischen Verstand vor dem Irrthum gewarnt, die Geheimnisse des Lebens
bei den Todten, in den zerrissenen Gliedern des Lebendigen zu suchen. Aber seine
Schule hatte eben durch ihre Universalität das dilettantische Wesen, die Halbbildung
und die Oberflächlichkeit im Produciren wie im Denken befördert, sie bot das Buch der
Weisheit in ein paar Paragraphen für einen wohlfeilen Preis feil, und bescheerte
die frühreifen Früchte, ohne den Schweiß des Angesichts, der ihnen allein Gedeihen
gibt. Sie war durch einzelne Erfolge so angeschwollen in ihrem Dünkel, daß sie sich
mit Gott und der Welt vollkommen im Reinen glaubte. Hier nun gebührt der jüngeren
Schule eine bleibende Anerkennung. Man pflegt bei Strauß, Feuerbach, Vischer u.s.w.
nur auf das Resultat zu achten, das in seiner abstracten Form als bequeme Scheidemünze
von jungen Studenten mit großem Leichtsinn ausgegeben wird, das ist aber ihr geringstes
Verdienst, die Hauptsache ist, daß sie gezeigt haben, wie man sich mit fast ängstlicher
Gewissenhaftigkeit in das Detail vertiefen kann, ohne das große Princip aus den Augen
zu verlieren. Diese Analyse des Gedankens hat der Geschichte eine neue Welt erobert.
Mehr oder minder im Zusammenhang mit dieser kritischen Tendenz hat man dann nach allen
Seiten hin in den Schacht der Vergangenheit gegraben; man hat den Naturwuchs der
sittlichen Ideen belauscht, und den Geist, der seinen Ursprung vergessen hatte,
durch die Vermittelung seiner Vergangenheit zu sich selbst geführt. – Diese Schätze
sind aber dann erst fruchtbar geworden, als man sich in der Gegenwart zu Hause fand.
Die Revolution hat das Recht, das Staatswesen und selbst das Privatleben aus den
verschlossenen Aktenstuben wieder auf den Markt geführt; Gesetz, Verfassung, Moralität
erschöpft sich nicht mehr in allgemeinen Formeln, die man nach dem sogenannten gesunden
Menschenverstand in seinen Mußestunden ex aequo et bono sich zurechtlegt, sondern es
explicirt sich in bestimmten, concreten Vorstellungen, es wächst in das unmittelbar
gegenwärtige Leben hinein, und man fühlt lebendig, was man sonst mit unreifem Räsonnement
sich ausgeklügelt hat. Diese Ausbreitung und Vertiefung der sittlichen Ideen in
[12] das Detail
des wirklichen Lebens ist die nothwendige, die einzige Grundlage einer echten und großen
Poesie.
Denn sie gibt nicht allein den Inhalt, sie verleiht ihr auch den Charakter. Wenn
sonst eine bessere Natur über die molluskenartigen Figuren der jungdeutschen Poesie
sich erheben wollte, so ersetzte er die fehlende Energie durch Härte und Eigensinn,
und schuf Petrefacten an Stelle lebendiger Wesen. So ist es bei Hebbel, dessen löbliche
Intentionen durch diesen noch in seinem Gegensatz befangenen Trotz zu den wunderlichsten
Abwegen verleitet sind. Die furchtbare Erschütterung des vorigen Jahres – furchtbar,
weil sie mit unerbittlichem Ernst die schönsten Illusionen zerschlagen hat – wird heilsam
auf die Nerven unserer Dichter wirken. Die Phrase hat sich selber widerlegt; sie kann
das zaghafte Gewissen nicht mehr beruhigen. Auch nicht jene Form der Festigkeit, die
heute sagt, was sie gestern sagte, weil sie es gestern gesagt hat. Man fordert von
seinen Helden eine lebendige Gesinnung, die in dem Wechsel der Verhältnisse sich
nicht verliert; sie dürfen sich nicht mehr an die sogenannte Idee anlehnen, weil
diese sich wankend gezeigt hat, ihr eigenes Herz soll der Stamm sein, um welchen
die Ideen sich ranken. Solche Heldenbilder wird man nunmehr auch von der Dichtung
verlangen. Die Parteien zerschlagen den unfruchtbaren Eigensinn des Einzelnen,
sie gewöhnen ihn an die Idee des Opfers, sie halten ihn in der Zweckthätigkeit
fest, sie erfüllen ihn mit jenem höhern Begriff der Ehre, der nicht den Einzelnen
gegen den Einzelnen, sondern den Einzelnen als Glied eines großen Ganzen geltend
macht. Sie bringen endlich in ihrem Kampf, in dem sie einander nicht schonen, jene
allgemeine, über alle Sophistik und Caprice erhabene Gesinnung hervor, welche die
Substanz des Staats ist, und zugleich die einzige solide sittliche Basis, ohne welche
ein wahrhaft tragischer Conflict, ohne welche aber auch ein objectiver Humor nicht
gedacht werden kann, weil die von ihrer Grundlage abgelöste Leidenschaft zur rohen,
subjectiven Willkür, zum ohnmächtigen Gelüste, ja geradezu zum Wahnsinn ausartet,
denn vollständiges Isoliren des Denkens und Wollens ist Wahnsinn, und weil der von
dem Ernst der Wirklichkeit vollkommen losgetrennte Scherz sich zu einer leeren
Frazze verzerrt.
Kaum ist es nöthig, noch die Form zu erwähnen. Die Formlosigkeit unserer Kunst
hing eng zusammen mit der Scheidung der sogenannten geistreichen Poeten von den
populären. Diesen kam es nur darauf an, gelesen und gespielt zu werden, sie
schmeichelten der Masse und gebärdeten sich so unverständig als ihr Publikum selbst;
jene summten ihre Visionen vor sich hin, wie Zufall und Stimmung es mit sich brachte.
Gegen diese willkürliche Absonderung, welche namentlich den Verfall der deutschen
Bühne nach sich gezogen hat, ist schon der Ehrgeiz unserer jüngeren Dichter ein
sehr gutes Palliativ gewesen; seit Gutzkow und Laube gilt es nicht mehr für gemein,
sich den Bedürfnissen des Theaters anzubequemen. Allein das Drama hat in der Regel
auch in diesem Fall noch
[13] immer daran gelitten, daß es seinen Ursprung, die Reflexion,
nicht verleugnen konnte. Auch die Märzpoesie hat bisher auf die Bedürfnisse des
Publikums nur speculirt; sie hat ihm Heltenthaten und Freiheitsgefühle vorgesetzt,
weil diese Waare gut ging. Zu einem Gedicht, welches das Volk dauernd mit sich
fortreißen soll, gehört mehr als diese Virtuosität in Mosaikarbeiten; nur der
innere Schwung der Seele führt im Sturm über die Hindernisse hinweg, welche der
klügelnde Verstand vergebens zu umgehen sucht. Wenn von der Flamme unserer Revolution
so viel Gluth in der Seele eines oder des anderen unserer Dichter zurückgeblieben
ist, um die Conception einer großen Leidenschaft und eines großen Schicksals nicht
nur in der Reflexion, sondern in der Phantasie zu zeitigen, einerlei, ob diese
Leidenschaft sich auf Staatsangelegenheiten oder auf die innere Welt der Seele
bezieht, so wollen wir sie segnen, denn es ist mehr damit gewonnen, als durch
jahrelange Reden und Beschlüsse von einigen Dutzend patriotischen Clubs.
Erstdruck und Druckvorlage
Die Grenzboten.
Zeitschrift für Politik und Literatur.
Jg. 9, 1850, Bd. 1, Nr. 1, 1. Januar, S. 5-13.
[PDF]
Gezeichnet: J. S.
Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck
(Editionsrichtlinien).
Die Grenzboten online (ohne Titelblätter der Hefte)
URL: http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten
URL: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10612589
URL: http://data.onb.ac.at/rep/10489303
URL: http://catalog.hathitrust.org/Record/000057894
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/007914762
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Grenzboten
Zeitschriften-Repertorien
Julian Schmidt hat den Aufsatz in großen Teilen wortwörtlich in seine Literaturgeschichte übernommen
Kommentierte Ausgabe
Werkverzeichnis
Verzeichnisse
[Redaktion]: Art. Julian Schmidt.
In: Internationales Germanistenlexikon, 1800 – 1950.
Bd. 3. Berlin u.a.: de Gruyter 2003, S. 1626-1628.
Jacob, Herbert (Bearb.): Deutsches Schriftstellerlexikon 1830 – 1880.
Bd. S-Sp. Berlin: Akademie Verlag 2016.
S. 214-225: Art. Julian Schmidt.
Schmidt, Julian: Die Märzpoeten.
In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur.
Jg. 9, 1850, Bd. 1, Nr. 1, 1. Januar, S. 5-13.
[PDF]
Gezeichnet: J. S.
URL: http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten
Schmidt, Julian:
Die Reaction in der deutschen Poesie.
In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur.
Jg. 10, 1851, Bd. 1, Nr. 1, 3. Januar, S. 17-25.
[PDF]
Gezeichnet: J. S.
URL: http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten
[Schmidt, Julian:] Ferdinand Freiligrath.
In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur.
Jg. 10, 1851, Bd. 3, Nr. 28, 11. Juli, S. 54-57.
[PDF]
Ungezeichnet.
URL: http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten
[Schmidt, Julian:] Rudolph Gottschall und die deutsche Lyrik.
In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur.
Jg. 11, 1852, Bd. 4, Nr. 43, 15. Oktober, S. 121-132.
[PDF]
Ungezeichnet.
URL: http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten
Schmidt, Julian: Geschichte der deutschen Nationalliteratur im neunzehnten Jahrhundert.
Bd. 1. Leipzig: Herbig 1853.
URL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10814308
PURL: https://hdl.handle.net/2027/uc1.$b15591
URL: https://books.google.fr/books?id=ZIstAAAAYAAJ
Schmidt, Julian: Geschichte der deutschen Nationalliteratur im neunzehnten Jahrhundert.
Bd. 2. Leipzig: Herbig 1853.
URL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10814307
PURL: https://hdl.handle.net/2027/uc1.$b15592
URL: https://books.google.fr/books?id=54otAAAAYAAJ
Schmidt, Julian: Weimar und Jena in den Jahren 1794 – 1806.
Supplement zur ersten Auflage der deutschen National-Literatur im neunzehnten Jahrhundert.
London: Williams & Norgate; Leipzig: Herbig; Paris: Franck 1855.
URL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10734974
PURL: https://hdl.handle.net/2027/hvd.hwledy
URL: https://books.google.co.uk/books?id=1bpfAAAAcAAJ
Schmidt, Julian: Schillers und Goethes lyrische Gedichte.
In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur.
Jg. 14, 1855, Bd.& 2, S. 481-503.
Ungezeichnet.
URL: http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten
Aufgenommen in
Julian Schmidt: Weimar und Jena in den Jahren 1794 – 1806.
Supplement zur ersten Auflage der deutschen National-Literatur im neunzehnten Jahrhundert.
London: Williams & Norgate; Leipzig: Herbig; Paris: Franck 1855; hier: S. 50-71.
URL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10734974
PURL: https://hdl.handle.net/2027/hvd.hwledy
URL: https://books.google.co.uk/books?id=1bpfAAAAcAAJ
Schmidt, Julian: Der neueste englische Roman und das Princip des Realismus.
In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik und Literatur.
Jg. 15, 1856, Bd. 4, S. 466-474.
Ungezeichnet.
URL: http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten
Schmidt, Julian: Kritische Streifzüge.
III: La tentation de St. Antoine.
In: Preußische Jahrbücher.
Bd. 34, 1874, November, S. 505-512.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Preußische_Jahrbücher
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000494074
Schmidt, Julian: Kritische Streifzüge.
V: Essays.
In: Preußische Jahrbücher.
Bd. 35, 1875, März, S. 313-322.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Preußische_Jahrbücher
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000494074
Schmidt, Julian: Ferdinand Freiligrath.
In: Preußische Jahrbücher.
Bd. 37, 1876, April, S. 408-416.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Preußische_Jahrbücher
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000494074
Schmidt, Julian: Neuland.
In: Im neuen Reich.
Wochenschrift für das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst.
Jg. 7, 1877, Bd. 1, 19. April, S. 652-659.
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/010317147
URL: https://digipress.digitale-sammlungen.de/calendar/newspaper/bsbmult00000444
Schmidt, Julian: Portraits aus dem neunzehnten Jahrhundert.
Berlin: Hertz 1878.
URL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb11168080
URL: https://archive.org/details/portraitsausdem00schmgoog
Schmidt, Julian: Julius Wolff.
In: Preußische Jahrbücher.
Bd. 46, 1880, Dezember, S. 612-618.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Preußische_Jahrbücher
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000494074
Schmidt, Julian: Herrmann Hettner.
In: Die Gegenwart.
Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben.
Bd. 21, 1882, Nr. 24, 17. Juni, S. 371-373.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gegenwart_:_Zeitschrift_für_Literatur,_Wirtschaftsleben_und_Kunst
Literatur: Schmidt
Albrecht, Wolfgang: Wegweiser zu neuer Poesie?
Ästhetische Kriterien politisierter deutscher
Literaturkritik um 1850 (Wienbarg, Vischer, J. Schmidt).
In: Literaturkonzepte im Vormärz.
Hrsg. von Michael Vogt u.a. Bielefeld 2001
(= Forum Vormärz Forschung, Jb. 2000), S. 23-47.
Ammon, Frieder von: Politische Lyrik.
In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte.
Hrsg. von Dieter Lamping.
2. Aufl. Stuttgart 2016, S. 152-159.
Anz, Thomas: Das Poetische und das Pathologische.
Umwertungskriterien im programmatischen Realismus.
In: Zwischen Goethezeit und Realismus. Wandel und Spezifik in der Phase des Biedermeier.
Hrsg. von Michael Titzmann.
Tübingen 2002 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, 92), S. 393-407.
Begemann, Christian / Bunke, Simon (Hrsg.): Lyrik des Realismus.
Freiburg i.Br. u.a. 2019.
Bernd, Clifford A.: Politik, Religion und Ästhetik in der deutschsprachigen Welt des
19. Jahrhunderts. Zum literaturkritischen Programm Julian Schmidts.
In: "Das Schöne soll sein". Aisthesis in der deutschen Literatur. Festschrift für Wolfgang F. Bender.
Hrsg. von Peter Heßelmann u.a. Bielefeld 2001, S. 295-306.
Böttcher, Philipp: Gustav Freytag Konstellationen des Realismus.
Berlin 2018.
Brandmeyer, Rudolf: Poetiken der Lyrik: Von der Normpoetik zur Autorenpoetik.
In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte.
Hrsg. von Dieter Lamping.
2. Aufl. Stuttgart 2016, S. 2-15.
Dembeck, Till: Der Ton der Kultur.
Lyrik und Sprachforschung im 19. Jahrhundert.
Göttingen 2023.
Felten, Georges: Diskrete Dissonanzen.
Poesie und Prosa im deutschsprachigen Realismus 18501900.
Wallstein Verlag 2022.
Frank, Gustav: 'Soziologische' und 'psychologische' Möglichkeitsbedingungen für
Geschichtsmodelle um 1850.
In: Vormärz – Nachmärz.
Bruch oder Kontinuität? Vorträge des Symposions des Forum Vormärz Forschung e.V. vom 19. bis 21.
November 1998 an der Universität Paderborn.
Hrsg. von Norbert O. Eke u.a. Bielefeld 2000
(= Forum Vormärz Forschung; Vormärz-Studien, 5), S. 85-124.
Freytag, Gustav: Julian Schmidt bei den Grenzboten.
In: Preußische Jahrbücher.
Bd. 57, 1886, Juni, S. 584-592.
URL: https://archive.org/details/preussischejahr42wehrgoog
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/007392262
Freytag, Gustav: Vermischte Aufsätze aus den Jahren 1848 bis 1894.
Hrsg. von Ernst Elster. Bd. 2: Aufsätze zur Geschichte und Kulturgeschichte.
Leipzig 1903.
S. 422-450: Verzeichnis der in den "Grenzboten" erschienenen Aufsätze.
URL: https://archive.org/details/vermischteaufst02freygoog
Göttsche, Dirk: Poetiken des 19. Jahrhunderts (Realismus).
In: Grundthemen der Literaturwissenschaft: Poetik und Poetizität.
Hrsg. von Ralf Simon.
Berlin u. Boston 2018, S. 175-200.
Hahn, Hans-Werner / Oschmann, Dirk (Hrsg.): Gustav Freytag (1816-1895).
Literat, Publizist, Historiker.
Köln u.a. 2016.
Klein, Wolfgang: Der nüchterne Blick.
Programmatischer Realismus in Frankreich nach 1848.
Berlin u.a. 1989.
Otto, Norbert: Julian Schmidt - eine Spurensuche.
Hildesheim u. Zürich 2018.
Ruprecht, Dorothea: Untersuchungen zum Lyrikverständnis in Kunsttheorie,
Literarhistorie und Literaturkritik zwischen 1830 und 1860.
Göttingen 1987 (= Palaestra, 281).
Schneider, Lothar L.: Realistische Literaturpolitik und naturalistische Kritik.
Über die Situierung der
Literatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die Vorgeschichte der Moderne.
Tübingen 2005 (= Studien zur deutschen Literatur, 178).
Schofield, Benedict: "Die Willkür der alten Romantik".
The Romantic Legacy in Gustav Freytag's Literary Works and Theory.
In: Realism and Romanticism in German Literature /
Realismus und Romantik in der deutschsprachigen Literatur.
Hrsg. von Dirk Göttsche and Nicholas Saul.
Bielefeld 2013, S. 126-147.
Widhammer, Helmuth: Realismus und klassizistische Tradition.
Zur Theorie der Literatur in Deutschland 1848 – 1860.
Tübingen 1972 (= Studien zur deutschen Literatur, 34).
Die Bibliographie enthält ein Verzeichnis der wichtigsten "Grenzboten"-Aufsätze
aus den Jahrgängen 1847 – 1860.
Literatur: Die Grenzboten
Barthold, Willi W.: Der literarische Realismus
und die illustrierten Printmedien.
Literatur im Kontext der Massenmedien und visuellen Kultur des 19. Jahrhunderts.
Bielefeld 2021.
Butzer, Günter / Günter, Manuela / Heydebrand, Renate von:
Von der 'trilateralen' Literatur zum 'unilateralen' Kanon.
Der Beitrag der Zeitschriften zur Homogenisierung des 'deutschen Realismus'.
In: Kulturtopographie deutschsprachiger Literaturen.
Perspektivierungen im Spannungsfeld von Integration und Differenz.
Hrsg. von Michael Böhler u. Hans Otto Horch.
Tübingen 2002, S. 71-86.
Günter, Manuela: Im Vorhof der Kunst.
Mediengeschichten der Literatur im 19. Jahrhundert.
Bielefeld 2008.
Kauffmann, Kai / Jost, Erdmut: Diskursmedien der Essayistik um 1900:
Rundschauzeitschriften, Redeforen, Autorenbücher.
Mit einer Fallstudie zu den "Grenzboten".
In: Essayismus um 1900.
Hg. v. Wolfgang Braungart u. Kai Kauffmann.
Heidelberg 2006, S. 15-36.
Naujoks, Eberhard: Die Grenzboten (1841 – 1922).
In: Deutsche Zeitschriften des 17. bis 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Heinz-Dietrich Fischer.
Pullach bei München 1973 (= Publizistik-historische Beiträge, 3), S. 155-166.
Nölte, Manfred / Blenkle, Martin: Die Grenzboten
on its Way to Virtual Research Environments and Infrastructures.
In: Journal of European Periodical Studies 4.1 (Summer 2019), S. 1935.
URL: https://ojs.ugent.be/jeps/article/view/10171/11229
Papiór, Jan: Zum politischen Programm der "Grenzboten"
unter G. Freytags und J. Schmidts Redaktion (1847 – 1870).
Mit bibliographischem Anhang der "Polnischen Beiträge" für die Jahre 1845 – 1889.
In: Studia Germanica Posnaniensia 20 (1993), S. 31-46.
Thormann, Michael: Der programmatische Realismus der Grenzboten im Kontext
von liberaler Politik, Philosophie und Geschichtsschreibung. In:
Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 18,1 (1993), S. 37-68.
Thormann, Michael: "Culturvolk" und "Raubthier":
das Frankreichbild der liberalen Kulturzeitschrift Die Grenzboten (1848-1871).
In: Germanisch-romanische Monatsschrift 46 (1996), S. 44-56.
Vries, Jan-Christoph de: Aristokratismus als Kulturkritik.
Kulturelle Adelssemantiken zwischen 1890 und 1945.
Wien u.a. 2021.
Vgl. Kap. 4.2: 'Aristokratismus' in Zeitschriften am Beispiel der "Grenzboten".
Edition
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