Johann Gottfried Herder

 

 

Pindar und der Dithyrambensänger.

 

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Literatur: Pindar-Rezeption

 

Homere dörften wir also nicht eben haben, aber einen Pindar? Die Zeit hat dem Pindar seine besten Kronen, und unter andern auch den siebenfachen Epheukranz der Dithyramben geraubt – einer von unsern Dichtern sezt sich selbst dies Siegeszeichen auf, und ruft: Macht Raum, Mönaden! Ist er der Vater Bacchus, oder trägt er blos den Thyrsusstab, um es zu seyn?

[299] Zum Voraus ein Wort in einer Parenthese. Ich glaube, wenige Beurtheilungen der Litteraturbriefe sind so schielend, und gebrechlich, als diese, * die einem Lehrmeistertone sich nähert: die bei dem Geräusche arm, bei aller Pracht von Belesenheit und Kritischer Einsicht kurzsichtig, und bei allen Planen und Vorschlägen dürre seyn möchte. Die angebohrne Lebhaftigkeit des Recens. verspricht dem Dithyrambendichter scharf zuzusezzen, und zuckt jedesmal zurück, um sich in Präceptorpredigten zu verlieren. Was soll die Frage heissen: Kann man Deutsche Dithyramben machen? Kann man nicht Deutsche, so kann man auch keine Malabarische Dithyramben machen, was die Sprache betrifft; und bei Dithyramben dörfte diese nur zulezt in Betracht kommen. Was darf es der Recens. mit so vieler Gelehrsamkeit beweisen, daß wir keine Dithyramben übrig haben? der Verfasser dörfte dieses ja aus dem lieben E.Schmid allenfalls wissen! Und womit beweiset es der Kunstrichter denn, [300] daß wir nach den überbliebenen Nachrichten keine Dithyramben machen können; – höchstens! daß der Verfasser keine gemacht. Womit behauptet er es, daß jeder neue Geschmack verkehrt seyn muß, der von den Regeln des weisen Alterthums abgeht? Warum ist ein Deutsches Heldengedicht, eine Ode, eine Dithyrambe ohne Griechische und Lateinische Muster denn an sich unmöglich? Was thun die Pindarischen Oden des Leipziger Professors hier zur Sache? Auf welcher Classe muß denn der Dithyrambist sizzen, wenn er den Pindar intus et in cute kennen lernen, den ganzen Poeten in succum et sanguinem vertiren, und absolut erst nach 20 Jahren Imitationen nach der Pindarischen Digreßion über den Berg Aetna machen soll? Welch ein Schulton herrscht so durchgängig, so insonderheit S. 59-61. Welche Sammlung von Pindarischen Beiwörtern soll man (p. 70.) Friedrich geben? Wie lange muß noch der Dithyrambist Mythologie lernen, um nicht ihr System niederreissen zu wollen? Ist es wahr, daß Pindar sich keine Inversionen des Fabelsystems erlaubt, und alles so stehen läßt, [301] wie es ihm vom Präceptor diktirt worden ist? – Und nun endlich die beste und geistigste Anmerkung wider die windichten, eitlen, jungen Menschen, die ihrem Mädchen zu gut Gedichte herausgeben – wobei freilich der Beweis mangelt, daß der Verfasser der Dithyramben so ein windichter, eitler, junger Mensch sey, der eine Strafpredigt über sein Mädchen 6 Seiten lang anhören muß. Womit kann es der Recens. beweisen, daß Pindar in seinen verlohrnen Hyporchematen und Dithyramben in einem ernsthaften Philosophischen Ton trunken geraset? Wie mag ein Compliment lassen, das man nicht aus freiem Willen, sondern aus Muß im Vorbeigehen macht? Und wie viel nimmt der Recensent für ein Collegium, darinn er zeigt, wie man Pindars ganze Manier zu malen bis auf seinen Adler lernen soll, damit unser Deutscher Horaz auch für den Dithyrambisten eine Ode weihen müste? – Meine Parenthese wird lang; aber dem Recensenten würde die Antwort auf meine Fragen noch länger seyn, die ich auch, "aus einer mir angebohrnen Lebhaftigkeit, thue; nicht als Kritiken, sondern als eine kleine Hülfe, mich [302] selbst auf den Weg zu bringen, und was ich denke, zu sagen."

Ich bin nichts minder, als der Verfasser oder der Vertheidiger der Dithyramben; ich habe selbst mehr wider sie, als die Litteraturbriefe, aber wie ich hoffe, aus andern Gründen, und mit weniger Schulton. Ohnmöglich kann diese Beurtheilung von einem Verfasser der Litteraturbriefe seyn; vermuthlich ist sie eingeschickt; weil ihr Ton gewiß zu merklich abweicht. – Aber gnug! meine Parenthese ist zu Ende.) Können wir Dithyramben machen, Griechische Dithyramben im Deutschen machen? Originaldithyramben machen?

Woher mag der Dithyrambe bei den Griechen entstanden seyn? Darf ich eine Hypothese versuchen? – Hypothesen muß  man versuchen, wo man keine Nachrichten hat: wäre Demosthenes περι διθυραμβοποιων, oder Aristotels größter Theil der Dichtkunst nicht verloren, so würden wir wissen, statt zu rathen.

[303] Ein Volk in seiner Wildheit ist in Sprache, Bildern und Lastern stark: Trunkenheit und Gewaltthätigkeit sind die Lieblingslaster einer Nation, die noch Mannheit (αρετη) für Tugend, und trunkne Raserei für Vergnügen hält. Alle die feine Schwachheiten waren damals noch nicht, die heut zu Tage unsere Güte und Fehler, unser Glück und Unglück bilden, die uns fromm und feige, listig und zahm, gelehrt und müßig, mitleidig und üppig machen. Diese Trunkenheit gebar wilde Vergnügen, den ungezähmten Tanz, eine rohe Musik, und nach der damaligen ungebildeten Sprache auch einen rohen Gesang.

Nicht an Altären, sondern in wilden Freudentänzen entsprang also die Dichtkunst, und so wie man die Gewaltthätigkeit mit den schärfsten Gesetzen bändigte, so suchte man die trunknen Neigungen der Menschen, die jenen entwischten, durch Religion zu erhaschen. Ihre Götter trugen damals Keulen und Blitze: die sanften Gratien waren noch nicht geboren; man verehrte die Kräfte der Natur: rauh war ihr Gottesdienst, wie ihre Natur, [304] durch Opfer und Trunkenheit – und unter den ältesten Göttern war immer auch ein Oenotrius, ein Weingott; man heiße ihn, wie man wolle.

Jezt wurde also die trunkne Dichtkunst an die Altäre zur Entsündigung geführt. Hier befahl die Religion ihnen Trunkenheit in Wein und Liebe, und ihre Trunkenheit bequemte sich also wieder der Religion: ihr Gesang war voll von der thierischsinnlichen Sprache des Weins, und der Wein erhob sich wieder zu einer gewissen Mystischsinnlichen Sprache der Götter: ein heiliger Gesang in doppeltem Verstande. Die Priester, zugleich Dichter und Staatsleute, webten aus Nationalsagen eine Mythologie zusammen, die sich zu ihren rauhen Gesängen bildete, mit denen sie als mit einem Zaume, mit einem Stück des Gottesdienstes, mit einem Zeitvertreibe und Vergnügen das Volk lenkten.

Linus, den wir im fernsten Schatten als den Vater der Dichtkunst erblicken, schrieb noch mit Pelasgischen Buchstaben, den Feldzug des Bacchus. Anthes der Böotier sang Bacchische Hymnen: Orpheus, der Bezähmer der Grie[305]chen durch Gesezze und Gottesdienst, weihte die Trunkenheit in seine Eleusinischen Heiligthümer ein, um sie zu bezähmen, daher er auch ihr Opfer wurde. Musäus und sein Sohn Eumolpus sangen ebenfalls den Bacchus – Kurz die ältesten Namen der Dichter, die beynahe selbst Fabeln sind, alle haben sich mit Bacchus beschäftigt.

Wozu sage ich alles dieses? Um zu zeigen, daß der Dithyrambe aus den Zeiten der Wildheit und Trunkenheit seinen Ursprung und Leben ziehe, daß wir also von ihm auch nach Beschaffenheit dieses Zeitalters urtheilen müssen. Entsprungen unter berauschten Tänzen des Volks führte man ihn in die Tempel, um ihn zu zähmen. Sein Inhalt, seine Sprache, Sylbenmaas, Bearbeitung, Musik, Deklamation, alles zeigt von der Zeit, die ihn hervorgebracht hat: er mag nun in Thebe, oder dem wollüstigen Korinth von einem oder dem andern erfunden seyn: gnug, es war noch eine Zeit, da sich die Delphine von dem Arion, dem angegebenen * Erfinder, bezaubern lies[306]sen. Ich sage: sein Inhalt: denn da er den Vater des Weins, von seinem Blitzstrale getroffen, mit brausendem Munde sang, und in einer ehrwürdigen heiligen Trunkenheit sang: so paßt er am meisten auf den Abgrund der Zeiten, da man aus Aberglauben die Kraft einer göttlichen Gegenwart fühlte, da man mit starken sinnlichen Empfindungen begabt, den Eindruck der Jugendlehren und Nationalsagen beinahe zu einer wirklichen Anschauung erhob, da man aus Unwissenheit nicht blos die Fabelgeschichten als Wahrheiten glaubte, sondern mit der Einbildungskraft sie bis zum Leben ausmalte, und also die Begeisterung schmeckte, die Apoll über die Pythisse, Jupiter über die Sibyllen, Cybele über die Galler, und Bacchus über die Dithyrambensänger ausgoß. Daher naheten sich die leztern der Entzückung, die einer Raserei glich, Διονυσοιο ανακτος καλον εξαρξαι μελος οιδα διθυραμβον, οινω συγκεραυνωθεις φρενας : daher fing er gemeiniglich mit dem begeisterten: αμφι μοι αναξ, an: daher jene Ausbreitung der Seele, die im Parenthyrsus der Trunkenheit und der Beschauung himmlischer Dinge ausrief:

[307] Auditis an me ludit amabilis
Insania? Audire et videor pios
Errare per lucos:

daher jene göttliche Wuth:

– – – immanis in antro
Bacchatur vates, magnum si pectore possit
Excussisse Deum: tanto magis illa fatigat
Os rabidum, fera corda domans, fingitque premendo.

Und von dieser sinnlichen Begeisterung wurde die ganze Bearbeitung so belebt, daß Plato dem Dithyramben sogar die Nachahmung absprechen will. Voll kühner Bilder und großer Anspielungen folgte er keinem weitern Plan, als den innerlich die Einbildungskraft malte, äußerlich zum Theil das Auge sahe, und der Tanz foderte: und so ward er ein Gemälde der Einbildungskraft aus der Bacchischen Geschichte, des Bacchischen Gottesdienstes, und des Tanzes: wo nüchterne Seelen wenig Verbindung, viel Uebertriebenes, und alles Ungeheur finden musten. Und diese Bearbeitung, welcher Zeit war sie am angemessensten? Vermuthlich jener, da die Saty[308]ren Possenstücke, die Komödien Satyren, und Oden und Tragödien noch nicht geboren waren. Vor den regelmäßigen Stücken im schönen Stil muste das große wüste Unregelmäßige voran gehen.

Und eben diesem Zeitalter ist auch die Dithyrambische Sprache gemäß, die in Worten neu, kühn und unförmlich; in Constructionen verflochten und unregelmäßig war: eine Sprache, wie sie vor ihrer Ausbildung ist. Alsdenn hat noch jeder Sänger das Recht, neue Worte zu machen, weil man von ihnen noch keine gehörige Anzahl hat: sie können kühn zusammengesezt seyn, weil Form und Lenkung nicht gnug bestimmt ist. Hingegen eine völlig gebildete Sprache ist nicht Dithyrambisch, sondern vernünftig und mit Gesezzen umschränkt.

So auch das Sylbenmaas: Gesezlos, wie ihr Tanz und die Töne der Sprache; aber nothwendig desto Polymetrischer, tönender und abwechselnder.

So auch die Musik: Die Phrygische Musik, die rasend machte, die Steine belebte, [309] zum Treffen und Siege reif, und Empörungen in der Brust anrichtete; die nachher abgeschafft wurde, weil sie die Musik verdarb, die Plato aus seinem Staat und Aristoteles aus seiner Erziehung verbannte – Kurz! die älteste und roheste Tonkunst.

Alles also, was zum Διθυραμβωδες gehörte, Inhalt und Form, und Sprache und Musik und Sylbenmaas trägt Spuren des sinnlichen Zeitalters mit sich, wo alles dies, und dies allein bey dem rohen Volke seinen Zweck erreichte, und hier ist die Erklärung des Proklus: Διθυραμβος εστι κεκινημενος και πολυ το ενθουσιωδες μετα χορειας εμφαινων, εις παθη κατας κευαζομενος τα μαλιστα οικεια τω θεω .

So war der Dithyrambe, ehe er völlig Nachahmung wurde. Als aber die Griechen in ein gesittetes Zeitalter übergiengen; so ward ihre Religion über das Sinnliche mehr erhoben: ihre Begeisterung sank: ihre mehr gebildete Sprache entfernte sich von Dithyrambischen Freiheiten; ihr Sylbenmaas ward bestimmter und gebundener; ihre Musik Do[310]risch. Das wahre Διθυραμβωδες war also vorbei, und man suchte es nachzuahmen. Daher kann Aristoteles den Dithyramben unter die Nachahmende Poesie sezzen, ohne doch dem Plato zu widersprechen, der das Gegentheil, wiewohl in ganz anderer Verbindung sagt. Es blieb noch immer ein festliches Vergnügen, sich in ihre Väterzeiten zurückzusezzen, und die Sprache, das Sylbenmaas, die Musik, die Denkart eines oder einiger erlebten Zeitalter zu gebrauchen.

In dieser mittlern Zeit, da sich das Dithyrambische gemildert hatte, mag es also die besten Gedichte dieser Art gegeben haben, die daher die Anfangsstücke verdrängten. Nachher aber trieben die folgenden die Kühnheit immer höher, um ihre Vorgänger übertreffen zu können; sie mischten (nach Platons Zeugniß in seiner Republik), alles unter einander: und gingen verloren, weil die damaligen Zeitalter zu sehr den Geschmack der Dichtkunst, den Geist der Religion, die Stuffe der Sitten und Sprache verändert hatten.

[311] Daher legten sich auch, nach der wahrscheinlichsten Lesart im Cicero, die Römer weit minder (minus) auf die Dithyramben: bei denen der Atys des Catulls nur ein weitläuftiger Verwandte der Dithyrambenkühnheit ist. Der Himmel der Römer war nicht eigentlich mehr für diese Dichtungsart: ihre Religion war geistiger und Politischer: ihr Bacchus lange nicht der mächtige König der Griechen: ja selbst ihre kältere Adern fühlten nicht mehr so stark den Blizstral des Weins: sie ließen also die Reste der Dithyramben untergehen. Aristoteles bestätigt meine ganze Hypothese, durch die wenigen Worte, die er in seiner Dichtkunst vom Dithyramben einmischt, in dessen Stelle die Tragödien getreten seyn sollen.

Sollen wir also die Dithyramben zurück finden? Erst beantworte man die kleine Frage: Könnten wir denn Dithyramben machen, wenn wir die Griechischen noch hätten? Von dieser Kleinigkeit hängt, wie ich glaube, alles ab; und ein Kenner der Griechen würde darüber den Kopf noch ziemlich schütteln. Wo ist bei uns eine Religion, die Bacchus [312] zum Gott und seine Gesänge ehrwürdig, heilig, göttlich macht? Der Griechische Dionysius würde die Trauben unsres Landes, und unsre Dithyramben wegwerfen, und ausrufen: procul profani! Wo ist bei uns der Geist eines Zeitalters, da eine Bacchische Begeisterung durch Wein und Aberglauben sinnlich gewiß, oder wenigstens wahrscheinlich würde? Die Begeisterung der Muse konnte bei einem Griechen so mächtig seyn, als sie bei uns oft so lächerlich wird, than Jugglers talking to Familiar. – Wo sind unsere Bacchische Gegenstände, die Heldengeschichten, die bei den Griechen von Jugend an, durch Unterricht, und Gedichte und Gesänge und Denkmale ihre Seele belebten? Unsere Trinker wird der Rausch auf ganz andre Gegenstände führen, als auf eine Mythologie vom Bacchus, die für uns das Große, das Poetischwahre, das dem Nationalgeist eigne, und darf ich dazu sezzen, fast ganz das Licht der Anschauung verlohren hat! Wo ist die Bilderwelt, die Welt, voll Leidenschaften, die Griechenland in seiner Jugend um sich sahe? Wir wandeln in einer Politischen [313] Wüste. Wo ist die Dithyrambensprache? Die unsre ist viel zu Philosophisch altklug, zu eingeschränkt unter Gesezze, und zu abgemessen, als daß sie jene neue, unregelmäßige, vielsagende Sprache wagen könnte. Wo die Dithyrambischen Sylbenmaaße? da unsre Sprache und alle neuere selbst zum Hexameter, noch minder zu den Sylbenmaaßen des Pindars und der Chöre vieltrittig gnug ist, und gegen Griechische Dithyramben völlig ungelenkig lassen müste. Wo sind denn bei uns die Tänze, die trunknen Bacchussprünge, an Freudenfesten? Der Dithyrambe gehörte ja so wohl zur Mimischen als Lyrischen Poesie: und wie könnten wir ihn also nachmachen, da wir die hohe Tanzkunst der Alten nicht haben, nicht kennen, und so gar selbst bei allen Nachrichten der Alten, nicht durchgehends begreifen können – Und von ihr bekam er doch Geist und Leben.

Aber wenn wir ihn alsdenn blos als eine Sache der Nachahmung betrachten, bei der wir zwar nicht eben die Ursache, Zwecke, und Hülfsmittel des Originals hätten, aber doch eine neue, eine bessere Art der Gedichte [314] bekämen? – Kaum! Dithyramben, nach dem Griechischen Geschmack nachgeahmt, bleiben für uns fremde. Das trunkne Sinnliche, was bei ihnen entzückte, wäre vielleicht für unsre feine und artige Welt ein Aergerniß; das Rasende in ihnen wäre uns allerdings dunkel, verworren und oft unsinnig, weil der Dithyrambist, der Weißsager und Unsinnige mit zusammengeschlungenen Händen zu gehen scheinen, und ein Elektrischer Funke nach ihren verschiednen Körpern auch unterschiedne Wirkungen hervorbringt. Ihre Ungebundenheit würde für unsere Grammatische, und Aesthetische Gesezgeber Verbrechen wider die Regeln scheinen: die Einbildungskraft würde der gesunden Vernunft und dem Sens-commun unsres lieben Zeitalters Eintrag thun – Vielleicht trug alles dies dazu bei, daß die Dithyramben verloren gingen, und gäbe es Dithyrambensänger zu unsrer Zeit – wir würden ihnen einen Stier geben, um ihre βοηλαταν zu bezahlen und sie reisen zu lassen. Weß aber sollte der Stier seyn, den wir ihm geben? – Des Volks nicht, denn er schriebe ja Dithyram[315]ben nicht zu Tanzen und Mimisiren; sondern zu lesen! Der Grammatiker auch nicht; die würden vielmehr wider ihn schreyen! Der schönen Geister auch nicht; deren schönes Ideal möchte dadurch verlezt werden! Der ernsthaften Kunstrichter auch nicht – Er mache sich also fertig, ohne Stier nach Hause zu reisen.

Aber wie? er singe nach dem Geschmack seiner Zeit, mit einem kältern Feuer, ohne Gott Bacchus, ohne die Dithyrambische Kühnheit und Sprache, Deutsche Dithyramben? Deutsche Dithyramben sind ein Unding, gegen die Griechen betrachtet; und gegen unsre schon bekannte Dichtarten nichts neues! Ein solcher Dithyrambe nach dem richtigen Geschmack unsrer Zeit, ohne Bacchus, ohne Tanz, ohne Begeisterung, ohne Dithyrambische Sprache, in eingezognen Sylbenmaaßen gehört so wenig in den Bacchustempel, als jene Geschenke in den Tempel des Mars nach einem Griechischen Sinngedicht: * "Wer hing diese glänzende Schilde, diese Blutlose [316] Waffen, diese unversehrte Helme hier auf? Dem Menschenwürger Mars solchen häßlichen Schmuck? Will ihn nicht jemand aus meinem Tempel werfen? Ich erröthe ganz! Solche Verzierung gehört in eine Brautkammer, an den Hof, in die Trinksäle feiger Säufer; nicht an den Altar des Mars! Blutige Waffen, zerbrochne Schilde, durchstochne Helme, die sind mein Vergnügen!" Alsdenn sind solche Deutsche Dithyramben nach einem feinen Ideal unsrer Zeit – entweder hohe Oden der Einbildungskraft – oder begeisterte Trinklieder; sie mögen seyn; wie sie wollen. Alsdenn sind Uz, Leßing, Weiße, Gerstenberg in seinem Gedicht: Cypern; Schmid in seinem Noah, dem Weinerfinder: der Verfasser der ersten Cantate zum Scherz und Vergnügen unsre Dithyrambendichter; oder vielmehr unsre alte Trinkbrüder, die sich einen willkührlichen Namen geben.

Ich verzweifle also beinahe an Dithyramben, selbst wenn wir die Griechische hätten – nun aber ist alles bis auf die wenigen Nachrichten verloren, die nicht einmal einen unter[317]scheidenden Begrif von ihnen bestimmen. Ein Scholiast hat den andern ausgeschrieben, denn je weniger man weiß, desto mehr wiederholt man das wenige und ertappet vielleicht den Dihyrambendichter, so wie den Cometen, blos in seiner grösten Eccentricität. Horaz in seiner Ode über Pindar hat ja keine Definition geben wollen, und gewiß daran gar nicht gedacht, daß jemand einmal jedes von seinen Worten auffädeln, und sich aus seiner Strophe einen Plan abzirkeln, einen Grundriß abzäunen würde, um in ihm künstlich zu rasen, nüchtern zu taumeln, bei Wasser ein regelmäßiges Evan! zu rufen. Die meisten Poetikenschreiber halten sich bei der πολυπλοκια der Worte auf, gleich als wenn dies ein Hauptstück und nicht eine nothwendige Folge des Dithyrambengeistes wäre.

Und überhaupt, da es schon eine kalte Begeisterung ist, die blos aus Beispielen aufgewärmt wird: so ists lächerlich, sich ohne Beispiele, durch Regeln; oder vielmehr ohne Regeln durch kleine Nachrichten, entzücken zu wollen; über Flicknachrichten sich einen Weg zur Begeisterung bahnen, aus [318] Lappland über Zembla nach dem Pindus reisen: da hat der Dithyrambische Hegesander recht:

μειρακιεξαπαται, και συλλαβοπευσελαβηται
Δοξοματαιοσοφοι, ζηταρετηοιαδαι.

 


 

Gnug von diesen Dithyrambischen Anmerkungen. Ich muß hier den Plan eines Freundes verrathen, der zu Christlichen und Deutschen Dithyramben Risse und Versuche gemacht hatte, die er aus dem Innern unsrer Religion und Nation gezogen, die trunkne Gesänge einer heiligen Religions- und Staatsbegeisterung seyn sollten. Es erschienen unvermuthete Dithyramben: die zwar gar nicht in seinen Plan fallen: die ihm aber doch Gelegenheit zur Prüfung gaben, und ihm bei seinen Arbeiten das nonum prematur in annum riethen. Ich liefere also von diesem Freunde nicht seine paradoxen Dithyramben: sondern sein Urtheil über die erschienenen eines Ungenannten: es ist frei, aber nirgends hinterhaltend.

[319] Das Titelblatt verspricht uns Dithyramben: die Vorrede verspricht sie nur halb: und das Buch selbst liefert gar keine.

Zuerst: Der Kunstgrif, uns seine Sammlung von Liedern, als ein Ganzes in die Hände zu spielen, geht von der Einfalt der alten Dithyrambisten völlig ab. Und von der Wahrheit selbst: denn sind diese Stücke Theile zum Ganzen, weil sie auf einander folgen? So ist ja alles, was ich in einen Band binden lasse, auch ein Ganzes; aber kein Oden ganzes. Ich glaube doch nicht, daß um einen Sprung zu thun, Sicilien mit Johann Sobieski und dieser mit Peter gränzet. Der soll mein großer Apoll seyn, der mir zwischen diesen Stücken Zusammenhang nach Zeit, oder Ort, oder Inhalt, oder nach den Gesezzen der Einbildungskraft, findet. Vermuthlich aber nach den Gesezzen der Einbildungskraft – denn die erste Dithyrambe soll die Begeisterung wahrscheinlich machen. Nun! so hatte sie auch an die Jungfer Maria gerichtet seyn können, um (alles zugegeben,) die folgenden Gegenstände zu besingen. Dies wäre noch wenigstens ein er[320]]baulicher Standpunkt gewesen, um nachher Kirchenseufzer, an die heilige Mutter zu schicken – aber jezt ist es widersinnig, daß eine trunkne Mönade an dem Wagen Bacchus jezt Erdbeben, jezt eine Entsezzung der Vestung, jezt die Schöpfung eines Reichs, jezt Krieg, jezt Frieden singet, 9 Uhrwerke ablaufen läßt, und alsdenn vom Bacchus höflich Abschied nimmt. Folgt es wohl, aus der Begeisterung des Bacchus, Krieg und Helden, bald dies, bald jenes zu singen, was oft gar nicht in den Mund eines Säufers gehört? Die Mönade wird abentheuerlich, die sich jezt an den Wagen des Bacchus dränget, den Augenblick am Hebrus und Rhodope, den Augenblick drauf bei Naxos ist, wo sie, (die Weitsehende!) Tokay und den Rhein sieht, wo sie schwärmt, wo sie singen will hochfahrend, wie die Schwingen der Windsbraut, wo sie vom Bacchus begeistert, ausruft: hört! und an ihren Begeisterer und an seinen Wagen nachher niemals denkt, kaum an ihn einmal im Vorbeigehen denkt, da er durch einen Zufall eben über Meißens Gebürge spazieren fährt, bis sie sich ihm endlich [321] empfielt, und mit ihrer Daphne forteilt: nun Vater! Bacchus hilf! – eine Mönade mit der Daphne! eine Liebe zwischen zwei Mädchen! – die gute Mönade muß sich <vor> dem Namen eines Bacchanten schämen.

Kein Ganzes also! und noch weniger ein Bacchisches Ganzes! das begeisterte αμφι μοι αναξ der alten Dithyramben, schallt nie in unsern Ohren: nie singt die Mönade, als wäre sie am Wagen des Weingotts: gar kein Standpunkt, den die erste Dithyrambe angeben will, in allen Stücken. Ist es Bacchus, der da begeistert, oder bist du liebe Muse,

Thou that with Ale, or viler Liquors
Didst inspire Wythers, Pryn and Vickars
And force them, tho it was in spite
Of Nature, and their Stars, to write
Who, as we find in sullen Writs
And cross-grain'd Works of modern Wits
With Vanity, Opinion, Want
The Wonder of the Ignorant
The Praises of the Author, penn'd
B' himself, or Wit-insuring Friend
Canst make a Poet, spite of Fate – –

Der Bacchus dieser Mönade, ist nicht der wahre Bacchus: nicht jener schöne Griechi[322]sche Knabe * "der die Gränzen des Lebens betritt, bei dem die Regung der Wollust, wie eine zarte Spizze der Pflanze zu keimen anfängt, der, wie zwischen Schlummer und Wachen, in einen entzückenden Traum halb versenkt, die Bilder desselben zu sammlen und sich wahr zu machen anfängt, dessen Züge voll Süßigkeit sind, dem aber die fröliche Seele nicht ins Gesicht tritt ––" Dieser schwindelt im Wagen: ihm glüht die Wange; er verschüttet den Becher: er lacht: er schlurft Tropfen! – Ein besoffner Satyr kann das seyn, nicht aber der Griechische Bacchus! Ich rathe der Mönade, ihm nicht zu folgen, damit es ihr nicht wie der Rhea gehe, die einen Kriegsknecht statt des Mars umarmte. – Und daß das gute Mädchen ihn wirklich verkannt habe: sehen wir aus der Dithyrambe: die Himmelsstürmer! hier, hofften wir, hier wird im Streit Dionysius eine Hauptperson machen: wir werden ihn im ganzen Lichte sehen:

[323] – – Διονυσον εριβρομον, ευαστηρα
Πρωτογονον, διφυη, τριγονον, Βακχειον ανακτα
Αγριον, αρρητον, κρυφιον, δικερωτα, διμορφον
Κισσοβρυον, ταυρωπον, αρηιον, ευιον, αγνον
Ωμαδιον, τριετη, βοτρυφορον, ερνεσιπεπλον.

Hier werden wir, wenn wir ihn mitten im Kampf erblicken, wie ihn die Alten malen, nicht ausrufen dörfen, wie jener Schiffer im Homer, * da er ihn ansahe: "Entweder Zevs ist er, oder der Apoll mit dem silbernen Bogen, oder Neptun: denn den sterblichen Menschen ist er nicht ähnlich, sondern den Göttern im Olymp!" sondern als den Allmächtigen, als den Bändiger der Riesen und Ungeheuer, werden wir ihn sehen, oder wenn alles mißglückt: so kennen wir wenigstens seinen tapfern Esel, dessen Geschrei diesmal Siegbringend ist. – So hofften wir, aber alles vergebens! Die Riesen sind im Himmel; seine Zofe sieht zu: und ruft endlich mit offnem Munde:

Welch ein Streit, o Liber!
Sind Götter im Kampf mit Göttern!

[324] Bacchus ermuntert sich aus seiner Schlaftrunkenheit: reibt sich die Augen, will nicht ins Feuer: endlich sehen wir ihn im Löwenpanzer, (den er vermuthlich lange gesucht haben muß) – aber dem schläfrigen Helden zum Glück redet Zevs Gewitter, und Evan erscheint nicht eher, bis die Feinde weg sind! – So unnüz ist er durchgängig: daher frägt die Mönade auch so wenig nach ihm, es sey denn, wenn er einmal Friedrich begegnet, und ausruft: das ist er, das ist er! daher gibt sie ihm auch den Abschied:

Fahr hin, fahre hin, du Löwenbezwinger,
Fahr hin, ich folge nicht mehr!

Nichts schlägt mehr fehl, als wenn man die Bilderreihe, die Folge von Auftritten verfolgt, die innerlich die Begeisterung und äußerlich das Auge leiten, die das vollkommene Dichterische Ganze bilden, was ein Gemälde weit übertrift, was vom Tonkünstler Melodie borgt, um sich zu beleben, was vom hohen Mimischen Tänzer gleichsam Bewegung annimmt: kurz, was Handlung heißt, das wahre Kennzeichen des Bacchischen Propheten!

[325] Ich nehme das beste und einzige Dithyrambische Sujet in dieser Sammlung: die Himmelsstürmer! um dies fortgehende Gemälde aufzusuchen. Im Anfange gar kein Standort, und kein Gesichtspunkt, den Pindar doch seinen verworrensten Oden so sorgfältig, und wenigstens am Anfange und Ende einwebt, aus dem er sie herführt, einige mal zurückleitet und auf dem er sie krönet.

Mit güldenen Säulen wollen wir,
wie am prächtigen Pallaste,
den vesterrichteten Eingang stüzzen:
Denn wer ein Werk beginnet,
der mache vortreflich den Anblick. *

Machen alle Dithyramben ein Ganzes aus: so taumelt die Mönade, nach dem Ende der vorigen Dithyrambe an Bacchus Wagen: und

o Wunder!
sie taumelt zurück in die Kindheit der Welt!
entschlafne Aeonen vorbei
.

So fiel jener Gascogner aus dem Fenster ein Maas von drei Jahren herunter! In [326] die Kindheit der Welt zurücktaumeln! Ob Bacchus mit seinem Gefolge nicht selbst in die Kindheit der Welt gehört? Ist das Standort? Bacchus soll ja selbst im Treffen seyn: die Mönade soll ja den Sturm selbst sehen, nicht in Gedanken bis in die Kindheit der Welt zurücktaumeln: soll uns nicht etwas aus alten Aeonen erzälen, sondern vormalen, so vormalen, daß wir nicht ihr Gemälde, sondern die Handlung selbst sehen. So macht es schon Pindar der Odendichter – und Pindar der Dithyrambist? –

Die Handlung geht an: die Mönade sieht den Aetna rauchen; besinnet sich aber geruhig, daß vormals ein Himmelssturm gewesen: sie macht uns also davon eine Erzählung nüchtern, ohne Feuer und Gleichmaas: taumelt zwischen dem Präsens und Imperfectum: malt bald gegenwärtig, bald aus weiten Aeonen: ganz undithyrambisch schwankt sie zwischen der Idealischen und sinnlichen Gegenwart. Jezt sieht sie: der wurzelt den Caucasus aus; den Augenblick vorher: ich sah die Himmelsstürmer! den [327] Augenblick drauf: sie erthürmten sich Stuffen, sie keichten, sie schnoben – und plözzlich:

"Welch ein Streit, o Liber!
Sind Götter im Kampf mit Göttern?
Die Aegis klingt
Und du Lyäus im Löwenpanzer!"

Nun kommen wir endlich ins Feld, aber Schade! der Bacchante besinnt sich, daß Zevs Gewitter geredet habe, daß die Gebürge gekracht! Plözzlich befällt ihn wieder der Paroxismus: "und ihr, und ihr? wo seyd ihr? – Antwort: sie heulen ihm tief im Bauche." Elend! wie kann der Bacchante seinem Bachus Triumph zuruffen, dessen große Thaten er gar nicht gesehen? Hat er das denn in seinem Gesange gezeigt, was er nachher aufkreischt: Sie waren, sie kriegten, sie sind nicht mehr!

Und dies ist noch in Absicht auf die Oekonomie des μυθος der beste Gesang: Leser! ich bereite dich blos, sie auch in andern zu suchen, und du wirst sie selten durchgeführt finden zu einem lebenden Ganzen. Sieht wohl die Mönade die Abreissung Siciliens? "Silen lehrte es ihr: jezt (im Jahr 1766.) [328] liegt Trinakien auf ihnen" mit einem solchen Worte verliert die ganze Dithyrambe. Pindar ist seiner Sache gewisser: er will darauf vor allen Musen einen großen Eid thun. *

Ου φιλονεικος εων
ουτ' ων δυσερις τις αγαν
και μεγαν ὁρκον ομοσσας
τουτογε σαφεως μαρτυρη –
σω: μελιφθογγοι δ' επιτρεψοντι Μοιραι.

Und hat der Bacchante wirklich die edle Begeisterung gefühlt, die stets nach der höchsten Blüte greift, doch ohne Verzerrung des Arms. So wie sein Bacchus im Parenthyrsus der Trunkenheit sich als den Lermmacher zeigt: so ahmt sein Priester ihm nach, und macht überall ein Geschrey, das die Kälte erzeugt, die es verjagen soll.

Welche Trunkenheit!
Eleleu! welche Trunkenheit!

Ist dies je die Sprache des Gefühls, der Trunkenheit, die sich nicht trunken fühlt!

Heiliger Schauer!
Schauer durchwühlet die Brust.
Wie sie schwillt!

[329] Wer bricht je in diese Worte aus, der, sich selbst entrissen, empfindet und sieht! – Wenn man eine Sammlung unnatürlicher Ausrufungen lesen will: so hat man sie hier zusammen: bei Krieg und Frieden, bei Helden und Geschichten! – Nein! immer bleibt es doch wahr: das Feuer der Alten brennt: der Glanz der Neuern blendet höchstens, oder betriegt im Dunkeln, wie kaltes todtes, aber leuchtendes Holz.

"Alle vortrefliche Dichter singen nicht durch Künsteley: sondern durch göttliche Begeisterung; wie die Corybanten nicht mit kalter Seele tanzen: so singen sie auch nicht mit kalter Seele; sondern so bald sie in die verschlungenen Labyrinthe der Harmonie gerathen: so rasen sie, schwärmen gleich den unsinnigen Bacchanten, die in ihrer Begeisterung Milch und Honig aus Bächen trinken – Auch die Dichter schöpfen aus Honigquellen, und brechen, wie die Bienen ihren Honig aus Blumen saugen, ihre Gesänge von den grünenden Hügeln der Musen. Wahrlich, ein Dichter ist ein flüchtiges, ein heiliges Geschöpf, das nicht eher singen [330] kann, bis es von einem Gott ergriffen, außer sich gesezt wird. Alsdenn singt jener Lobgesänge, dieser Dithyramben. *" – In der That! ich wollte lieber diese wenige Worte gefühlt, als alle zehn Dithyramben gesungen haben: und doch fand der so begeisterte Sokrates, sich blos tüchtig – Aesopische Fabeln zu schreiben: also möchte mancher Dithyrambist auch in das Feld gehören, mittelmäßige Dialogische Fabeln zu schreiben, aber "vom Verfasser der Dithyramben."

Aus der Vereinigung der beiden berührten Stücke, der Begeisterung, die eine Folge von Gemälden leitet, entspringt das, was man im Pindar, als Unordnung bewundert, was man zu seinem Schwunge, und den Sprüngen seiner Ode rechnet. Es ist immer ein besonderer Einfall, ** den Einfall des großen Youngs von seiner Höhe abzubrechen, und im Pindar eine Aristotelische Logik zu suchen. Pindars Gang ist der Schritt der begeisterten Einbildungskraft, die was sie [331] siehet, und wie sie es sieht, singt; aber die Ordnung der Philosophischen Methode, oder der Vernunft, ist der entgegengesezte Weg, da man, was man denkt, aus dem, was man sieht, beweiset. Diese lezte im Pindar zu finden, ist noch wunderbarer, als die Ordnung, die Rückersfelder und E.Schmid in ihm fanden; sie aber, wenn sie auch in Pindarischen Oden wäre, auf Dithyramben anwenden zu wollen, verunziert viele Stücke, wo das historische Thema viel zu sehr durchschimmert, als das stattliche Gebäude zu seyn, womit Pindar seinen Odenplan vergleicht. Wer auch nur von einigen Pindarischen Oden sich selbst völlige Rechenschaft zu geben weiß: wird das beständige Hüpfen und rückweise Fliegen unsers Dithyrambensängers doch nicht mit dem gewaltigen Zuge des Pindarischen Adlers vergleichen, der sich nicht auf Noten und Phrases stüzzt, der nicht zurücksieht, ob man ihn auch erreiche: sondern

  – – er glüht, er glüht,
wenn er zur Sonne zielt, und in ihr Feuer sieht
mit starkem unverwandten hellen Blicke,
bis er am Thron des Zevs die siebenfache Last
der Donner mächtig faßt. –

[332] Wenn Pindar sich von seinem Punkte in der Einbildungskraft zu verlieren scheint: so findet er sich mit desto größerem Pomp, hier mit einem allgemeinen hohen Spruche, dort mit einer Anrufung an die Muse etc. zurück: So fließt ein majestätischer Strom, reich um Arme auszulassen, und sparsam, sie wieder an sich zu ziehen, in seinem breiten Bette fort, und wälzt sich mit hundert Händen brausend vom Felsen herab, um sich im Thale zusammen zu finden: ein großer gewaltiger Strom, der Name seiner Gegend; – aber ein Regenguß, der sich aus den Wolken auf Sand ergoß, zerfließt mit hundert Aesten ohne Stamm im Sande: er verliert sich Namenlos und ist nicht mehr.

Und wo ist des Dithyramben Sylbenmaas? Er spielt auf einer Pfeife mit zwei und einem halben Ton: wo ist die Sprache? Wo verräth er die Feudentöne, die ein allmächtiger Griechischer Tanz belebte, der dem Bacchus nacheiferte, der die höchste Musik, die stärkste Deklamation, die größte Dichterei vereinigte? – dazu sind gar keine Gegen[333]stände und Anlagen, und dem einzigen Johann Sobieski schenken wir seinen Tanz.

O Marsyas! so rief die Dithyrambische Flöte vom Munde, die dich wie den Alcibiades verunziert: erst lerne von den Griechen Bacchische Gegenstände wählen, dränge dich zu ihren Chören, Festen und Tänzen: lerne den Vater des Weins, in seiner ganzen γενεσι und in seinen Thaten kennen: koste, aus den Dichtern, und aus dem Dichterischen Plato etwas von dem heiligen Trank der Corybanten; statt dich bey elenden Commentatoren aufzuhalten, die einander ausgeschrieben, lerne vom Pindar nichts sterbliches zu sagen, und prüfe deine Versuche nachher nach dem, was uns Lucian noch zu guter lezt von den Griechen verrathen hat.

              Το διδαξασθαι δε τοι
ειδοτι ραïτερον. Αγνω –
μον δε, το μη προμαθειν.
Κουφοτεραι γαρ. απειρατων φρενες.
*

Ich rufe dies unverdeutscht dem Verf. zu, dem ich aus vielen Ursachen wünsche, Pin[334]dar zu seyn: theils weil wir ein gemeinschaftliches verschrieenes Böotien haben: theils weil in ihm allerdings Genie hervorleuchtet – zwei Ursachen, weswegen Pindar seinem Landsmanne zurief: *

Δοξαν εχω τιν' επι
Γλσσα ακονας λιγυρας,
α μ' εθελοντα προσελκει
καλλιροοισι πνοαις. Ματρομα –
τωρ εμα Στυμφαλις ευανθης Μετωπα
Οτρυνον νυν εταιρους,
γνωναι τ' επειτ, αρχειον ονειδος αλα –
θεσι λογοις ει φευγωμεν, Βοιτιαν
υν.
Εσσι γαρ αγγελος ορθος
ηυκομων σκυταλα Μοισαν, γλυκυς
κρητηρ αγαφθεγκτων αοιδαν.

Würde ich die Himmelsstürmer singen: so finge ich an, wo jezt die Dithyrambe aufhört, bey dem Triumphsliede nach der Schlacht. Hier würde ich als Bacchante, mit meinen Schwestern, den Mönaden, alle Thaten unsers Königes und seines Silens, den Siegbecher in der Hand, so herjauchzen, als Gerstenberg in seinen Prosaischen Ge[335]dichten bey einem Mahl im Himmel die Götter singen läßt. Alles müste Bacchisch seyn: der Nektar die Ursache des Anfalls, und der Nektar die Folge und der Nuzze des Siegs. Den großen Peter würden Mönaden singen, die bey dem ersten Bacchusfeste zu Astrakan, die Thaten dieses Noah, und alsdenn auch die ganze Schöpfung Rußlands mit einer vergnügten Redseligkeit preisen. Meine Dithyrambe auf den Krieg würde einen Weinberg zum Standort haben: in der Nähe einer Schlacht: Bacchus erscheint; die Schwerter werden Thyrsusstäbe, die Berge voll Blut, Hügel mit Strömen von Blut der Trauben. – Die Friedensdithyrambe würde auch anders: und Peter Feodorowitz und Sobieski und Friedrich auch: Sicilien fiele weg – und im Detail müste sich alles ändern, wenn nicht der Titel sine vitulo, ohne den Preis der Dithyramben bleiben soll.

Ich beschließe, da meine Beurtheilung schon eine Rhapsodie Pindarischer Stellen gewesen, für die Leser, die sich an so viel Griechischen Worten geärgert, mit einem [335] Didaktischen Trinkliede, das freilich nicht so sehr vom Trinkliede abweichen möchte, als die Dithyramben von ihren Originalen. Es hat zwar * "immer eine Schwachheit an sich, der die mehresten unsrer Poeten unterworfen sind (daher sind sie auch windichte, eitle junge Menschen. Es vertauscht offenbar den männlichen ernsthaften Lehrton gegen einen tändelnden;)" aber wer kann sich helfen, es sagt doch die Dithyrambische Meinung eines Freundes über Griechische Dithyramben.

  Dithyramben soll ich singen,
hier bei Deutschem Wein?
Nein! hier soll kein Griechisch Lied erklingen,
Deutscher Vater Bacchus! Nein!

  Haben diese Trinkpokäle
Dithyrambenmaas?
Und daß ich Gesang des Bacchus wähle,
reichst du wohl, mein kleines Glas?

  Um mich tanzt wohl eine Schöne
Dithyrambentanz?
Und ersängen mir Epodentöne
diesen Kuß und diesen Kranz?

  [337] O so mögen Epheukronen
und ein hagrer Stier,
Alter Pindar! die Gesänge lohnen;
doch nicht Weiße, Uz und mir.

  Deine Dithyrambenkränze
hat die Zeit geraubt.
Sieh! Entkränzter! sieh! wie frisch ich glänze
ganz mit Rosenduft umlaubt.

  Denn was gehn mich Türkenkrieger – 1)
Himmelsstürmer 2) an?
Peter 3) pflanzte Wein! – ha! nicht der Sieger,
Er als Noah ist mein Mann!

  Daß der Krieg 4) die Hölle mehre
seufzt ein Kirchenlied!
Nur daß er auch Berge Wein verheere,
Darauf flucht mein heilig Lied!

Immer singe Friedrichs 5) Thaten,
braver Grenadier!
Eins nur! den Regierer seiner Staaten,
den Champagner, laß er mir.

  Immer ras' auf Pindars Leyer
hohe Dichterwuth!
Mich – mich hizzt des Rheinweins edles Feuer
bis zu eines Trinklieds Glut.

  Wenn denn dies mir von den Spröden
Kuß und mehr erzwingt:
Wenns denn den vom Wein entschwornen Blöden
zitterndkühn zum Kelchglas bringt:

  [338] O so könnt ihr rasend machen,
die ihr rasend singt –
Laßt uns, Brüder! trinken, singen, lachen!
Da mein Lied den Becher schwingt!

 

 

Die Anmerkungen stehen als Fußnoten auf den in eckigen Klammern angegebenen Seiten.

[299] * Litt. Br. Th. 21, p. 37.   zurück

[305] * Wie Herodot anführt, den ich für mehr, als Fabelschreiber halte.   zurück

[315] * s. Anthol. 1. B.   zurück

[322] * Winkelm. Gesch. der Kunst Th. 2.   zurück

[323] * Hymne auf Bacchus.   zurück

[325] * Pindar, ειδ. 6. Olymp.   zurück

[328] * Pind. Od. 6. Olymp.   zurück

[330] * Platons Jo.   zurück

[330] * de logica Pindari: ein Programm von eben dem Verf.   zurück

[333] * Olymp. Ode 8. p. 216. nach der Schmid. Ausgabe.   zurück

[334] * Od. 6. Olymp. p. 160. 61.   zurück

[336] * s. Litt. Br. Th. 21. p. 79.   zurück

[337] 1) 2) 3) 4) 5) s. die Dithyramben   zurück

 

 

 

 

Erstdruck und Druckvorlage

Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Zwote Sammlung von Fragmenten.
Eine Beilage zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend.
[Riga: Hartknoch] 1767, S. 298-338.

Okt./Nov. 1766 erschienen; anonym veröffentlicht.

PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10733674
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767
URL: https://archive.org/details/bub_gb_kPxLAAAAcAAJ

Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck (Editionsrichtlinien).

 

 

Kommentierte Ausgaben

 

Paralipomena zur ersten, gedruckten Fassung

 

Abdruck der zweiten, von Herder nicht veröffentlichten Fassung

 

 

 

Werkverzeichnis


Verzeichnisse

Günther, Johannes / Volgina, Albina A. / Seifert, Siegfried: Herder-Bibliographie.
Berlin: Aufbau-Verlag 1978.

Kuhles, Doris: Herder-Bibliographie 1977 - 1992.
Stuttgart u. Weimar: Metzler 1994.



[Herder, Johann Gottfried]: Ueber die neuere Deutsche Litteratur.
Erste Sammlung von Fragmenten.
Eine Beilage zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend.
[Riga: Hartknoch] 1767.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10733673
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur01_1767

[Herder, Johann Gottfried]: Ueber die neuere Deutsche Litteratur.
Zwote Sammlung von Fragmenten.
Eine Beilage zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend.
[Riga: Hartknoch] 1767.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10733674
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767
URL: https://archive.org/details/bub_gb_kPxLAAAAcAAJ

[Herder, Johann Gottfried]: Ueber die neuere Deutsche Litteratur.
Fragmente, als Beilagen zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend.
Dritte Sammlung.
Riga: Hartknoch 1767.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10733675
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767
URL: https://books.google.fr/books?id=svxLAAAAcAAJ

[Herder, Johann Gottfried]: Ueber die neuere Deutsche Litteratur.
Fragmente. Erste Sammlung.
Zweite völlig umgearbeitete Ausgabe. Riga: Hartknoch 1768.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10733676
URL: books.google.fr/books?id=LJVLAAAAcAAJ



[Herder, Johann Gottfried]: Kritische Wälder.
Oder Betrachtungen, die Wissenschaft und Kunst des Schönen betreffend, nach Maasgabe neuerer Schriften.
Erstes Wäldchen. Herrn Leßings Laokoon gewidmet.
[Riga: Hartknoch] 1769.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10573995
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische01_1769
PURL: https://hdl.handle.net/2027/ien.35556005514120

[Herder, Johann Gottfried]: Kritische Wälder.
Oder Betrachtungen über die Wissenschaft und Kunst des Schönen.
Zweites Wäldchen über einige Klotzische Schriften.
[Riga: Hartknoch] 1769.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10573996
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769
URL: https://hdl.handle.net/2027/ien.35556005514120

[Herder, Johann Gottfried]: Kritische Wälder.
Oder einige Betrachtungen die Wissenschaft und Kunst des Schönen betreffend, nach Maasgabe neuerer Schriften.
Drittes Wäldchen noch über einige Klotzische Schriften.
Riga: Hartknoch 1769.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10573997
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769
URL: https://hdl.handle.net/2027/ien.35556005514120



Herder, Johann Gottfried: Abhandlung über den Ursprung der Sprache,
welche den von der Königl. Academie der Wissenschaften für das Jahr 1770 gesezten Preis erhalten hat.
Berlin: Voß 1772.
PURL: http://diglib.hab.de/drucke/ka-76/start.htm
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb00074551
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772

[Herder, Johann Gottfried u.a.]: Von Deutscher Art und Kunst.
Einige fliegende Blätter.
Hamburg: Bode 1773.
URL: https://archive.org/details/vondeutscherart00herdgoog
PURL: https://hdl.handle.net/2027/gri.ark:/13960/t7pp2rp4k
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb00070543
PURL: http://diglib.hab.de/drucke/lo-2882/start.htm
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773

[Herder, Johann Gottfried]: Volkslieder.
Erster Theil. Leipzig: Weygand 1778.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10110906
URL: https://books.google.fr/books?id=D5Y6AAAAcAAJ
URL: https://archive.org/details/HerderVolkslieder177892Bde

[Herder, Johann Gottfried]: Volkslieder.
Nebst untermischten andern Stücken.
Zweiter Theil. Leipzig: Weygand 1779.
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10110907
URL: https://books.google.fr/books?id=JZY6AAAAcAAJ
URL: https://archive.org/details/HerderVolkslieder177892Bde

Herder, Johann Gottfried: Terpsichore.
Zweiter Theil. Lübeck: Bohn 1795.
URL: https://archive.org/details/terpsichore00baldgoog
PURL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb10110898
PURL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-506995
S. 397-442: Die Lyra. Von der Natur und Wirkung der lyrischen Dichtkunst.
S. 443-485: Alcäus und Sappho. Von zwei Hauptgattungen der lyrischen Dichtkunst.


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Vöhler, Martin: Pindarrezeptionen. Sechs Studien zum Wandel des Pindarverständnisses von Erasmus bis Herder. Heidelberg 2005 (= Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften; Reihe 2, N.F., 117).

Vöhler, Martin: Hölderlins Pindar. Zum Öffentlichkeitsbezug von Hölderlins "Spätwerk". In: Hölderlin-Jahrbuch 41 (2018/19), S. 33-54.

Wilkinson, Elizabeth M. / Willoughby, L. A.: Goethe's 'Pindar' Letter to Herder, July 1772. Some Problems of Pedagogic Presentation. In: Elizabeth M. Wilkinson / L. A. Willoughby: Models of Wholeness. Some Attitudes to Language, Art and Life in the Age of Goethe. Hrsg. von Jeremy Adler u.a. Oxford u.a. 2002 (= Britische und Irische Studien zur deutschen Sprache und Literatur, 30), S. 127-142.

 

 

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Lyriktheorie » R. Brandmeyer