Text
Editionsbericht
Literatur: Anonymus
Literatur: Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften
Literatur: Ode
Die Ode ist eines von denjenigen Gedichten, deren Schönheiten man wohl empfunden und bewundert; nie aber die Quellen und Regeln derselben untersucht hat. Man findet in den ältern Kunstrichtern einige zerstreute Anmerkungen, die aber nur einzelne Schönheiten berühren. In den kritischen Schriften des sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderts trifft man das, was Aristoteles, Horaz, Longin etc. gesagt haben, gesammelt an. Allein man unterstand sich nicht, weiter zu gehen; man trat ängstlich in die Fußstapfen dieser großen Geister *). Ist es aus Vorurtheil, aus Ehr[153]erbietung gegen diese Kunstrichter, oder aus Armuth des Geistes, aus einer seichten Einsicht in die Philosophie, geschehen?
Die Neuern haben sich endlich mit ihren Untersuchungen an die Ode gewagt. Sie haben uns aber weiter nichts als einen Theil von ihrer Kleidung, nichts als einige Wendungen in ihrem Gange gezeigt *). Allein wir wünschten sie noch näher zu kennen; vielleicht erscheint sie zuweilen in einem veränderten Kleide; vielleicht gefällt es ihr, nicht allezeit gleiche Schritte zu thun, und alsdann sind wir in Gefahr, sie gar zu verkennen. Und dieß würde geschehen, wenn wir mit den gemeinen Kunstrichtern annähmen, daß der unterscheidende Charakter der Ode darinn bestehe, daß sie aus Strophen zusammengesetzt sey, oder welches eben so viel sagt, [154] daß sie könne gesungen werden. Wer könnte uns wohl untersagen, eine Fabel in ein Sylbenmaaß, welches kann gesungen werden, einzukleiden? und so kostete es wenig Mühe, die meisten Gedichte in Oden zu metamorphosiren. Ja man hat in der That viele Fabeln, die aus Strophen bestehen. Verliehrt deswegen eine Ode ihr Wesen, wenn sie von einem treuen Uebersetzer in Prose, oder in ein Sylbenmaaß, das nicht lyrisch, übergetragen wird? Man weis, daß die alten Völker ihre Gesetze, ihre merkwürdigsten Begebenheiten in Versen abgesungen haben. Man darf sich nur an die Griechen, an die Germanier, an die amerikanischen Völker erinnern. Aber das waren nichts weniger als Oden. Auch Heldengedichte können gesungen werden. Zum wenigsten ist es in Griechenland geschehen. Die Rapsodisten, welche Stücke aus der Iliade und Odyssee des Homers, die doch nimmermehr Oden sind, häufig abgesungen, geben einen augescheinlichen Beweis, daß die gewöhnliche Erklärung der Ode mangelhaft sey *). Kaum zweifle ich, wenn Aristoteles keine Erklärung von einem Heldengedichte gegeben hätte, [155] daß dergleichen Kunstrichter nicht sagen würden: eine Epopee sey ein Gedicht in Hexametern geschrieben. Doch wir wollen diese Herren verlassen, welche sich nicht weiter, als bis zum Sylbenmaaße eines Gedichtes geschwungen, und selbst das Wesen der Ode untersuchen *).
Laßt uns einmal eine wahre Ode unserm Freunde zum Beurtheilen vorlegen,
den die Natur zum schönen Geiste gebildet hat. Es mag Hallers Doris
oder die Ewigkeit seyn. Was wird er wohl sagen? ohnstreitig: die Ode ist
schön; wenn wir ihn aber fragen, warum er sie schön nennet, so wird
er uns antworten: deswegen, weil sie rührt, und uns noch einen nähern
Grund davon angeben, weil sie empfindungsvoll ist. Alle diejenigen, welche mit
Geschmack die Doris, die Ewigkeit, oder auch den Pindar, Horaz
und Anakreon gelesen, werden mit diesem Urtheile übereinstimmen. Also
ist die eigentliche Wirkung der Ode, die sie in der Seele eines jeden, der
fähig ist, die Schönheiten der Gedichte zu empfinden,
zurückläßt, – die Rührung. Der Grund von dieser
Veränderung der Seele liegt also in der Ode. Es muß folglich
in derselben eine Menge von Bildern enthalten seyn, welche Abdrücke
von starken und lebhaften Empfindungen sind. Diese Empfindungen, wenn sie
sich in einen Punkt vereinigen, welches die Hauptempfindung ist, verursachen
eine gewisse Veränderung in der Seele, welche der Affekt genennet wird.
Sie müssen sich aber vereinigen, denn sonst wäre es wider die
eigenthümliche Schönheit des Gedichts. Da nun die Empfindungen
einfach oder zusammengesetzt, rein oder vermischt, lebhaft, stark, erhaben
[156] sind; die Vollkommenheiten oder Unvollkommenheiten der menschlichen
Seele, des Körpers und äußern Zustandes, die Schönheiten
der Natur und Kunst zum Gegenstande haben; die Affekten aber aus der Vereingung
derselben entstehen; die Ode aber zu allen Arten der Empfindungen fähig ist;
so folgt, daß sie auch zu allen Arten der Affekten aufgelegt ist. Die
Affekten können entweder alle zu einem Hauptaffekt sich vereinigen oder
nicht; in dem ersten Falle ist der Affekt zusammengedrängt, stark, von
kurzer Dauer. Ein Gedicht aber, worinn ein zusammengedrängter Affekt
herrscht, nennet man eine Ode.
Laßt uns noch aus einem andern Gesichtspunkte zeigen, daß das Wesen der Ode im Affektvollen oder in der Zusammendrängung des Affekts bestehe. Das Gedicht überhaupt betrachtet, ist eine vollkommen sinnlich schöne Rede. Also besteht es aus undeutlichen Vorstellungen in allgemeiner Bedeutung genommen. Diese werden aber von den untern Seelenvermögen bewirkt. Diese Seelenvermögen sind der Grund, entweder von den eigentlichen sinnlichen Vorstellungen, oder von den sinnlichen Begierden und Verabscheuungen. Also theilen sich alle Gedichte überhaupt in zwo Gattungen. Entweder in die, worinn eigentlich sinnliche Vorstellungen herrschen, oder wo Neigungen und daraus entstehende Affekten angetroffen werden. Diese Neigungen können entweder schwach seyn, sich ausdehnen, der Affekt kann sanft die Seele einnehmen, oder heftig in Bewegung setzen. Diese Art von Gedichten, worinn die Bilder starker und die Seele heftig erschütternder Affekten befindlich, welche also in einem hohen Grade affektvoll sind, können wir am bequemsten mit dem Namen der Ode bezeichnen. Also ist der Unterscheidungscharakter derselben das vollkommen Affektvolle. Ein starker, heftiger Affekt wird, ohne daß er mit andern Empfindungen abwechselt, von keiner langen Dauer seyn. Folglich ist die Ode ein kurzes vollkommen affektvolles Gedichte.
[157] Aus dieser Erklärung erhellet der Unterschied der Ode von der Elegie, dem dramatischen und epischen Gedichte, der Satyre. Die Elegie ist der Ode am nächsten verwandt; allein doch darinn unterschieden, daß sie nicht zu allen Arten der Affekten aufgelegt ist, z.E. zum Erhabenen, und daß sie diejenigen Affekten, deren sie fähig ist, nicht stark, nicht heftig, nicht erschütternd vorträgt, sondern mit sanften Bildern der Einbildungskraft mildert, und also mehr vergesellschaftete Empfindungen hat *). Die Tragödie kann eben so erschütternde Affekten äußern, als die Ode; allein sie wechseln in derselben mit andern Affekten ab, sie machen einzeln genommen kein Ganzes aus, z.E. die Monologen in des Shakspears Trauerspielen. Diese könnten an und für sich betrachtet als Oden angesehen werden; allein in der Verbindung, da sie nur ein kleiner Theil von einem großen Ganzen sind, hören sie auf, es zu seyn. Eben so wechseln die starken Affekten in der Komödie und Satyre, wenn dergleichen in derselben vorkommen, mit andern Empfindungen ab, und sind also nicht ein Ganzes, oder sie dehnt die heftigen Neigungen aus, und schwächet dadurch dieselben. Doch aus der Betrachtung der Eigenschaften der Ode werden wir fähig seyn, dieselbe noch genauer von allen andern Gedichten, besonders denjenigen, die eine große Aehnlichkeit mit ihr zu haben scheinen, zu unterscheiden.
Man wird hier die Eigenschaften anzeigen, die allen Oden gemein sind. Die zufälligen Bestimmungen, in Verhältniß der Ode überhaupt, welche aber Eigenschaften einer gewissen Gattung von Oden seyn können, und es auch wirklich sind, werden bey der besondern Untersuchung bemerkt werden.
[158] Diese Eigenschaft ist die Quelle, woraus alle andere Bestimmungen der Ode hergeleitet werden können. Weil sie so nahe an das Wesen derselben grenzt und gleichsam damit zusammen zu fließen scheinet, so müssen wir dieselbe zuerst betrachten. Genau gezeichnete Empfindungen, die ihren nächsten Grund in der aufwallenden Einbildungskraft haben, machen den Enthusiasmus der Ode aus. Die Empfindungen werden folglich stark seyn, nach der Beschaffenheit des Gegenstandes; sie werden einander drängen, und in einem gewissen Punkte sich durchschneiden; daraus wird ein Ganzes entstehn, das den empfindenden Leser mit sich fortreißt, und welches einen Dichter entdeckt, den Horaz schildert: Cui mens divinior atque os magna sonaturum. Der Affekt wird auf derjenigen Seite gemahlt werden, wo er am schönsten ist, er ist es aber, wenn er am lebhaftesten vorgestellt wird. Ein hoher Grad des lebhaften Affekts ist das Feuer desselben. Eine jede Ode aber besteht aus affektvollen Bildern, die lebhaft gemacht sind, weil es die wesentliche Schönheit dieses Gedichtes erfordert. Sie muß also den bestimmten Grad des lebhaften Affekts haben, den der Gegenstand fordert. Dieser Grad aber ist das Feuer. Man muß daher in jeder Ode einen Enthusiasmus entdecken. Wenn der Dichter sich in dieser Situation befindet, dann wird er sagen:
Bacchum in remotis carmina rupibus
Vidi docentem, credite, posteri,
Nymphasque discentes, et aures
Capripedum Satyrorum acutas.
Evoe, recenti mens trepidat metu,
Plenoque Bacchi pectore turbidum
Laetatur. Evoe, parce, Liber,
Parce, gravi metuende thyrso.
Dann wird er begeistert ausrufen:
Wohin, wohin reißt ungewohnte Wuth
Mich auf der Ode kühnen Flügeln,
Fern von der leisen Fluth
Am niedern Helikon und jenen Lorbeer-Hügeln?
[159] Ich fliehe stolz der sterblichen Revier;
Ich eil in unbeflogne Höhen.
Wie keichet hinter mir
Der Vogel Jupiters, beschämt, mir nachzusehen!
In Gegenden, wo mein entzücktes Ohr
Der Sphären Harmonie verwirret,
O Muse! fleug mir vor,
Du, deren freyer Flug oft irrt, sich nicht verirret!
Ich folge dir bald bis zur Sonnen hin,
Bald in den ungebahnten Haynen,
Mit Libers Priesterinn,
Wo keine Muse gieng und andre Sterne scheinen.
Der Enthusiamus hat seine Grade. Er muß sich nach der Beschaffenheit des Gegenstandes äußern. Daher folgt: in einer Ode, die stärkere Affekten hat, muß mehr Begeisterung angetroffen werden, als in der, wo der Affekt nicht so heftig ist.
Aus der Begeisterung läßt sich der Schwung der Ode am nächsten herleiten. Dieser verhält sich zum Enthusiasmus, wie ein Theil zu seinem Ganzen. Ueberall muß man in einer wahren Ode Merkmale der Begeisterung antreffen; aber nicht in jeder Stelle den Schwung. Man sagt von einem Dichter, er schwinge sich in die Höhe, wenn er sich der ordentlichen Sphäre unserer Denkungsart entzieht; wenn er sich aus unserm Gesichte zu verliehren scheint, und wenn man aus dem Glanze der Bilder in seinen Gedichten die Größe des Gegenstandes am lebhaftesten empfindet. Da er aber nicht beständig, sondern nur einige Augenblicke in dieser Fassung bleiben kann, wo er nicht das Schicksal des Ikarus erfahren, und seine Leser in eine blendende Verwirrung setzen will; so werden wir auch nur in einzelnen Stellen der Ode die Spuren des Schwunges entdecken. Dieses sind aber diejenigen, wo der Vereinigungspunkt der Schönheit sich befindet. Die schönsten Stellen in einer Ode machen folglich [160] diesen Schwung aus. So wird man zugestehn, daß in der Ode des Horaz: Justum et tenacem etc. folgende Stellen einen Schwung enthalten:
Si fractus illabatur orbis
Impavidum ferient ruinae.
– – –
Ilion, Ilion
Fatalis incestusque iudex
Et mulier peregrina vertit
In pulverem –
– – –
Troiae renascens alite lugubri
Fortuna tristi clade iterabitur,
Ducente victrices catervas
Coniuge me Iovis et sonore.
Ter si resurgat murus aëneus
Auctore Phoebo, ter pereat meis
Excisus Argivis, ter uxor
Capta virum puerosque ploret.
In Hallers Ode über die Ehre:
Als Philipps Sohn, dem Tode nahe,
Sein göttlich Blut entlaufen sahe,
Wog Fama jeden Tropen ab;
Allein das Werkzeug seiner Siege,
Die Mitgefährten seiner Kriege,
Verscharrt mit ihrem Ruhm ihr Grab.
– – –
Baut, eitle Herrscher unterm Süden,
Die unzerstörbarn Pyramiden,
Gepflastert mit des Volkes Blut.
Komm, schneller Cäsar, siege, siege!
Es sey der Schauplatz deiner Kriege,
Die ganze Welt, dein Unterthan;
Doch wisse, Dolche, dich zu morden,
Sind, eh du warst, geschliffen worden,
Dawider nichts dich schützen kann.
In Uz Ode, die wahre Größe:
Zeug, Alexander! hin, bis zu den braunen Scythen,
Irr um den trägen Phrat, wo heißre Sonnen wüthen,
[161] Und reiß dein murrend Heer
Zum Ganges hin, bis ans entfernte Meer!
Du kämpfest überall, und siegest, wo du kämpfest,
Bis du der Barbarn Stolz, voll größern Stolzes, dämpfest,
Und die verheerte Welt
Vor ihrem Feind gefesselt niederfällt.
– – –
Mit Lorbeern wird von ihr der beßre Held bekränzet,
Der für das Vaterland in furchtbarn Waffen glänzet,
Und über Feinde siegt,
Nicht Feinde sucht, nicht unbeleidigt kriegt.
– – –
Der ächte Menschenfreund, der bloß aus Menschenliebe
Die Völker glücklich macht, und gern verborgen bliebe;
Der nicht um schnöden Lohn,
Nein, göttlich liebt, wie du, Timoleon!
Zu dir schrie Syrakus, als unter Schutt und Flammen
Und Leichen, die zerfleischt in eignem Blute schwammen,
Der wilde Dionys
Sein eisern Joch unleidlich fühlen ließ.
Du kamst, und stürzest ihn, zum Schrecken der Tyrannen,
Wie wenn ein Wintersturm die Königinn der Tannen
Aus tiefen Wurzeln hebt,
Von ihrem Fall ein weit Gebirge bebt.
Wenn man von der
schönen Unordnung
in einer Ode redet, so
versteht man darunter die Verknüpfung der gemahlten Empfindungen,
also die Folge des schönen Verhältnisses der Bilder in einer
Ode. Man hat diese Eigenschaft deswegen so genennt, weil sie mit den auf
einander folgenden Gedanken und Schlüssen in der Seele nicht eben
die Regeln beobachtet. Und es wäre der größte Fehler,
wenn sie dieses thäte. In Betracht der Entwicklung der Affekten
ist sie die vollkommenste Ordnung. In der Ode muß eine
Unordnung herrschen. Die Ode ist ein lebhaftes Gemälde der Affekten;
also der auf einander folgenden Empfindungen im Affekt, diese aber sind der
Folge der Vorstellungen, in
genaue[162]ster Bedeutung genommen, unähnlich,
also unordentlich. Sie ist also ein Gemälde der, in <Vergleichung> mit den
Vorstellungen, unordentlichen Veränderungen des Affekts. Diese Unordnung
besteht demnach darinn, daß man von einer Empfindung auf die andere
übergeht, ohne daß uns der nächste Grund davon gleich in die
Augen fällt. Diese Unordnung muß schön seyn. In der Ode
müssen die Affekten natürlich, also in der möglichsten Aehnlichkeit,
also vollkommen geschildert werden. Dieses Sinnlich vollkommne aber ist das Schöne.
Wenn die Uebereinstimmung dieser Unordnung im Gemählde mit dem
wirklich gehabten Affekt lebhaft empfunden werden kann, so wollen wir
es eine schöne Unordnung der Nachahmung nennen.
Wenn aber die Bilder von dem Dichter so vortheilhaft verknüpft werden,
daß sie die nachgeahmte Unordnung noch erhöhen, so nenne ich es
die schöne Unordnung in der Zusammensetzung. Diese letzte
unterscheidet sich demnach von der ersten darinn, daß sie mehrere Bilder
von Empfindungen anbringt, als man ordentlich bey dem Affekte fühlt,
oder daß sie eine vollkommnere Verknüpfung macht, oder daß
sie mannichfaltigere Bilder in einer größern Uebereinstimmung mahlt.
Diese Eigenschaft kann auch aus dem Begriffe des Enthusiasmus hergeleitet werden. In der Begeisterung sehen wir den Gegenstand in einem so hellen Lichte, daß wir mit einer gewissen Geschwindigkeit zu demselben eilen, unsre Empfindungen sind zusammengedrängt, und die kleinen Nebenempfindungen ganz verdunkelt. Wir können also den nächsten Grund der Verbindung dieser lebhafen Bilder nicht augenblicklich entdecken. In dieser Verbindung aber besteht die schöne Unordnung.
Die Grade dieser Unordnung sind in einer jeden Ode unterschieden. Denn in der einen Ode kann mehr Enthusiasmus seyn, als in der andern. Also muß auch in der einen mehr Unordnung angetroffen werden, als in der andern.
[163] Die Unordnung ist größer, wenn mehrere kleine Bilder, die in einem andern Gedichte Schönheiten gewesen wären, übergangen worden; wenn Dinge mit einander verbunden werden, die sich einander aufzuheben scheinen, und wenn die Verknüpfung derselben schöner ist.
In dem Enthusiasmus wird die Seele plötzlich von dem Gegenstande hingerissen, sie heftet sich an demselben an, und wird ganz innere Empfindung. Die Bilder sind alsdann von einer so großen Lebhaftigkeit, daß sie in diesem Zustande sich nicht lange befinden kann, ohne niederzusinken und matt zu werden. Der Enthusiasmus kann also nicht lange dauren. Die Ode spricht allezeit begeistert. Also muß sie verhältnißmäßig kurz seyn. Es ist wahr, man hat Oden, die an Länge noch ein Lehrgedicht übertreffen; allein man frage seine eigne Empfindungen, wenn man dergleichen lieset, ob nicht der Affekt nach und nach aufhört; ob nicht diese Gedichte mehr die kalte Miene des Dogmatischen, als <die> glühende Hitze des Affekts haben.
Eine Ode, die einen einfachen, reinen Affekt hat, muß kürzer
seyn als die, wo ein zusammengesetzter, ein vermischter herrscht. Aus
dieser Eigenschaft mit der unmittelbar vorhergehenden verbunden,
fließt ein Begriff der Ode. Es ist folgender: Die Ode ist
ein kurzes Gedicht, worinn eine schöne Unordnung herrscht.
Diese Wahrscheinlichkeit ist von derjenigen, die andern Gedichten eigen ist, verschieden; so wie sich die Ode von diesen Gedichten unterscheidet. Wir verstehen darunter die Wahrscheinlichkeit der Empfindungen oder des Affekts. Sie besteht darinn: wenn der Gegenstand einen gewissen Affekt hat verursachen können, (Wahrscheinlichkeit der Veranlassung) wenn die Bilder mit dem Affekt übereinstimmen, (Wahrscheinlichkeit des Gemäldes; wenn die Bilder unter einander [164] selbst sich nicht widersprechen, (Wahrscheinlichkeit der Verknüpfung). Von allen diesen Arten findet man häufige Beyspiele beym Pindar, Horaz, Hagedorn, Uz, Ramler. Die Wahrscheinlichkeit der Empfindung oder des Affekts ist die mögliche Verbindung derselben. Diese kann so beschaffen seyn, daß man keinen Grund angeben kann, das Gegentheil anzunehmen, oder daß man selbst Gründe von dieser Möglichkeit zu zeigen im Stande ist; wenn diese Gründe zahlreich und lebhaft sind, so entsteht daraus ein Schein der Nothwendigkeit, welches eine vorzügliche Schönheit, besonders der Ode, ist. Die erste Art der Wahrscheinlichkeit findet sich zu Anfang einer Ode, und die andere muß in der Folge bis zu Ende angetroffen werden. Es kann etwas wahrscheinlich seyn, als eine Empfindung betrachtet, welches unwahrscheinlich seyn würde, wenn es eine bloße Vorstellung wäre, und umgekehrt. Man muß also die Wahrscheinlichkeit in der Ode nach den Gesetzen der untern Begehrungsvermögen der Seele beurtheilen. In einer jeden Ode muß so viel Wahrscheinlichkeit seyn, als der Affekt erfordert; weil eine jede die schöne Unordnung haben muß. Je größer und vorzüglicher der Gegenstand ist, je lebhafter er gezeichnet worden, und je genauer die Verbindung der Bilder ist; je größer ist die Wahrscheinlichkeit.
So wie in einer Epopee, in einer Tragödie nur Eine Handlung seyn kann; so kann auch nur Ein Hauptaffekt in einer Ode seyn. Diese Eigenschaft folgt aus dem Begriffe des Enthusiasmus und der Wahrscheinlichkeit, wenn sie mit einander verglichen werden. Diese Einheit erfordert, daß alle einzle Gemählde in dem Hauptaffekt, als in ihrem Mittelpunkt, zusammenfließen. Wenn ein Nebenumstand zu stark gezeichnet ist; wenn die Ausschweifungen zu weitläuftig sind, so ist es ein Fehler, wodurch die Einheit leidet. Und sie wird völlig aufgehoben, wenn zween Affekten so stark gemahlet werden, daß beyde ein Ganzes für sich ausmachen.
[165] Derjenige Dichter, welcher sich einfallen läßt, Oden zu schreiben, ohne zu lebhaften, starken Empfindungen aufgelegt zu seyn, wird kleine Bilder sorgfältig mahlen, und den Hauptpunkt der Schönheit mit einer merklichen Schwäche zeichnen. Man wird bey Lesung desselben zweifelhaft werden, ob er sich eigentlich einen bestimmten Gegenstand vorgestellet habe. Und eine ausschweifende Einbildungskraft wird von einem Affekt zum andern hinüberflattern, die verschiedenen Gegenstände mit gleichhellen Farben mahlen, und uns statt einer Ode zwo zu lesen geben.
Diese Einheit ist größer, nachdem die Mannichfaltigkeit, das Lebhafte der Bilder, stärker ist, und nachdem alle zusammen gleich den Strahlen eines Zirkels sich in dem Mittelpunkt der Schönheit merklich vereinigen.
Aus der Vergleichung dieser Eigenschaften entspringen die Regeln der Vollkommenheit einer Ode. Je größer die Begeisterung, folglich je höher der Schwung, und je merklicher die schöne Unordnung ist, je mehr die Wahrscheinlichkeit der Empfindungen, die Kürze und die Einheit beobachtet, und je genauer alles dieses mit einander verknüpft worden; je vollkommner ist die Ode.
Wir untersuchen hier Bestimmungen der Ode, welche nur einer gewissen Art derselben wesentlich sind, und die sie, was die Beschaffenheit anbelangt, mit andern Gedichten gemein hat, sich aber, in Absicht auf den Grad, von derselben unterscheidet.
Wie viel hat man von diesem höchsten Grade des Schönen geschrieben, und wie wenig Bestimmtes findet man bey den meisten Schriftstellern! Man hat ganze Werke davon, und dennoch sucht man die Erklärung desselben darinn vergebens. Entweder sind nur einige Bestimmungen gesetzt worden, die andern Schönheiten ebenfalls zukommen, oder [166] man hat die Wirkung anstatt der Beschaffenheit gesetzt. Wenn man das Erhabene denkt, so wird man allezeit den Begriff einer gewissen Größe in der Seele haben: allein dieses Große muß so beschaffen seyn, daß es nicht gemein ist, es muß den Stempel des Außerordentlichen zeigen. Das Erhabne ist demnach, was über unsre Sphäre geht. Der Gegenstand ist also erhaben, welcher so groß ist, daß er außer unserm Gesichtspunkt sich erstreckt. Das Erhabne in den Empfindungen ist dasjenige, welches so groß ist, daß es über die Sphäre unsrer Empfindungen zu gehen scheint.
Wenn wir Gegenstände denken oder empfinden wollen, die von der Größe sind, daß sie über unsre Sphäre hinausreichen, so müssen wir sie, wenn wir anders Ideen davon erlangen wollen, durch Vergleichung oder Unterscheidung uns vorstellen; also nicht anders, als durch Witz oder Scharfsinnigkeit, erkennen. Da nun diese Gegenstände von der ersten Größe sind, und eine wahre Empfindung der empfundenen Sache proportionirt seyn muß; dieses aber nur durch Hülfe des scharfsinnigen Witzes geschehen kann; so wird allezeit ein sehr hoher Grad des Witzes und der Scharfsinnigkeit dazu erfordert werden. Eine erhabene Empfindung ist also diejenige, welche durch Hülfe eines sehr hohen Grades des Witzes und der Scharfsinnigkeit in der Seele hervorgebracht wird. Daher folgt, daß eine erhabne Empfindung, wenn sie einem andern mitgetheilet wird, allezeit Erstaunen bey demselben verursacht *). Die Eigenschaften der erhabnen [167] Empfindungen sind das Lebhafte, der Adel, Reichthum, die Gewißheit und Richtigkeit in einem hohen Grade. Das Erhabne des Affekts ist der größte Grad des Erhabnen. Laßt uns vorher beweisen, daß jede erhabne Empfindung ein Affekt seyn müsse. Sie ist der Abdruck eines erhabnen Gegenstandes. Jede Größe steigt nach der Menge der einzelnen Theile und nach derselben Größe. Diese Theile sind von einer so großen Verschiedenheit, daß die Empfindung davon, in so fern sie wahr ist, ebenfalls aus einer Menge einzelner Empfindungen besteht, die aber nicht deutlich seyn können. Die ganze Empfindung bekömmt durch diese Menge ihre Stärke. Es wird demnach durch das Erhabne allezeit eine starke Empfindung, welche aus vielen einzelnen verworrnen zusammengeflossen ist, verursacht. Eine starke Empfindung aber von der Beschaffenheit ist ein Affekt. Also ist eine jede Empfindung ein Affekt. Man kann demnach behaupten, daß eine jede starke Empfindung, welche durch einen hohen Grad des natürlichen oder moralischen Schönen verursacht worden, eine erhabne Empfindung sey. Denn das natürliche oder moralische Schöne ist von den erhabnen Empfindungen unzertrennlich; weil keine wahre Erhabenheit ohne natürliche oder moralische Größe, in Absicht der Empfindung, seyn kann. Die größte Empfindung ist der größte Grad des Erhabnen. Bey einer jeden Empfindung stellt sich die Seele mehr Verschiedenheit vor, als bey jedem Gedanken von gleicher Beschaffenheit. Also sind mehr Schönheiten da, folglich ist das Bild lebhafter; also sind mehrere Vollkommenheiten, als bey einem erhabnen Gedanken, in so fern er von der Empfindung unterschieden ist. Da nun bey der [168] Empfindung der größten Vollkommenheit, außer dem scharfsinnigen Witz, noch Triebfedern hinzukommen, welche das lebhafte Bild zu der größten Höhe erheben, und nicht mehr Wege möglich sind, auf denen wir zu dem Erhabnen gelangen, nämlich entweder durch die Gedanken, in genau bestimmter Bedeutung genommen, oder durch die Empfindungen; so folgt, daß die größte Empfindung der höchste Grad des Erhabnen ist. Der höchste Grad des Erhabnen ist der größte Affekt. Eine Ode aber, wo der größte Affekt herrscht, ist die vollkommenste; also ist die erhabne Ode die vollkommenste. Also muß in der Ode, mit allen andern Gedichten verglichen, die größte Erhabenheit herrschen. Man wird diese vorzügliche Eigenschaft in vielen Davidischen Psalmen, in den Oden des Pindars, Horaz, und einigen neuen Dichtern antreffen. Besonders aber ist des H. v. Hallers Ode über die Ewigkeit reich an erhabenen Gemälden.
Die Kunstrichter, welche ihre Begriffe von den Schönheiten eines Gedichtes nur aus dem Homer und Virgil geschöpft haben, geben uns eine so enge Erklärung von dieser Eigenschaft, daß man sich nicht einmal einfallen lassen könnte, wenn man ihnen folgen wollte, in der Ode diese Schönheit zu finden. Weil sie in dem griechischen und römischen Dichter kein ander Wunderbares finden konnten, als das Wunderbare der Maschinen, (ministerium Deorum, Petron.); so glaubten sie berechtigt zu seyn, alles andere davon auszuschliessen. Laßt uns einen bestimmtern Begriff festsetzen. Das Wunderbare gränzt am nächsten an das Erhabne, es wird also etwas mit demselben gemein haben. Das Außerordentliche, welches die uns bekannten Kräfte zu übersteigen scheint, ist das Wunderbare. Es mögen Handlungen, Begebenheiten, oder Vorfälle seyn; wenn sie uns unglaublich vorkommen, so haben sie die Eigenschaften des Wunderbaren an sich. Die Empfindungen, welche durch außerordentliche Wirkungen unbekannter Kräfte verursacht worden, sind wunderbar. [169] Eine außerordentliche Sache kömmt uns dem ersten Anscheine nach unglaublich, folglich unwahrscheinlich, also widersprechend vor. Die Empfindungen demnach, welche einander zu widersprechen scheinen, sind wunderbar. Das Wahrscheinliche muß allezeit bey diesen Empfindungen seyn, wenn es nicht ein falsches oder verfehltes Wunderbares seyn soll. Es ist wahr, die Wahrscheinlichkeit ist hier in einem Nebel verhüllt, sie muß aber doch durch eine genaue Untersuchung können entdeckt werden. Dieses Wunderbare der Empfindungen ist von dem Wunderbaren der Maschinen, der Geschichte, der dramatischen Poesie und der Fabel darinn unterschieden, daß es keine versteckten Zubereitungen von weitem braucht. Es ist heftiger, und überrascht uns, ohne daß es einmal nur zu der Vermuthung Anlaß gebe, itzt würden wir etwas zu erwarten haben. Je plötzlicher, je unvermutheter die <Veränderung> des Affekts ist, je mehrere Folgen daraus entstehn, je mehr widersprechend die verbundenen Empfindungen zu seyn scheinen; je größer ist dieses Wunderbare. Jedes Erhabne ist wunderbar, aber nicht jedes Wunderbare erhaben.
Dasjenige ist unerwartet, was wir durch unser Vorhersehungsvermögen uns nicht vorgestellt haben. Folglich ist jede Empfindung, die nicht ihren Grund in der Vorhersehung gehabt, unerwartet. Also, die wir nicht als eine Folge der vorhergehenden gekannt, mithin deren Verbindung wir uns nicht bewußt gewesen; folglich, die wir uns nur dunkel vorgestellet haben. Also kann unter diesen Umständen die Empfindung selbst, oder auch die Aehnlichkeit mit den gehabten Empfindungen, in das Reich der Dunkelheit gehören. Es kann uns etwas unerwartet seyn, weil wir dasselbe entweder als unter oder außer unserm Gesichtskreise uns vorgestellt, oder weil wir, wegen unsrer Einschränkung, mit unsern Vorstellungen nicht darauf kommen konnten. In beyden [170] Fällen kann entweder der Gegenstand selbst schon, oder die Verbindung, in welcher er steht, unerwartet seyn. Der unerwartete Gegenstand kann entweder eine eigne Empfindung oder eine mitgetheilte seyn. In dem ersten Falle wird der erste Eindruck davon, uns wider unsern Willen einnehmen; in dem andern aber nur alsdann, wenn er betrachtungswürdig ist. Der erste Eindruck kann weniger reizende Merkmale haben, als der mitgetheilte. Es muß demnach jede mitgetheilte Empfindung von der Beschaffenheit seyn, daß sie unsre Aufmerksamkeit zu reizen vermögend ist. Dieses aber wird geschehen, wenn sie in unsre Sphäre gehöret. In der Ode müssen folglich nur solche Empfindungen seyn, die einen Reiz bey sich führen.
Das Unerwartete ist größer, nachdem wir weniger Empfindungen gehabt, die mit dem Gegenstande eine Aehnlichkeit hatten, und je größer diese Aehnlichkeit ist. Je unerwarteter der Gegenstand, je unvermutheter die Verbindung, in welche derselbe eingeflochten ist, desto unerwarteter ist die Empfindung. Das Unerwartete kann seinen Ursprung von der Zeit, Veranlassung, Gegend, Nation, dem Charakter, den Sitten, der Religion haben. Auch nach diesen kann man die Beschaffenheit untersuchen, und die Größe des Unerwarteten messen. Wenn alle diese Quellen in einem besondern Grade vereinigt sind, so entsteht daraus das Unerwartete von vorzüglicher Art. Jedes Erhabne, jedes Wunderbare ist unerwartet. Die Beschaffenheit dieser Schönheiten kann also daraus noch weiter bestimmt, und die Größe derselben nach dem vorher angezeigten Maaßstabe abgemessen werden. Das Ueberraschende ist ein hoher Grad des Unerwarteten. Diese Schönheit haben sich die Neuern, besonders in den Oden, eigen gemacht, und dadurch einen Vorzug vor den Alten erreicht. In der Sammlung vermischter Schriften findet man verschiedene vortreffliche Stücke von der Art. Hier sind einige Stellen:
[171] Daß Mops darum auf Neure schmählet,
Weil sie nicht jener Geist beseelet,
Der nicht der Alten Liedern fehlet,
Das räum ich ein.
Doch sollt er diesen Geist wohl kennen,
Nicht nur der Alten Werke nennen,
Auch ihre Schönheit fühlen können?
Ich glaube, nein. 1 B. S. 261.
Ein Reimer fühlt es, daß ich denke.
Er seufzt: "Das Denken stürzet dich!
Wo denken Neukirch, Hank und ich?
Sey sicher, daß ich niemals mich
Auf eures Hallers Seite lenke,
So oft ich auch die Welt beschenke.
Das Denken wird zwar sehr gemein;
Doch willst du groß, wie Stoppe, seyn:
So sage nichts, und reime rein!"
Ich denke. 2 B. S. 384.
Mich rührt der Musen heitre Kunst.
Doch kaum buhl ich um ihre Gunst,
So spricht er: "Solcher Ruhm ist Dunst.
Schreibt, soll euch ein Gelehrter lesen,
Von Mitteln, Zwecken und von Wesen."
Drauf lehrt er mich, wie man beweist,
Und bringt mir sein System. Ich folge meinen Pflichten;
Ich les ihn, den soliden Geist, – –
Um auf ihn Satyren zu dichten.
Zum wenigsten sind, wie er spricht:
"Die Verse für Gelehrte nicht.
Schreibt zu der Jugend Unterricht!
Wen rühret Klopstock? Wer lobt Kleisten?
Wer klug ist, dichtet für die meisten.
Den, der nicht logisch denken kann,
Erbaut ein Neukirch noch." So gleich laß ich mich lenken;
Und ihm zu folgen, fang ich an – –
In reimlosen Versen zu denken. Ebendas. S. 387.
Die entdeckte Bestimmung eines Dinges ist das Neue. Wir können entweder auf den Gegenstand an sich betrachtet, oder auf das Verhältniß, darinn er steht, sehen. Im ersten Falle ist es das Neue des Gegenstandes, im andern das Neue der Verbindung. Das Neue hat zur unzertrennlichen Folge das Vergnügen; weil allezeit aus der erlangten Erkenntniß von Dingen, und aus der gesättigten Neubegierde ein Vergnügen entspringt. Die neuen Empfindungen aber begleitet eine vorzügliche Art desselben, welches das rührende Vergnügen ist: da die neuen Gedanken nur ein stilles und ruhiges Vergnügen zur Folge haben. Jeder Gegenstand ist eine Quelle des Neuen. Diese Eigenschaft ist eine Schönheit, welche, mit allen andern verglichen, am unerschöpflichsten ist. Sie kann allgemein angebracht werden. Dem Odendichter, welcher das Aufgeklärte der Wissenschaften kennt, die ihren Glanz auf jede große Seele in gleicher Stärke ausbreiten; den die wahre Bestimmung der Dinge und ihre Vollkommenheit mit nicht gemeinen Empfindungen erfüllt, wird allezeit das Neue, als ein Hauptzug seines poetischen Charakters, eigen seyn. Allein er wird niemals den Fehler begehn, daß man ihm ansehen könnte, er mache das Neue zu seiner ersten Absicht, er zwinge sich, das noch nie Empfundene und Gesagte aufzuspüren; denn das Neue muß jederzeit von dem Gekünstelten unterschieden werden; also nie gezwungen seyn. Dem wahrhaftschönen Geiste wird sich das Neue von selbst darbieten; er wird es allezeit nach seinem Belieben in seiner Gewalt haben; und es wird ein Sklave des Dichters seyn: da der unwitzige Kopf allezeit ein Sklave des Neuen; folglich des Gekünstelten, ist *).
[173] Das Neue des Gegenstandes mit dem Neuen der Verbindung vereinigt, ist der wahre Punkt der Schönheit dieser Eigenschaft. Je unbekannter der Gegenstand gewesen; folglich je weniger Aehnlichkeit die gehabten Empfindungen mit den gegenwärtigen haben, je schöner die neue Verknüpfung ist; desto größer ist die neue Empfindung. Zu dem Neuen gehört nie das Unvermuthete, als eine Eigenschaft desselben betrachtet. Denn es kann etwas neu seyn, welches wir auf das stärkste vermuthet; also unterscheidet sich dadurch das Neue von dem Unerwarteten. Allein, alles Unerwartete ist neu. Da nun erwiesen worden, daß das Erhabne und Wunderbare unerwartet ist; so muß auch jedes Erhabne und Wunderbare neu seyn. Durch diese Schönheit wird das Erhabne und Wunderbare mit einem verzüglichen Glanze erhellet, und nachdem dasselbe bekannter und gemeiner wird, folglich nachdem es seine Neuheit verliehrt; nachdem fällt es auch selbst und verwelkt.
Wenn diese zufälligen Eigenschaften unter einander verglichen, und die verglichnen mit den wesentlichen Bestimmungen zusammen gehalten werden; so kann sowohl die Beschaffenheit als der Grad, folglich die Merkmale der Schönheit, also das Vorzüglichste, nämlich die Charakteristik der Ode, näher bestimmt werden.
Nachdem die besondern Schönheiten dieses schönen Ganzen untersucht worden, welches zu der vollständigen Einsicht in die wahre Vollkommenheit dieser Gattung von Gedichten unentbehrlich war; so laßt uns zu der Betrachtung der Methode übergehen. Wir verstehen darunter die Art, Gegenstände mit einander zu verbinden: also einzelne Theile eines Ganzen genau zu verknüpfen.
Die Methode der Ode ist demnach die bestimmte Art, die einzelnen Züge des Affekts in ihrem richtigen Verhältnisse zu setzen. Da es so verschiedene Affekten und so mannich[174]faltige Abwechslungen derselben, so viel abändernde Empfindungen, und unendliche Arten giebt, den rührenden Gegenstand sich vorzustellen; so wird die odenmäßige Methode an Abwechslung alle andere Arten von Gedichten übertreffen. Das Wesen dieser Methode besteht in der Aehnlichkeit des Entstehens, der abwechselnden Fortdauer und des Aufhörens des Affekts. Diese Aehnlichkeit wird wegen der stark abändernden Bilder, und derselben nicht gewöhnlichen, also unordentlich scheinenden Verknüpfung, nicht so gleich in die Augen fallen. Diese Methode wird demnach in einzelnen Fällen schwer zu entdecken seyn. Nur der Empfindungsreiche, welcher seinen Geschmack bis zu dem Grade des Genauen und Feinen erhöhet hat, wird richtig davon urtheilen können. So wie das Gedicht überhaupt von einer philosophischen Untersuchung verschieden ist, so ist die Methode der Ode von den übrigen Arten der Gedichte unterschieden. Die Ode hat nicht den gleichen und abgemessenen Gang des Lehrgedichtes, noch die erzählende Miene der Epopee; sie beobachtet nicht so genau den Weg, welchen das Schäfergedicht nimmt; sie entwickelt nicht in einer merklichen Folge die Theile einer ganzen Handlung, wie das dramatische Gedicht, sondern bezeichnet die Fußstapfen, welche der Affekt, die lebhaft zusammengedrängte Empfindung, eingedrückt hat. Ihr Inneres gleicht der Seele eines großen Geistes, der sich zu allen würdigen Gegenständen hinschwingt, und den Punkt der Vollkommenheit in einem hellen Lichte sieht; da niedrige Geister an der Erde hin sich nur mit kleinen Gegenständen kriechend beschäfftigen. Ihre Auszierungen sind dem Putze eines geschmackvollen Mägdchen ähnlich, welche durch die mannichfaltigen Abänderungen in gut gewählten Kleidungen ihre Schönheit erhöhet.
Bey dieser bestimmten Art, das Verhältniß der Bilder des Affekts richtig zu wählen, können entweder die vorzüglich[175]sten Bilder eines Ganzen besonders in Erwägung gezogen werden, wovon die übrigen ihren Glanz erhalten; oder es kann der ganze Umfang aller einzelnen Züge betrachtet werden: im ersten Falle ist es der Plan; im andern die Ausbildung des Plans. Der Plan der Ode ist demnach die verhältnißmäßige Verknüpfung der Grundbilder des Affekts. Wenn man in die eigentlichen Schönheiten eines Gedichtes eindringen will, so muß uns der bestimmte Endzweck desselben bekannt seyn. Der Odendichter sagt uns nicht gleich zu Anfange, wie der Heldendichter, den Innhalt und den Endzweck seines Gedichtes. Wir müssen also den Endzweck selbst aufsuchen. Dieses aber kann nicht anders geschehen, als aus dem bestimmten Verhältniß der Bilder. Folglich muß man aus dem Plane den Endzweck schließen. Wenn in der Ode der Endzweck gleich zu Anfange angezeigt worden, so liegt uns die gleiche Verbindlichkeit ob, den Plan des Gedichtes richtig einzusehen, um denselben mit dem Endzwecke zu vergleichen, und daraus die Schönheit des Gedichtes zu beurtheilen. Hieraus fließt: die Einsicht in den Plan des Gedichtes ist zur Empfindung der eigenthümlichen Schönheiten desselben unentbehrlich. Der Odendichter, wenn er von einem rührenden Gegenstande eingenommen ist, fühlt in seiner Seele die starken Empfindungen, wovon die Grundbilder, die den Plan ausmachen, getreue Abdrücke sind. Es liegt demnach, wenn er sich eine Ode zu schreiben entschließt, allezeit der Plan vorher in seiner Seele. Er mag denselben aufs Papier niederschreiben, oder nur denken, so wird es uns gleich viel seyn; wenn er nur den Plan nicht lange liegen läßt, ohne ihn auszubilden: denn in diesem Falle wird entweder die Ode zu leer, oder zu gekünstelt werden, wenn er nicht ähnliche Empfindungen zu der Zeit gehabt hat. Das Verhältniß der Grundbilder muß sich nach dem Affekt richten. Das Verhältniß dieser Bilder muß also den Empfindungen proportionirt seyn.
[176] Nachdem der Affekt heftig, also die Ode stärker ist, nachdem muß auch der Plan mit hellern Bildern gezeichnet seyn. Je lebhaftere Empfindungen, je hellere Bilder sind, je natürlicher und genauer die Verknüpfung derselben ist, desto vollkommner ist auch der Plan.
Die Ausmalung des Plans ist die Verbindung der bezeichneten Nebenempfindungen mit den Hauptempfindungen; oder das ganze Verhältniß der Grund- und Nebenbilder. Hier wird die eigentliche Schönheit erreicht werden, wenn der Dichter ein Meister in den schönen Empfindungen und der Einrichtung der schönen Verhältnisse der kleinen Bilder ist. Diese Bilder werden klein genennt in Absicht derjenigen, welche eigentlich den Plan ausmachen. Sie müssen, außer und in dem Zusammenhange betrachtet, nie von der Größe und Schönheit seyn, als die Bilder des Plans; denn sonst würden sie zum Plan selbst gehören, oder die Einheit der Ode würde dadurch verletzt werden. Ihre Schönheit bekommen sie erst durch die Verknüpfung; sie theilen wechselsweise ihr Licht, welches sie von den großen Bildern erhalten, einander, und alsdann vereinigt dem Plane wieder, mit. Sie sind das in der Ode, was die Episodien in der Epopee sind; und so wie die Epopee durch die geschickte Verknüpfung der Episodien mit der Haupthandlung eine größere Schönheit erhält; so wird auch die Ode durch die schöne Verbindung der kleinen Bilder vollkommner. So wie jeder Odendichter, wenn er ein Original ist, einen eignen Plan in seinen Werken haben wird; so wird sich auch ein jeder in der Ausmalung des Plans von dem andern unterscheiden. Es wird entweder die Mannichfaltigkeit dieser kleinen Bilder, oder die verschiedene Verknüpfung derselben, oder das Majestätische, Große, Ernsthafte, Malerische, Unerwartete, Flüchtige, Leichte, Feine, Neue, Zusammengedrungne [177] den Unterschied derselben ausmachen. Wir werden dieses ausführlicher untersuchen, wenn wir in der Folge den Charakter der Originaldichter in der Ode, sowohl der Alten als Neuern, bestimmen.
Je mannichfaltiger diese kleinen Bilder sind, je genauer sie gewählt, je schöner sie verbunden worden; desto vorzüglicher ist die Ausbildung des Plans.
Aus unsern entwickelten Begriffen und daraus hergeleiteten Sätzen, kann man die Richtigkeit folgender Regel aus der Mechanik der Ode beurtheilen: Im Anfange muß die Ode Affekt zeigen; in der Folge muß der Affekt bald zu, bald abnehmen, oder in Graden steigen; das Ende muß am stärksten seyn.
[Die Anmerkungen stehen als Fußnoten auf den in eckigen Klammern angegebenen Seiten]
[152] *) Alle diejenigen, welche entweder über den Aristoteles oder
Horaz Erklärungen oder selbst von der Dichtkunst geschrieben haben,
bestätigen diesen Satz. Man darf nur den Petr. Victorius, Franc.
Robortellus etc. über die Poetik des Aristoteles; den Jac.
Grifolus, Franc. Luisinus, Vincentius Madius, Achilles Statius etc.
über des Horaz Schreiben an die Pisonen nachschlagen. Was die
Ode anbetrifft, so findet man in des
Scaligers Poetices L. I. C. 44.
u. ff. S. 116-127. nichts, als die Etymologien, die Arten und die historischen
Umstände der lyrischen Gedichte. Thom. Campanella hat in seiner Poetica,
die zu Paris 1638 in 4. herausgekommen und den vierten Theil der
Philosophia rationalis ausmacht, S. 176. u. f. bloß den
Gegenstand und das Sylbenmaaß der Ode, und noch dazu sehr
unvollständig, abgehandelt.
Gerh. Jo. Vossius hat in seinen
Poeticarum Institutionum Libris III. Amst. 1647. in 4. im 3.
B. S. 60-94. die Etymologie der lyrischen Poesie, er hat die Stellen
der Alten gesammelt, in welchen von dem Gegenstande der Ode geredet
wird, die Arten derselben angeführt, die Schreibart und das
Sylbenmaaß charakterisirt, und die verschiedenen Odendichter
der Griechen und Römer genennt.
zurück
[153] *) La Motte hat seinen Oden eine Abhandlung von dieser Art
von Gedichten beygefüget, in welcher es ihm aber nicht
gefällig gewesen ist, seinen Lesern zu sagen, was eigentlich
die Ode ist, sondern er hat bloß von der Begeisterung und dem
Erhabenen in der Ode geredet, und sehr unvollständig die Charaktere
vom Pindar, Anakreon, Horaz, Ronsard und Malherbe entworfen. Herr Dacier
hat gleichfalls in der Vorrede zu seiner Uebersetzung des Horaz von
dieser Art von Gedichten gehandelt. Wir werden bald seine Erklärung
davon anführen. Muratori della perfetta Poesia, in Venezia
1730. in 4. redet von eben diesem Gegenstande Tomo II. C. 7. Ingleichen
Trapp in Praelectionibus poeticis. Lowth de Poesi sacra Hebraeorum
Praelect. XXV-XXVIII. Batteux hat in der Einleitung in die schönen
Wissenschaften, nach der Uebersetzung des Herrn Pr. Ramlers im 3ten Bande
S. 3-86. mehr als seine Vorgänger, von dieser Materie gesagt, aber
auch ziemlich a la Françoise. Die Anmerkungen, welche Herr Schlegel
zu seiner Uebersetzung des Batteux Einschränkung der schönen
Künste auf einen einzigen Grundsatz, hinzugefügt, S. 193-209.
und 415. f. verdienen gelesen zu werden. Man kann davon auch Herrn Cramers
Vte Abhandlung von dem Wesen der biblischen Poesie, die sich in seiner
poetischen Uebersetzung der Psalmen im Isten Theile befindet, nachlesen.
zurück
[154] *) Hier ist die Beschreibung, die Herr Dacier gegeben hat:
"Die Ode ist eine kurze Art eines Gedichtes, das man zu den Tönen
der Leyer absingt, oder welches doch könnte abgesungen werden,
und welches alle Versarten ohne Unterschied annimmt, und in einem
einzigen Stücke derselben öfters verschiedene zu
Beförderung des Wohlklangs unter einander mischt; welches
sich alle Gegenstände gerecht macht, und die niedrigen auf
eine zwar muntre, aber doch edle Weise, und die großen mit
so einer Erhebung abhandelt, welche mehr die Wirkung einer
Begeisterung, als eines ruhigen Verstandes zu seyn scheint, und
dennoch zur Sittenlehre nützlich ist." Vielleicht sind einige
von unsern Lesern bey dieser Beschreibung müde worden. Wenn sie
sich erholen, oder vielmehr noch weiter ihre Geduld üben wollten,
so könnten sie eine lustige Zergliederung davon in Gottfr. Ephr.
Müllers historisch-kritischen Einleitungen zu nöthiger
Kenntniß und nützlichem Gebrauch der alten lateinischen
Schriftsteller, im 3ten Theile S. 448-455. lesen.
zurück
[155] *) Wir wünschten, daß durch diesen Versuch der
Verfasser der philosophischen Schriften angereizt werden möchte,
seine vortreffliche
Abhandlung von der Ode bekannt zu machen.
zurück
[157] *) Man sehe die Briefe, die neueste Litteratur betreffend,
13. Th. S. 70-83. wo man eine lesenswürdige Untersuchung des
H. Nicolai von der Elegie findet.
zurück
[166] *) La Motte hat bereits eine Erklärung von dem Erhabnen
in seiner Abhandlung von der Ode gegeben. Er sagt, das Erhabene ist
die Vereinigung des Wahren und Neuen in einer großen Idee, die
zierlich und kurz ausgedrückt ist. Bodmer hat in den kritischen
Briefen, Zürch 1746, eine Abhandlung von dem Wesen der erhabnen
Schreibart und vom Erhabnen in der Sprache S. 94-108. Gegenwärtig
ist man in diesen Gegenstand, vermittelst scharfsinniger Beobachtungen
und einer gründlichen Philosophie, tiefer eingedrungen. Die zween
vorzüglichsten Schriftsteller sind: Moses in seiner Ab[167]handlung
vom Erhabnen, die sowohl in der Bibliothek der schönen Wissenschaften
im 2ten B. als auch in den philosophischen Schriften befindlich ist;
und der englische Philosoph in der Philosophical Inquiry in to the
Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful, the second edition.
London 1759 in 8. davon H. Secret. Leßing eine Uebersetzung mit eignen
Abhandlungen begleitet herausgeben wird.
zurück
[172] *) Doch dieser Fehler ist unter den poetischen Insekten nicht
allzuhäufig, oder vielmehr noch selten; weil sie entweder allzuschwach
sind, das Neue nachzuäffen; oder weil es ihnen noch nicht eingefallen,
daß ein vorzügliches Gedicht auch das Gepräge des Neuen
haben müsse.
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Erstdruck und Druckvorlage
Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften.
1763, Bd. 2, Stück 1, S. 152-177.
Ungezeichnet.
Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck
(Editionsrichtlinien).
Für die Anmerkungen gilt: Interpunktion nach erkennbaren Regeln der Druckvorlage normalisiert;
die in der Druckvorlage in Antiqua gesetzten fremdsprachigen Titel wurden kursiviert.
Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften online
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URL: http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/1293801-4
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